DFB-Keeper Manuel Neuer:Eine Institution auf dem Prüfstand
von Frank Hellmann, Nürnberg
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Auf der Torwartposition weicht Bundestrainer Julian Nagelsmann von eigenen Prinzipien ab. Deshalb ist Manuel Neuer nicht unumstritten - und Marc-André ter Stegen verärgert.
Und wieder ist Manuel Neuer (r.) die Nummer eins im deutschen Tor. Marc-André ter Stegen hat auch dieses Mal das Nachsehen.
Quelle: dpa
Manuel Neuer ist es gewohnt, vor jedem Länderspiel als einer der ersten Nationalspieler die Atmosphäre zu erschnuppern. Im für das EM-Testspiel gegen die Ukraine im ausverkauften Max-Morlock-Stadion in Nürnberg (Montag, 20:45 Uhr) wird das nicht anders sein.
Die Garde der Keeper bildet stets die Vorhut beim Aufwärmen, die den ersten Applaus der Anhänger empfängt. Ziemlich sicher wird die Phonstärke diesmal noch stärker anschwellen, wenn die Fans ein Gesicht erspähen, das so lange im Kreise der deutschen Elite gefehlt hat.
Nach anderthalb Jahren kehrt Manuel Neuer beim Testspiel gegen die Ukraine ins DFB-Tor zurück. Eine Umfrage erzürnt Bundestrainer Julian Nagelsmann.
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Es mutet fast ein bisschen skurril an, dass der 38-Jährige das erste Mal seit der WM 2022 in Katar wieder zwischen den Pfosten der DFB-Auswahl steht.
Neuer hat keine gute WM 2022 gespielt
Seine Nummer eins werde auch "eine sehr gute EM" bestreiten, da sei er sich sicher. Neuer sei immer noch einer der "besten Torhüter der Welt", auch wenn der Schlussmann sein letztes von 117 Länderspielen vor anderthalb Jahren im letzten WM-Gruppenspiel gegen Costa Rica (4:2) bestritt - und in Doha nur noch wie die Karikatur des weltbesten Ballfängers rüberkam.
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Den Herausforderungen auch abseits des Platzes mit der Bindenthematik schien der Torwart des FC Bayern in der Wüste irgendwie nicht gewachsen. Bereits bei der Auftaktpleite gegen Japan (1:2) hatte der fünffache Welttorhüter merkwürdig fahrig sein Heiligtum gehütet. Nach dem WM-Debakel suchte der Universalsportler bekanntlich Ablenkung bei einer Skitour, wo Neuer einen komplizierten Beinbruch erlitt.
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Ter Stegen spricht über seine Enttäuschung
Offen hat der Stammtorwart vom FC Barcelona in der ZDF-Dokumentation "Heimvorteil - mit Tommi Schmitt" seine Enttäuschung ausgebreitet, dass Neuer die Heim-EM spielen soll - und nicht der zum besten Spieler in Spanien gewählte Kronprinz.
Sein Unverständnis schimmerte deutlich durch: "Ich als Spieler muss das respektieren, auch wenn ich vielleicht nicht einer Meinung bin.“ Dass er nicht an Rücktritt dachte, ist vermutlich typbedingt, räumte der gebürtige Mönchengladbacher ein: "Es ist nicht meine Art, ein großes Ding draus zu machen."
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Der 32-Jährige wird nun erst am Montag im EM-Camp zum Nationalteam stoßen. Weitere Torhüter im Kader sind Oliver Baumann (TSG Hoffenheim) und Alexander Nübel (VfB Stuttgart).
Turnier Nummer acht für den gebürtigen Gelsenkirchener
Ginge es nach dem von Nagelsmann für andere Mannschaftsteile rigoros praktizierten Momentum, gäbe es eigentlich keinen Grund, ter Stegen das Vertrauen erneut zu entreißen - so wie es Joachim Löw bereits vor der WM 2018 praktizierte.
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Testspiel-Patzer tunlichst vermeiden
Die auf dem Prüfstand stehende Institution Neuer sollte im Vorlauf inklusive der Generalprobe gegen Griechenland (Freitag, 20:45 Uhr) besser nicht patzen, um keine Grundsatzdebatte loszutreten.
Der von der Bürde als Kapitän befreite Neuer ist nach eigenem Bekunden positiv gestimmt: "Nach wie vor ist meine Euphorie groß. Ich freue mich auf das, was kommt", sagt der gebürtige Gelsenkirchener.
Insbesondere für ihn wäre das mit Blick aufs Eröffnungsspiel gegen Schottland in München (14. Juni) wichtig.