Fußball: Halbjahr der Weichenstellungen beim FC Bayern

Der Atemhauch der Spieler war am Freitag beim öffentlichen Training des FC Bayern vor rund 2.000 Fans deutlich zu erkennen. Schnee und winterliche Temperaturen bei Sonnenschein bildeten den Rahmen, nachdem der Auftakt tags zuvor noch von einem gefühlten Herbststurm begleitet worden war.

Doch nun müssen Trainer Vincent Kompany und seine Mannschaft eben vorliebnehmen mit der Kälte. Auf ein Trainingslager in wärmeren Regionen war wegen der Kürze der Zeit bis zum Bundesligaspiel am 11. Januar in Mönchengladbach verzichtet worden.

Entsprechend warm eingepackt in langen Trainingsklamotten sowie mit Mützen und Handschuhen liefen die meisten Spieler auf den Rasen. Mit dabei waren auch die vor der Weihnachtspause verletzt fehlenden Manuel Neuer, Kingsley Coman, Serge Gnabry und Josip Stanisic.

So groß wie der Andrang sind auch die Erwartungen fürs zweite Halbjahr, das mit drei englischen Wochen beginnt. Vorstandschef Jan-Christian Dreesen hatte jüngst das Ziel "Titel dahoam" im Finale der Champions League am 31. Mai in München ausgerufen.

Routinier Thomas Müller deutete diese Hoffnung zwar auch an, betonte in seiner immer wichtigeren Nebenrolle als Sprachrohr des FC Bayern in seinem Newsletter aber den angestrebten nationalen Erfolg:

"Das ist unser klar erklärtes sportliches Ziel", teilte er fast schon im offiziellen Tonfall eines Sprechers mit. Aus dem Pokal sind die Bayern gegen den Titelverteidiger und amtierenden Meister Leverkusen ausgeschieden. Hinzu kommt die Klub-WM als zusätzliche Titelchance.

Sportlicher Erfolg wird entscheiden, wie sich Kompanys Standing im Verein weiterentwickelt. Bisher sind sie beim FC Bayern trotz einiger Rückschläge sehr zufrieden mit dem 38-Jährigen, zumal er sich nach der 1:4-Niederlage beim FC Barcelona in der Spielweise als anpassungsbereit gezeigt hat. Dennoch gilt auch für ihn, dass es beim FC Bayern nur mit Erfolgen ruhig bleibt.

Grundlagen dafür sollen nun gelegt werden. Unterbrochen werden die Trainingseinheiten nur von einem Kurzausflug zum Testspiel bei Red Bull Salzburg am Montag.

Im Hintergrund sollen zudem personelle Weichen gestellt werden. Gespräche über die Zukunft von wichtigen Spielern wie Jamal Musiala und Joshua Kimmich laufen.

Während es beim 21 Jahre alten Offensivjuwel Musiala darum geht, den aktuellen Vertrag bis Mitte 2026 vorzeitig und langfristig zu verlängern, drängt beim defensiven Mittelfeldakteur Kimmich die Zeit. Das Arbeitspapier des 29-Jährigen endet nach der Saison, seit dem 1. Januar darf er auch offiziell mit anderen Interessenten verhandeln.

Sportvorstand Max Eberl hatte Kimmich damit umgarnt, dass dieser neben Musiala das "Gesicht der Zukunft" beim FC Bayern werden solle und überdies der Kapitän, wenn Torwart Neuer einmal abtritt. Inwieweit Eberls Werben bei Kimmich verfängt, ist offen. Er und Sportdirektor Christoph Freund hätten "schon viel Vorarbeit geleistet.

Gesichert gilt für die von Eberl ausgerufene "Zeit der Entscheidungen", dass Neuer (38 Jahre), seinen im Juni auslaufenden Vertrag verlängern wird. Angedacht ist das auch mit seinem loyalen 36-jährigem Stellvertreter Sven Ulreich und mit Linksverteidiger Alphonso Davies (24 Jahre).

Bei den Offensivspielern Müller (35) und Leroy Sané (28) gilt die Zukunft als offen. Ersatz-Innenverteidiger Eric Dier (30) dürfte sich nach derzeitigem Stand im Sommer wohl verabschieden.

Alle anderen Profis sind über den Sommer hinaus gebunden. Dennoch stehen auch bei ihnen Weichenstellungen an - allen voran bei Musiala.