Fußball: Frauen-Bundesliga soll "ikonische" Marke werden

    Fußball - Vermarktung:Frauen-Bundesliga soll ikonische Marke werden

    von Frank Hellmann, Frankfurt/Main
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    Eine englische Agentur will den deutschen Frauenfußball auf ein völlig neues Level heben. Es könnte sein, dass es irgendwann den DFB als Träger der Bundesliga nicht mehr braucht.

    Zu seltenes Bild: Volle Ränge in der Frauen-Bundesliga, hier beim Rekordspiel zwischen dem 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt am 23. April 2023 mit 38.365 Zuschauern.
    Zu seltenes Bild: Volle Ränge in der Frauen-Bundesliga, hier beim Rekordspiel zwischen dem 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt am 23. April 2023 mit 38.365 Zuschauern.
    Quelle: imago

    Gerade ist Halbzeit in der Women’s Champions League, wo die letzte Saison in einer Gruppenphase gespielt wird. Renommierte Marken haben Kurs aufs Viertelfinale genommen. FC Chelsea und Real Madrid, Manchester City und FC Barcelona, der FC Bayern und FC Arsenal, dazu Olympique Lyon und AS Rom wären Stand jetzt für die K.o.-Runde qualifiziert. Große Marken mit globaler Strahlkraft investieren immer mehr Geld in den Frauenfußball. Und das erhöht den Handlungsdruck auf die Frauen-Bundesliga in Deutschland.
    Fußball, Symbolbild, Frauenbundesliga
    Die Frauenfußball-Bundesliga will professioneller und finanziell unabhängiger werden. Dazu hat sie nun die "Geschäftsplan Frauen-Bundesliga Projekt GbR" gegründet.01.10.2024 | 3:36 min
    Deshalb haben elf Klubs der Liga die "Geschäftsplan Frauen-Bundesliga Projekt GbR" gegründet. Man will mit Hilfe der englischen Agentur Portas ausloten, wie ein selbst tragendes Konstrukt aussehen kann. Portas war bei der Ausgliederung von Englands Women’s Super League (WSL) beteiligt und hat mit seinem achtköpfigen Projektteam mit Patrick Massey an der Spitze auch für Deutschland Diagnose, Geschäftsplan, Finanzierungsstrategie und Umsetzungsplan entworfen.

    Ziel: Beste Frauensportliga der Welt

    Die Ziele von Portas für eine "ikonische, unverwechselbare Liga-Marke" sind ambitioniert. Dem ZDF liegt das Projektpapier vor: Die Infrastruktur soll optimiert, die Sichtbarkeit gesteigert, die Fanbindung gefördert und das Produkt verbessert werden, um zur besten "Frauensportliga der Welt" zu werden.
    Konkret wird genannt: Man möchte bis 2030 Liga-Einnahmen von 100 Millionen Euro generieren, Netto-Profitabilität in allen Klubs, eine durchschnittliche Zuschauerzahl von 20.000 Fans und 100 Millionen Menschen jährlich über soziale Medien von Liga, Klubs und Spielern erreichen. Bei großen Spielen will die Liga sogar das Olympiastadion Berlin füllen.

    Der DFB als Träger steht auf dem Prüfstand

    Frauen Fußball WM 2027, Brasilien
    Der FIFA-Kongress hat entschieden: Die Fußball-WM der Frauen 2027 wird in Brasilien ausgetragen. Eine herbe Niederlage für Deutschland, Belgien und die Niederlande.17.05.2024 | 0:38 min
    Und auch sportlich werden ambitionierte Ziele angestrebt: Deutschland soll mehrfach die Women’s Champions League und gleich noch die Frauen-Weltmeisterschaft 2031 gewinnen. Zudem soll das Land wieder Gastgeber einer Frauen-WM werden, was für 2027 gemeinsam mit den Niederlanden und Belgien misslang. Den Zuschlag bekam bekanntlich Brasilien.
    Die Delegation vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) machte damals lange Gesichter und bewirbt sich jetzt um die Frauen-EM 2029, aber es könnte sein, dass bis dahin die Frauen-Bundesliga in einer eigenen Gesellschaft ausgelagert wird, weil es die Klubs vielleicht so wollen. Treibende Kräfte des Prozesses sind unter anderem Eintracht Frankfurt, Bayern München oder der 1. FC Köln.

    Katharina Kiel will kein Abbild des Männerfußballs

    Torjubel zum 1:0 durch Selina Cerci
    Mehr TV-Einnahmen, Rekordzuschauerzahlen, Spielerinnen mit Starfaktor - die Frauen-Fußball-Bundesliga boomt. Der Weg zur weiteren Professionalisierung ist aber umstritten.25.04.2024 | 12:57 min
    Portas nennt als eine von fünf zentralen Fragen: Wie sollte die Liga geführt und betrieben werden? Die Anpassung der Liga-Organisation ist ein Teil des Maßnahmenpakets. Die Portas-Berater sind mit dem DFB-Ausschuss Frauen-Bundesligen und weiteren Vertretern im Austausch. Gleichwohl ist nicht ausgeschlossen, dass es den Verband irgendwann nicht mehr braucht. Eine Übergangsphase von zwei, drei Jahren bräuchte es mindestens. Die Vereine wollen Ende des Jahres erste Ergebnisse vorstellen.
    Ziel sei es nicht, stellt Frankfurts Technische Direktorin Katharina Kiel auf Nachfrage klar, "ein Abbild des Männerfußballs zu kreieren". Die 32-Jährige will keine Kopie der überaus erfolgreich vermarkten Women’s Super League (WSL) in England, sondern ein eigenes Modell, das auf die Bedürfnisse der Klubs und ihrer jeweiligen Zielgruppen abgestimmt ist. Und dabei offen sein für neue Wege, um das "Produkt zu stärken".

    Der DFB-Wirtschaftsreport wies zuletzt gerade mal zwei Millionen Euro auf der Erlösseite für jeden Frauen-Bundesligisten aus. Der Aufwand aber lag pro Klub bei 3,8 Millionen Euro. Die Etatunterdeckung ist bei den Spitzenklubs mit internationalen Ambitionen noch deutlich größer.

    Nach der EM 2022 in England hat der DFB einen neuen Fernsehvertrag mit einer breiten Abdeckung abgeschlossen. 5,17 Millionen Euro kommen über die noch bis 2026/27 laufenden Vereinbarung pro Saison herein.

    Bereits in der kommenden Saison wird die Frauen-Bundesliga auf 14 Vereine aufgestockt, es gibt nur einen Absteiger. Mit dem 1. FC Nürnberg, Union Berlin und VfL Bochum stehen nur Lizenzvereine auf den drei Aufstiegsplätzen.

    Größere Abhängigkeit vom Männerfußball

    Es brauche auch einen strafferen Zeithorizont, "wenn wir nicht von anderen Ligen noch weiter abgehängt werden wollen", betont Kiel. Sie macht klar: "Wir bezahlen den Betrieb." Der stark wachsende Markt des Frauenfußballs führe zu einer "immer größeren Abhängigkeit vom Männerfußball und stellt die reinen Frauenvereine vor eine noch größere Herausforderung". Weil die Unterschiede in der Liga immer noch riesig sind, ist auch der Handlungsbedarf groß. Eines hat Kiel festgestellt:

    Jeder Klub, ob national oder international, hat gerade denselben Wachstumsschmerz, denn die steigenden Ausgaben sorgen überall für den entsprechenden Druck.

    Katharina Kiel, Technische Direktorin Frankfurt

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    Quelle: Reuters

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