WM-Generalprobe: DFB-Frauen testen gegen Sambia Turnierform
WM-Generalprobe gegen Sambia:Vorgeschmack auf mehr Vielfalt für DFB-Frauen
von Frank Hellmann
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Keiner der drei Gegner gleicht dem anderen: Die DFB-Frauen spielen bei der WM in einer herausfordernden Gruppe. Deswegen steigt die Generalprobe auch gegen den WM-Neuling Sambia.
Rachael Kundananji feiert mit ihren Teamkolleginnen, nachdem sie beim Freundschaftsspiel gegen die Schweiz das zweite Tor für Sambia erzielt hat.
Quelle: Imago
Britta Carlson ist so etwas wie das Auge bei der deutschen Frauen-Nationalmannschaft. Die Ex-Nationalspielerin verantwortet als Co-Trainerin unter Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg alles, was mit Gegneranalyse zu tun hat. Und da hatte die 45-Jährige im Vorlauf der WM in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August) genug zu tun.
Gruppengegner aus drei Kontinenten
Der zweifache Weltmeister Deutschland hat auf der Mission zum dritten Stern - dem dritten Titel nach 2003 und 2007 - eine Gruppe mit Gegnern erwischt, die unterschiedlicher kaum sein können.
Erst geht es in Melbourne (24. Juli) gegen Marokko, dann in Sydney (30. Juli) gegen Kolumbien und zum Abschluss der Gruppenphase in Brisbane (3. August) gegen Südkorea.
Im letzten Testspiel vor der WM in Australien und Neuseeland geht es für die DFB-Frauen am Abend gegen Sambia darum, die Abläufe einzuschleifen. 07.07.2023 | 1:48 min
Nach der Auslosung war guter Rat teuer, gegen wen eigentlich getestet werden soll. Die Wahl fiel auf zwei WM-Neulinge. Nach der ersten Partie gegen Vietnam (2:1) steigt nun die Generalprobe gegen Sambia in Fürth (Freitag, 20.30 Uhr/ARD).
Die Gäste aus dem Süden Afrikas stehen im FIFA-Ranking nur auf Position 77. Taugt dieser Gegner, um im Sportpark Ronhof, wo bislang 10.300 Tickets verkauft sind, wirklich sachdienliche Hinweise für die endgültige Kadernominierung zu erhalten?
Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg spricht vor der Frauen-WM über die Stimmung im Team, die hohen Ziele und den Einfluss der FIFA-Prämien für die Spielerinnen. 27.06.2023 | 3:55 min
"Copper Queens" spielen unkonventionell
Sambia sei von der Spiel-Mentalität mit Marokko vergleichbar, erklärt Voss-Tecklenburg. Das auf Europa-Tournee befindliche Team aus Sambia hat zuletzt immerhin die Schweiz überrascht und gegen den von Inka Grings trainierten WM-Teilnehmer 3:3 gespielt.
Der Stil der "Copper Queens" (Kupferköniginnen), wie das Team aus dem kupferreichen Land genannt wird: tief stehen, schnell umschalten - gerne auch unkonventionell.
Voss-Tecklenburg warnt vor pfeilschnellen Stürmerinnen, die "internationale Klasse" verkörperten. "Die sind in der Schweiz mit 33 Stundenkilometer geblitzt worden - das wird dort ganz schön teuer", scherzte sie. Sambia sei auch ein Team, das ein "bisschen zocken" würde.
Leistungsgefälle bei aufgestockter WM-Endrunde?
Joti Chatzialexiou als Sportlicher Leiter erwartet einen "robusten und leidenschaftlichen" Gegner. Die deutschen Spielerinnen um Alexandra Popp müssten an die "Grenzen gehen", im Trainerjargon würde man von einer "roten Einheit" sprechen, sagt der 47-Jährige.
Ähnliches könnte auf die DFB-Frauen dann beim WM-Auftakt gegen Marokko zukommen.
Teambuilding im Trainingslager in Herzogenaurach ist für die DFB-Frauen angesagt. Noch wartet viel Arbeit im Hinblick auf die anstehende WM in Australien. 04.07.2023 | 3:26 min
Aufgeblähte WM 2023
Die Nordafrikanerinnen haben gerade der Schweiz in einem weiteren Test ein 0:0 abgetrotzt und gehören zu den insgesamt acht Novizen dieser auf 32 Teams aufgeblähten Endrunde.
Doch sind Panama, die Philippinen oder Haiti wirklich eine Bereicherung? Carlson findet es spannend, wie sich das auf Niveau auswirkt: "Fast alle Mannschaften, die ich gesehen habe, und das ist ein Großteil des Teilnehmerfelds, kann auf jeden Fall verteidigen", sagt Carlson:
Hohe Ergebnisse will keiner sehen
Niemand will nämlich wieder ein 11:0 gegen Argentinien wie zum deutschen Auftakt der WM 2007 oder auch ein 10:0 gegen die Elfenbeinküste zum Start der WM 2015 sehen. Bei der WM 2019 fegte der spätere Weltmeister USA zudem Thailand mit 13:0 vom Feld.
Solche Resultate konterkarieren den Fortschritt und kosten letztlich auch Glaubwürdigkeit. Deshalb ist auch Bundestrainerin Voss-Tecklenburg in dieser Frage hin- und hergerissen.
Welche 23 Spielerinnen die WM angehen, enthüllt Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg am Samstag nach abschließenden Einzelgesprächen. Die Begegnung gegen Sambia ist die letzte Chance für die Wackelkandidatinnen, man merke daher "ein gewisses Knistern in der Luft", verriet Linksverteidigerin Felicitas Rauch zur Anspannung. Vier Feldspielerinnen und eine Torhüterin werden noch gestrichen. Ob ein oder sogar zwei Backup-Spielerinnen für den Fall von Verletzungen nach Australien mitfliegen, wollte Voss-Tecklenburg noch nicht verraten.
Die andere Seite: Große WM fördert Frauenfußball
Einerseits drohen vielleicht krasse Leistungsunterschiede, andererseits bietet sich die Chance, mit der WM-Teilnahme "eine Entwicklung einzuleiten, um den Frauen- und Mädchenfußball weltweit zu fördern".
Die ehemalige Bundestrainerin Silvia Neid, als Leiterin der DFB-Abteilung Trendscouting Frauenfußball, sagt zur Aufstockung: "Das ist aus meiner Sicht ein bisschen zu früh, aber das haben wir auch schon gesagt, als von 16 auf 24 Teams aufgestockt wurde."
32 Fußball-Teams kämpfen vom 20. Juli bis 20. August in Australien und Neuseeland um den WM-Pokal. Mit dabei die DFB-Frauen, die zu den Favoriten zählen. Die wichtigsten Fakten.