Nationalspielerin Anyomi über rassistische Anfeindungen
Interview
Nicole Anyomi über Anfeindungen:"Lasse es nicht mehr so stark an mich ran"
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Nationalspielerin Nicole Anyomi erzählt im ZDF-Interview über ihre Erfahrungen mit rassistischen Kommentaren. Ihre Vorfreude auf die anstehende WM soll das aber nicht schmälern.
DFB-Spielerin Nicole Anyomi wurde nach der vergangenen Frauen-EM rassistisch angefeindet.
Quelle: Imago
ZDFheute: Sie sind eine der wenigen deutschen Fußballerinnen mit Einwanderungsgeschichte. Wie können mehr Frauen und Mädchen mit Migrationshintergrund gewonnen werden?
Nicole Anyomi: Gute Frage. Viele verstecken sich noch, viele dürfen vielleicht auch nicht. Mir wurde damals von meiner Mutter auch gesagt, ich solle nicht Fußball spielen. Mein Vater hat sich dann durchgesetzt.
ZDFheute: Warum hatte ihre Mutter denn Vorbehalte?
Anyomi: Sie hat gesagt, ich sei ein Mädchen und sie wollte mich lieber zum Reiten schicken. Aber ich bin mit zwei Brüdern aufgewachsen und habe viel Fußball gespielt – und das wollte ich weitermachen. Mein Vater hat dann wohl bei mir ein gewisses Talent gesehen und meiner Mutter gesagt: "Lass sie weiterspielen!"
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ZDFheute: Sehen Sie sich als Vorbild?
Anyomi: Ja doch, warum nicht?
ZDFheute: Den deutschen Fußball haben gerade die rassistischen Beleidigungen in den Sozialen Medien gegen Youssoufa Moukoko und Jessic Ngenkam aus der U21-Nationalmannschaft erschüttert. Sie haben etwas Ähnliches nach dem EM-Finale gegen England vor einem Jahr auch erlebt.
Anyomi: Ich habe in dem Finale einfach nach meiner Einwechslung kein gutes Spiel gemacht. Das hatte verschiedene Gründe, meine Handverletzung spielte eine Rolle, aber es lief einfach nicht. Nach dem Spiel habe ich unschöne Kommentare bekommen und ich habe mir natürlich Gedanken gemacht. Gottseidank haben mich Mitspielerinnen unterstützt. Was bei Youssoufa Moukoko und Jessic Ngenkam passiert ist, war natürlich erschreckend.
ZDFheute: Haben Sie die Beleidigungen bewusst gelesen damals?
Anyomi: Ich war nur kurz auf meinen Sozialen Medien. Man will das eigentlich nicht lesen, aber dann klickt man halt schon drauf. Ich habe direkt danach die Kommentarfunktion deaktiviert.
ZDFheute: Öffentlich gesprochen haben Sie erst viel später in der Dokumentation "Born for this" darüber. Haben Sie die Kommentarfunktion wieder aktiviert?
Anyomi: Ja, denn ich bin da auch stärker geworden.
ZDFheute: Wenn so etwas bei der WM wieder vorkäme, würden Sie das dann öffentlich machen?
Anyomi: Das kommt auf die Situation an, dazu habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Früher habe ich so etwas nicht öffentlich gemacht. Da dachte ich immer: ins eine Ohr rein, zum anderen wieder raus, aber manchmal muss man einfach etwas sagen. Insofern kann ich mit den beiden von der U21 voll mitfühlen.
ZDFheute: Sie haben früher von Diskriminierungen berichtet, wenn sich eine ältere weiße Frau von Ihnen weggesetzt hat. Kommt das noch vor?
Anyomi: Solche Erfahrungen habe ich in Essen gemacht, wenn ich nach der Schule in die U-Bahn gestiegen bin. Aber jetzt nicht mehr: Frankfurt ist eine Stadt mit vielen Kulturen und Nationalitäten, da habe ich zum Glück so etwas noch nicht erlebt.
ZDFheute: Am vergangenen Samstag in Offenbach waren Sie fast die einzige Spielerin, der Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg nach dem Länderspiel gegen Vietnam (2:1) öffentlich ein Lob ausgesprochen hat. Sind Sie einfach froh, dass Sie auch im Nationalteam wieder als Stürmerin auflaufen?
Anyomi: Das liegt mir auf jeden Fall mehr. Ich bin eine Offensivspielerin, kann sicherlich auf mehreren Positionen spielen, vorne links oder rechts, aber auch auf der Zehnerposition, aber ich fühle mich in der Spitze am wohlsten.
ZDFheute: Bei der EM im vergangenen Jahr haben Sie noch den Backup für Giulia Gwinn als Rechtsverteidigerin gegeben. Aber eigentlich waren Sie damit nicht glücklich?
Anyomi: Für mich war es damals überraschend, eine ganz neue Position erlernen zu müssen, weil ich bis dahin nie als Außenverteidigerin gespielt hatte. Ich wollte dieses Projekt gerne bei der Nationalmannschaft annehmen, um zu spielen. Man hat mir dann angesehen, dass es nicht meine ideale Rolle ist.
Anyomi: Ich möchte mich noch mehr öffnen, will gute Laune verbreiten, damit sich alle wohlfühlen. Da geht es auch um den Spaßfaktor. Auf dem Platz will ich meine Stärken ausspielen, mein Tempo, meine Physis und mein Offensivspiel.
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