Hans-Joachim Watzke und Rudi Völler von der DFB-Task-Force beim Länderspiel gegen Japan auf der Tribüne.
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Seit dem vierten WM-Triumph 2014 geht es steil bergab. Bei zwei WM-Endrunden in Folge war Schluss in der Vorrunde, bei der EM dazwischen reichte es gerade einmal für das Achtelfinale. Als Folge musste der DFB erstmals in seiner Geschichte einen Bundestrainer entlassen. Ob der nun unter Hochdruck
gesuchte Nachfolger von Hansi Flick die Wende bringen kann, erscheint fraglich. Ein Überblick über die Baustellen beim DFB:
EM 2024 der Männer im eigenen Land
Die zweite EM-Endrunde in Deutschland nach 1988 steht vor der Tür. Obwohl die Organisatoren beim Turnier im kommenden Jahr mit vollen Stadien rechnen, ist nichts von EM-Stimmung im Land zu spüren.
Der Niedergang der Nationalmannschaft wird mittlerweile sogar mit Häme betrachtet, das erhoffte Sommermärchen 2.0 in Anlehnung an die WM 2006 im eigenen Land ist in weite Ferne gerückt.
Frauen-Nationalmannschaft: Ernüchterung nach WM-Vorrunden-Aus
Zudem ist die angezählte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg krank von der Endrunde zurückgekehrt, die WM-Analyse verzögert sich dadurch. Was die Zukunft bringt, ist völlig offen.
Angespannte finanzielle Situation
Der einst so reiche DFB ist mittlerweile ganz knapp bei Kasse. Zuletzt wurde ein knallharter Sparkurs verkündet, der das strukturelle Defizit von derzeit jährlich 19,5 Millionen Euro um 15 Millionen auf 4,5 Millionen Euro senken soll. Zuvor war öffentlich geworden, dass die Finanznöte noch größer als gedacht sind.
Der Neubau des im vergangenen Jahr eröffneten Campus kostete 180 statt 150 Millionen, das strukturelle Defizit und erneute steuerrechtliche Ungereimtheiten haben weitere wirtschaftliche Schäden verursacht. Langfristig helfen nur Erfolge der Nationalmannschaft gegen die roten Zahlen.
U21 und Reform im Jugendbereich
Die U21 ist bei der zurückliegenden EM in der Vorrunde sang- und klanglos gescheitert. Zudem hat DFB-Vize Hans-Joachim Watzke zuletzt mit seiner polemischen und sachlich stark umstrittenen
Kritik an den Reformen im Jugendbereich viel Aufregung ausgelöst.
Das hat für massiven Ärger innerhalb des Verbands gesorgt. Der neue Direktor Hannes Wolf steht vor einer Mammutaufgabe.
Geschäftsführung: Suche nach Bierhoff-Nachfolger
Gesucht wird nicht nur ein Bundestrainer. Die Nachfolge des nach der WM 2022 zurückgetretenen Geschäftsführers Oliver Bierhoff ist nach wie vor offen. Mit Sami Khedira gab es keine Einigung,
Nadine Keßler hat abgesagt - beides erscheint bezeichnend für das schwache Bild, das der einst so glorreiche DFB seit Jahren abgibt.
Auch eine Sportdirektorin für die Frauen-Nationalmannschaft, die als Lehre aus dem WM-Debakel engagiert werden soll, gibt es noch nicht.
Kritik an Taskforce
Die nach der WM-Pleite der Männer installierte Taskforce musste sich sofort jede Menge Kritik gefallen lassen. Sie wurde unter anderem als Riege alter Männer bezeichnet, die keine Aufbruchstimmung erzeugen könne.
Dass Taskforce-Mitglied Watzke mittlerweile als Multifunktionär fast überall an der Spitze mitmischt (DFB, DFL, UEFA) wird zudem von Beobachtern kritisch gesehen.
DFB-Präsident Neuendorf im Fokus
Es steht außer Frage, dass Präsident Bernd Neuendorf im März des vergangenen Jahres eine extrem schwere Aufgabe angetreten hat. Der DFB lag nach schier endlosen Machtkämpfen und drei Präsidenten-Rücktritten in Folge am Boden. Zwar konnte Neuendorf einige Probleme lösen, dafür tauchten immer wieder neue auf.
Bei der Regenbogen-Debatte in
Katar holte sich Neuendorf eine blutige Nase, seine Rolle im Council des Weltverbands FIFA muss er noch finden. Dass sich die Kritik am Präsidenten mehrt, ist kein gutes Zeichen.
DFB-Präsident Neuendorf hat Aussagen von Vize Watzke widersprochen. Watzke hatte geplante Reformen im deutschen Kinderfußball mit harten Worten kritisiert.
Quelle: SID