Kommentar
Deutsches Traumfinale geplatzt:Ausgerechnet Neuer
Der BVB hat sich in Paris gegen den europäischen Geldadel durchgesetzt. Die Bayern werden nur durch Fehler der Besten auf dem Platz, Torwart Neuer und Schiri Marciniak, bestraft.
Die beiden prägenden Protagonisten im Drama von Madrid: Bayern-Keeper Manuel Neuer und Schiri Marciniak.
Quelle: Reuters
Da, wo Träume und Emotionen zu besonderen Höhenflügen ansetzen, ist der einen halben Schritt daneben befindliche Abgrund leider auch besonders tief und dunkel. Diese Erfahrung musste der FC Bayern gestern in der
Champions League bei Real Madrid
beim 1:2 verkraften. 88 Minuten lang tapfer gegengehalten, ein traumhaftes Führungstor geschossen und dann das.
"Den hält der 10.000 Mal"
Ausgerechnet Neuer. Wie sagte Tuchel mit tränenroten Augen so treffend - den hält er 10.000 Mal. Das war das 10.001. Und das Szymon Marciniak - zusammen mit Daniele Orsato, der am Abend zuvor in Paris dran war - das Beste was Europa an Schiedsrichtern zu bieten hat, spät in der Nachspielzeit noch so ein Fehler passiert, lässt die
Bayern ohnmächtig einer riesigen Chance nachtrauern.
Bis zur 88. Minute führt Bayern 1:0, dann bringt ein Patzer von Manuel Neuer die Wende für Real. Joselu trifft erst zum 1:1 und dann zum Sieg für Real Madrid.08.05.2024 | 2:59 min
Schwarz-gelber Wille wird belohnt
Die Vorstellung der
Dortmunder am Dienstagabend in Paris kann gar nicht laut genug gepriesen werden. Zweimal gewonnen. Zweimal über alle Grenzen gegangen, was Kraft, Konzentration, Willen angeht. PSG in die Knie gezwungen. Für das Spielglück, das Borussia Dortmund in beiden Partien zur Seite stand, müssen sie sich nicht entschuldigen. Elf Jahre nach dem deutschen Finale kehrt Dortmund zurück ins grandiose Wembleystadion im Londoner Westen.
Geld schießt sechs Mal an Pfosten und Latte
Als Borussias demnächst scheidender Boss die Interview-Zone in den Katakomben des Pariser Prinzenparks betrat, so ist jedenfalls zu vermuten, hatte er seinen ganz persönlichen Treffer gedanklich schon druckreif vorbereitet.
Aki Watzke kam an diesem Abend gern zum Fernsehen. Tolles Spiel, toller Kampf, bißchen Glück - erstmal das Übliche. Aber dann kommt sein Volley: Schauen Sie mal, sagt er zu mir, wir haben in den Jahren zwischen 2013 und heute mehr als 100 Millionen Transferüberschuss erwirtschaftet mit Dortmund - und Paris? Mehr als eine Milliarde Verlust. Und wir fahren jetzt nach London. Das sitzt.
Mats Hummels' Kopfball, viel Leidenschaft und eine Portion Glück: So landet Borussia Dortmund den Coup gegen PSG und steht nach dem 1:0 im Champions-League-Finale.08.05.2024 | 2:59 min
Nagelsmanns Qual der Wahl
Der Bundestrainer hat es nun gut und schwer zugleich. Was macht er jetzt mit den zuletzt aussortierten Hummels, Schlotterbeck, Adeyemi, Brandt? Ich vermute, Schlotterbeck schafft's in den Kader, weil er Nagelsmanns Bedingung, seine ihm vom Trainerteam zugedachte Rolle anzunehmen, akzeptieren wird. Zur Not auch erstmal auf der Bank. Adeyemi könnte auch durch die Gnabry-Verletzung profitieren.
Mit Mutwilligkeit beschreibt ein sichtlich aufgewühlter Bayern-Trainer Thomas Tuchel kurz nach dem Aus gegen Real die Fehlentscheidung, die Bayern ein mögliches Tor gekostet hat.08.05.2024 | 4:20 min
Aber was ist mit dem zuletzt so überragenden Mats Hummels? Den kann man schließlich kaum auf die Bank setzen, oder? Doch, könnte man, wenn die anderen (Rüdiger und Tah) erste Innenverteidigerwahl bleiben sollten gegen Schottland. Und ich glaube, der kluge Hummels wird sich mit dem Bundestrainer einigen - vermutlich in diesen Tagen, am Donnerstag wird der Kader verkündet, ab spätestens morgen brauchen die Marketing-Leute die Namen, um - noch im Geheimen - das ganze Drumherum graphisch vorzubereiten.
Der deutsche Fußball ist quicklebendig
Der schon ohne Invest-Milliarden als demnächst scheintot ins Grab geredete deutsche Fußball ist quicklebendig. Und die EM hat noch gar nicht angefangen.
Nach dem verpassten Champions-League-Finale gegen Dortmund und der ersten titellosen Saison seit 2012 sitzt die Enttäuschung tief. Mehr als Neuers Fehler wurmt ein Schiri-Fauxpas.
von Maik Rosner