Fußball: Wie deutsche Talente aus der Sackgasse kommen
Traum und Realität im Fußball:Wie deutsche Talente aus der Sackgasse kommen
von Ralf Lorenzen
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An Talenten mangelt es in Deutschland nicht, aber sie haben es oft schwerer oben anzukommen. Celtic-Glasgow-Profi Nicolas Kühn zeigt, dass auch Umwege zum Ziel führen können.
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Mit 3:0 fertigte Celtic Glasgow vor zehn Tagen im traditionellen Old Firm den Lokalrivalen Glasgow Rangers ab. Auch ohne eigenen Torerfolg gehörte der 24 Jahre alte Nicolas Kühn zu den besten Spielern auf dem Platz. In den ersten beiden Saisonspielen hatte der Stürmer bereits zwei Tore zu Celtics aktueller Siegesserie beigetragen.
Mehr Entwicklungsmöglichkeiten bei Ajax
Am vergangenen Wochenende hatte Kühn allerdings spielfrei, weil Länderspielpause war und er nicht von Trainer Julian Nagelsmann zur Nationalmannschaft in der Nations League eingeladen wurde. Mit Florian Wirtz, Kai Havertz, Benjamin Henrichs und Jonathan Tah waren dort vier Spieler am Start, die wie er schon einmal vom DFB mit der Fritz-Walter-Medaille als bester Nachwuchsspieler ausgezeichnet wurden.
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2019 galt Kühn als das Top-Talent in Deutschland. Er spielte damals in der 2. Mannschaft von Ajax Amsterdam, weil er im weitgehend von taktischem Training geprägten Ausbildungssystem des DFB seine individuellen Fähigkeiten nicht wie gewünscht weiterentwickeln konnte. Schon gar nicht bei seinem Ex-Klub RB Leipzig mit der damaligen Ausrichtung auf das lauf- und kampfintensive Gegenpressing.
Fußball spielen statt Ergebnisse erzielen
"Bei Ajax ging es einfach darum, Fußball zu spielen", sagt Kühn in der aktuellen Folge der Sendung Bolzplatz. "Da war es nicht wirklich ergebnisorientiert, sondern es ging mehr um: Erster Kontakt, Mitspieler finden, Assist, Tore. Die Qualität der Spieler wurde dadurch hervorgehoben."
Der frühen Erfolgsdruck, verbunden mit der Überbetonung taktischer Fähigkeiten, gilt als ein Grund für die Sackgasse, in der viele junge Spieler in Deutschland laut Bolzplatz-Moderatorin Lili Engels stecken. "Ja, ich weiß, wir haben Jamal Musiala und Florian Wirtz, aber das sind absolute Ausnahmetalente", so Engels.
Falscher Schwerpunkt auf dem Scouting
Ein weiterer Grund für diese Sackgasse: Klubs, die es sich leisten können, scouten in den älteren Jahrgängen für ihre Akademien die besten Spieler aus aller Welt, statt den selbst ausgebildeten Jugendlichen zu vertrauen.
"Das ist super für die Vereine, aber schlecht fürs Land", erklärt Professor Ralf Lanwehr, der im Auftrag von DFL und DFB den deutschen Jugendfußball untersucht hat. Klubs wie Bayern München, Borussia Dortmund oder RB Leipzig seien komplett darauf ausgerichtet. "Das bedeutet aber, dass da lauter Spieler rauspurzeln, die aus aller Herren Länder kommen."
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Wenig Spielzeit für deutschen Nachwuchs
Für den im Land ausgebildeten Nachwuchs sind dann die Kaderplätze oft blockiert. Bei der durchschnittlichen Spielzeit der nationalen U21 Talente in den stärksten europäischen Ligen landet die französische Ligue 1 auf Platz eins, die Bundesliga nur auf Platz sieben.
Diese Erfahrung musste auch Kühn machen, als er von Ajax den Schritt zu Bayern München wagte und dort in der 2. Mannschaft hängen blieb. Den Schritt in den Erwachsenenfußball schaffte er dann über Erzgebirge Aue in der 2. Liga und Rapid Wien.
Auf Umwegen in die Champions League
Über diese Umwege hat er nun doch das Ziel erreicht, dass er in seinem ersten Interview mit 16 Jahren einst so formulierte: "Auf jeden Fall Profifußball, spätestens in vier Jahren. Am liebsten in einem Champions-League-Verein, wo ich gegen die besten spielen kann."
Am kommenden Mittwoch spielt Kühn mit Celtic Glasgow in der Königsklasse gegen Slovan Bratislava, vierzehn Tage später kann er sich dann im Spiel bei Borussia Dortmund bei Julian Nagelsmann empfehlen. Auch das Ziel, Nationalspieler zu werden, hat Kühn nicht aufgegeben.
Quelle: Reuters
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