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Kommerz im Kinderfußball:Kicken als teurer Spaß
von Maik Rosner
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Camps, Akademien und Fußballschulen werben mit teuren Angeboten um den Fußball-Nachwuchs. Das bereitet kleinen Klubs Probleme. Sogar an einem Bündnis dagegen gibt es Kritik.
Viele Nachwuchsfußballer gehen in den Ferien in Camps - die werden aber immer teurer.
Quelle: Imago
Ein altes Foto dient Hans Dorfner als Referenz. Zu sehen ist darauf der heute 58-Jährige als Profi des FC Bayern in den 80er-Jahren. Das Foto ziert die Internetseite seiner Fußballschule.
Hans Dorfner bewirbt seine Webseite mit Bildern - ähnlich mit diesem - aus seiner Fußballkarriere. Hier ist er hinten rechts zu sehen, als der FC Bayern 1988/1989 Meister wurde. In der Mitte mit der Schale: Hansi Flick.
Quelle: imago/kicker/Herbert Liedel
Diese hat Dorfner 1994 eröffnet, ein Jahr nach dem Ende seiner Profi-Karriere. Seine Fußballschule besuchen pro Jahr mehr als 6.000 Kinder - in mehr als 100 Camps, hauptsächlich in Bayern und Umgebung. Das Ziel, so Dorfner:
Camps gibt es von Real Madrid bis Borussia Dortmund
Es gibt Camps über drei, vier oder fünf Tage. Wie Ende August in Hilders im hessischen Teil der Rhön oder in Hittisau in Österreich, jeweils für Kinder im Alter von sechs bis 14 Jahren. Für drei Tage werden in Hilders 159 Euro fällig und in Hittisau 189 Euro.
Was mit solchen Fußballcamps vor Jahrzehnten angefangen hat, gibt es mittlerweile in einer immer breiteren Palette, besonders während der Sommerferien. Mitte August kommt beispielsweise die Real-Madrid-Fußballschule für fünf Tage zur SG Salomonsborn 04 in Erfurt, die Teilnahmegebühr beträgt 289 Euro.
Auch kleine Klubs mit Akademien
Fürs fünftägige Camp der Akademie von Borussia Dortmund in den Herbstferien in Marsberg-Erlinghausen im Sauerland sind schon jetzt fast alle Plätze ausgebucht, Kostenpunkt 229 Euro. Teilweise betreiben auch Breitensportvereine Akademien.
Michael Gentner, Leiter der Fußball-Akademie beim VfL Wolfsburg, über die Gründe, warum andere Länder bei der Nachwuchsarbeit weiter sind.
Der WM-Titel 2014 war für Michael Gentner, Leiter der Fußball-Akademie beim VfL Wolfsburg, eine Bestätigung für die Einführung der Nachwuchszentren.13.09.2022 | 24:07 min
Fußballtraining kostet 50 Euro pro Monat und Kind
Es ist eine zunehmende Kommerzialisierung des Kinderfußballs, bei der einige Angebote nicht auf wenige Tage beschränkt sind, sondern tief hineinwirken in die Vereine. Im Raum München etabliert sich die Zusammenarbeit kleiner Klubs mit Fußballschulen immer mehr. Diese stellen beispielsweise den Trainer für eine F- oder E-Jugend.
Das allerdings kostet den Eltern pro Kind mittlere zweistellige Beträge monatlich. Der FC Alemannia München kooperiert beispielsweise mit der Münchner Fußball Schule (MFS). Im Monat kostet das 50 Euro pro Kind in der F-/E-Jugend.
Kinder mit weniger Geld können ausgegrenzt werden
Die Folge: Kinder weniger zahlungskräftiger Eltern können nicht mehr mitkicken. Es gibt fernab der MFS weit teurere Angebote, beispielsweise für 180 Euro pro Monat.
Die MFS wurde bereits 1998 gegründet und kooperiert inzwischen mit mehr als 90 Vereinen im Großraum München und Augsburg, trainiert werden rund 7.000 Kinder pro Jahr.
Die Fußballschule unterhält auch anderswo in Deutschland Standorte und sogar weltweit. Fragt man in anderen Landesverbänden und beim DFB nach, heißt es, das MFS-Modell wie beim FC Alemannia sei anderswo in Deutschland nicht verbreitet oder gar nicht bekannt.
Der Profi-Traum der Eltern
Die Fußballschulen und Akademien werben damit, dass ihre Trainer lizenziert und gut ausgebildet seien. Das verfängt besonders bei ehrgeizigen Eltern, die von einer Profi-Karriere ihres Kindes träumen.
Kritiker beklagen, dass die monetären Interessen im Vordergrund stünden und kleine Klubs ausgehöhlt würden. Kinder würden von den kommerziellen Anbietern abgeworben. Zudem werde es für die Vereine immer schwieriger, Trainer zu bekommen und zu halten, weil es für diese lukrativer sei, sich Fußballschulen und Akademien anzuschließen.
Sogar Kritik an Bündnis "Fairer Jugendfußball München"
In München haben sich im vergangenen Winter acht Vereine formiert, um sich gegen den Kommerz im Kinderfußball zu wehren. Inzwischen steht das Bündnis "Fairer Jugendfußball München" selbst in der Kritik. Das liegt daran, dass der Verein des Initiators, die FT Gern, der Jugendklub des früheren Bayern-Profis Philipp Lahm, mit dem FC Bayern Campus kooperiert.
Das 70 Millionen Euro teure und 2017 eröffnete Nachwuchsleistungszentrum des deutschen Branchenprimus tut sich übrigens schwer damit, einen neuen Lahm hervorzubringen. Oder einen neuen Dorfner. Bevor dieser mit 17 Jahren zum FC Bayern ging, kickte Dorfner beim kleinen ASV Undorf nahe Regensburg.
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