Trainerausbildung im Fußball: Zeit- und kostenintensiv

    Fußball-Ausbildung im DFB:Der schwierige Weg zur Trainerlizenz

    von Maik Rosner
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    Wer Fußballtrainer werden will, muss viel Zeit und Geld investieren. Doch weil selbst das für die höheren Leistungsstufen nicht genügt, gibt es viel Kritik. Der DFB wehrt sich.

    Training im Stadion an der Hafenstraße, Essen.
    Wer vom DFB anerkannter Fußball-Trainer werden will, braucht Zeit und Geld.
    Quelle: imago

    Vor rund zwei Monaten ging es los, inzwischen hat Tom Meyer seinen zweiten Lehrgang des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) fast abgeschlossen. Zunächst hatte der 47-Jährige das Kindertrainer-Zertifikat erworben, bald darf er sich DFB-Basiscoach nennen.
    Ab Herbst strebt Meyer die C-Lizenz als nächste Stufe auf der Entwicklungstreppe der Trainer-Ausbildung an. Insgesamt 120 Lerneinheiten sind dafür erforderlich, zu denen Online- und Präsenztermine zählen. Anfang kommenden Jahres wird er die C-Lizenz erhalten.

    Trainer-Lizenz: Lohnt sich der Aufwand?

    Meyer findet, der Aufwand lohne sich. "Man wird intensiv geschult, nicht nur mit Inhalten fürs Fußballtraining", findet er. Es gehe zudem um Wertevermittlung oder um die Frage, "wie ich als Trainer mit Eltern umgehe, die Druck aufbauen, auch auf ihre Kinder".
    Meyer trainiert mit zwei Kollegen beim SV Inning am Ammersee die F1- und F2-Junioren mit insgesamt 27 Kindern. Den Erwerb der C-Lizenz versteht er als hilfreiche Fortbildung.
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    Hohe Hürden vor DFB-Akademie

    Was in der Trainer*innen-Ausbildung in diesem Beispiel gut funktioniert, gelingt auf den höheren Stufen der Entwicklungstreppe oft weniger optimal. Das gilt vor allem oberhalb der B-Lizenz, wenn es vom Breiten- in den Leistungssport geht und die Ausbildung über die DFB-Akademie in Frankfurt am Main läuft.
    Wer eine Lizenz mit der Bezeichnung B+, A, A+ oder Pro erwerben will, steht vor sehr hohen, teils unüberwindbaren Hürden. So lautet jedenfalls die Kritik, seit die DFB-Reform der Trainer-Ausbildung ab 2022 in Kraft getreten ist.

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    Tedesco und Maaßen hätten es schwer gehabt

    Sogar einige aktuelle und frühere Bundesligatrainer wie Enrico Maaßen (FC Augsburg) oder Domenico Tedesco (Nationaltrainer in Belgien), die nur im Amateurbereich gekickt haben, wären auf der neuen Entwicklungstreppe nicht oder kaum ganz oben angekommen.
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    Kern der Kritik: Das neue Punktesystem bevorzuge jene, die hochklassig gespielt, trainiert oder Sportwissenschaft studiert haben.

    DFB: "Zugang für alle offen"

    Stimmt nicht, sagt der DFB auf ZDF-Anfrage. Grundsätzlich sei "der Zugang für alle offen und gerechter als vor der Reform", ehemalige Profis würden "nicht bevorzugt".
    Wer nun aber die Bewerbungsphase im August für die 16 sehr begehrten Plätze des Pro-Lizenz-Lehrgangs 2024 erfolgreich nutzen möchte, der sollte nicht nur sehr viele Punkte vorweisen, sondern auch sehr viel Zeit und seit der Reform zudem deutlich mehr Geld mitbringen. Fällig werden 19.000 Euro, hinzu kommen erhebliche Kosten für Unterkunft und Verpflegung.

    Kritik an DFB-Monopol und Kosten

    Kritiker beklagen das DFB-Monopol und die soziale Selektion durch die stark gestiegenen Kosten. Der Sportwissenschaftler Prof. Dr. Harald Lange von der Universität Würzburg sprach gegenüber dem WDR-Magazin "Sport inside" von einem "sehr ungerechten System", zumal die Lehrgangsplätze reduziert worden sind.

    Wir haben sehr gute Trainer an der Basis, also eine Riesennachfrage, aber verknappen letztlich die Ressource.

    Prof. Dr. Harald Lange, Universität Würzburg

    Die geringe Anzahl an Plätzen sei am Bedarf ausgerichtet, entgegnet der DFB. Die höheren Kosten seien unter anderem auf den größeren Betreuungsaufwand und die höheren zeitlichen Umfänge zurückzuführen.

    Droht noch größerer Mangel an Trainern?

    Mit 10.000 Euro schlägt schon eine A-Lizenz zu Buche, sechs Mal mehr als vor der Reform. Mit der A-Lizenz dürfen Männerteams trainiert werden bis einschließlich zur viertklassigen Regionalliga, die höchste Amateurklasse. Oft sind solche Investitionen für Klubs und Trainer*innen kaum oder gar nicht zu stemmen.
    Kritiker des neuen Modells befürchten, dass es zunehmend an qualifizierten Trainer*innen mangeln wird. Bei kleineren Klubs entstehen schon jetzt Probleme. Beim VfR Wellensiek in Bielefeld etwa hatte eine Sportlehrerin ein D-Junioren-Team sehr erfolgreich trainiert. Weil ihr die nötige Lizenz fehlt, musste sie die Mannschaft abgeben.

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