Zweites WM-Trainingslager:Feinschliff für die DFB-Frauen
von Frank Hellmann
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Für die DFB-Frauen wird es langsam ernst: Nach der ersten Vorbereitung folgt schon am Samstag das zweite WM-Trainingslager in Herzogenaurach. Und das soll es in sich haben.
Svenja Huth (l.) und Sophia Kleinherne (r.) bei der WM-Vorbereitung der DFB-Frauen in Herzogenaurach.
Quelle: dpa
Es hat am Ende dann wirklich viele lachende Gesichter in Herzogenaurach gegeben: Eine Übungseinheit im Adi-Dassler-Stadion mit jungen Fans, wo reichlich Selfies entstanden. Eine Kochstunde im Trainingslager, bei der Lena Oberdorf leckere Schoko-Brownies zauberte.
Die deutschen Fußballerinnen haben am Mittwoch den ersten Teil der Vorbereitung auf die WM in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August) mit positiven Eindrücken beendet. Dementsprechend zufrieden klang auch Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg: "Mein Fazit fällt positiv aus."
DFB-Frauen im zweiten WM-Trainingslager gefordert
Mit Gemütlichkeit und heimeliger Atmosphäre soll es sich dann aber auch bald haben. So kündigte die Bundestrainerin auch bereits an:
Die 55-Jährige weiß, dass der entscheidende Teil nun im zweiten Camp an selber Stelle auf dem "Homeground" des DFB-Ausrüsters folgt (1. bis 8. Juli). Man schaue jetzt "voller Vorfreude" auf Teil zwei. Erst im Anschluss daran wird der Kader auch von 28 auf 23 Spielerinnen reduziert. Dieser Druck, berichtete Voss-Tecklenburg, sei durchaus auch zu spüren.
Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg spricht vor der Frauen-WM über die Stimmung im Team, die hohen Ziele und den Einfluss der FIFA-Prämien für die Spielerinnen. 27.06.2023 | 3:55 min
Nachdem im Länderspiel gegen Vietnam (2:1) mit der zweiten Garde zum Leidwesen der Bundestrainerin vieles unrund lief, beschwichtigten die Führungsspielerinnen sofort. "Wir haben ausreichend Zeit, uns vorzubereiten", versicherte Sara Däbritz. Das ungenaue Passspiel werde man abstellen, taktische Dinge anpassen. "Da kommen wir wieder rein, da mache ich mir keine Sorgen."
Letzter EM-Titel für DFB-Frauen 2013 unter Silvia Neid
Die Mittelfeldspielerin von Olympique Lyon profitierte vor der EM 2013 einst davon, dass mehrere Leistungsträgerinnen damals in der Vorbereitung wegen Verletzung absagten. Letztlich reiste eine junge Rasselbande ohne Erwartungen nach Schweden, die dennoch unter Bundestrainerin Silvia Neid den bislang letzten EM-Titel holte.
Das Gegenbeispiel hatte es zwei Jahre zuvor gegeben, als der DFB (und Neid) glaubten, den gesamten Spielkalender auf die Heim-WM ausrichten zu müssen. Die Saison endete im März, aber die WM bereits im Viertelfinale gegen Japan. Die Vorbereitung war konterkariert.
Jetzt erinnert der Vorlauf irgendwie ans Vorjahr. Da wurde im April 2022 ein WM-Qualifikationsspiel in Serbien (2:3) in den Sand gesetzt, dann gab es beim EM-Test gegen die Schweiz (7:0) in Erfurt einen Vorgeschmack auf den famosen EM-Start gegen Dänemark (4:0). Nun erhofft sich Voss-Tecklenburg von der WM-Generalprobe gegen Sambia (7. Juli) in Fürth einen "emotionalen Push in einem stimmungsvollen Rahmen".
Voss-Tecklenburg beschwört "Geist von Herzogenaurach"
Nachdem im ersten Trainingslager die fünf Spielerinnen des FC Bayern wegen des Abstellungsstreits später eintrafen und die zehn Akteure des VfL Wolfsburg nach dem Champions-League-Finale noch dosiert belastet worden sind, sollen bald die Blöcke aus Wolfsburg, München und Frankfurt zusammenwachsen. Voss-Tecklenburg glaubt fest daran, dass wieder ein "Geist von Herzogenaurach" entsteht: "Die Spielerinnen verbringen viel Zeit miteinander, auch beim Kartenspielen, beim Dart, beim Padel-Tennis. Aber alles passiert mit einem Lächeln."
In zwei Wochen fliegt die deutsche Frauen-Nationalmannschaft zur Fußball-WM in Australien und Neuseeland. Zur Vorbereitung hält sich die DFB-Auswahl im Trainingslager auf.27.06.2023 | 1:30 min
Bei der WM warten auf die DFB-Auswahl dann die Gruppenspiele gegen Marokko in Melbourne (24. Juli), gegen Kolumbien in Sydney (30. Juli) und gegen Südkorea in Brisbane (3. August). Gegner aus verschiedenen Kontinenten mit unterschiedlichen Herangehensweisen, wobei Voss-Tecklenburg immer wieder beteuert, dass es sich nicht um eine "leichte Gruppe" handele.
Beim WM-Neuling Marokko würden viele Emotionen mitspielen, wer Kolumbien unterschätze, mache einen Riesenfehler und bei Südkorea sorge schon deren Trainer Colin Bell dafür, dass das Team gut organisiert sei. Aber: Wer sich mit der WM-Kampagne dem Gewinn des dritten WM-Titels verschrieben hat ("Wir, die mit Stolz für unser Land spielen. Und um den 3. Stern"), kann nur den Anspruch haben, als Gruppensieger ins Achtelfinale zu kommen, wo dann bereits Mitfavoriten wie Frankreich oder Brasilien warten könnten.
32 Fußball-Teams kämpfen vom 20. Juli bis 20. August in Australien und Neuseeland um den WM-Pokal. Mit dabei die DFB-Frauen, die zu den Favoriten zählen. Die wichtigsten Fakten.