Ein ernüchterndes Länderspieljahr geht für das DFB-Team zu Ende.
Quelle: dpa
"I werd narrisch!" Jaja ich weiß, selbst das schlechteste Länderspieljahr seit dem WM-Sieg 2014 kann es nicht mit Cordoba aufnehmen, aber Edi Fingers Jahrhundertzitat kommt mir eben sofort in den Sinn, wenn ich an unsere Nationalmannschaft denke, der Eindruck aus Wien ist eben noch taufrisch.
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft geht mit einer Pleite gegen Österreich in die Winterpause. Die Highlights vom Testspiel in Wien, das 0:2 verloren ging.21.11.2023 | 8:55 min
Zahlen, die die Welt erklären
Elf Länderspiele hat es in diesem Jahr gegeben. Nur drei davon hat die deutsche Mannschaft gewinnen können. Ein Sieg gegen den Vizeweltmeister Frankreich steht zwar zu Buche, aber nur ein einziges Mal (
gegen Peru in Mainz) hat das DFB-zu Null gespielt.
Dem gegenüber stehen sechs Niederlagen, genauso viele wie 2018, als die Enttäuschungen anfingen, sich Raum zu verschaffen bei allen, denen diese Mannschaft irgendwie am Herzen liegt.
Österreich hat für den Nachbarn aus Deutschland kaum mehr als Häme übrig. Pressestimmen zum 0:2 der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Wien.
Wir haben ein respektables Defensivproblem!
22 Gegentore in elf Spielen sprechen eine deutliche Sprache. In jedem einzelnen Länderspiel schickten die Bundestrainer Flick und Nagelsmann, dazwischen
Sportdirektor Völler elf verschiedene Abwehrformationen auf den Rasen.
Und jetzt kurz vor Weihnachten ist immer noch nicht klar, wer
Deutschlands beste Innenverteidigung bilden sollte und wer auf den Außenbahnen rechts und links das Vertrauen von Trainer, Mitspielern und Zuschauern verdient.
Julian Nagelsmanns Heimdebüt als Fußball-Bundestrainer ist gründlich misslungen. Die deutsche Nationalmannschaft verlor im Berliner Olympiastadion gegen die Türkei 2:3 (1:2). 18.11.2023 | 2:58 min
17 Tore verteilen sich auf insgesamt neun Spieler, Niklas Füllkrug ragt mit sieben Treffern heraus, Sané und Musiala folgen mit je zwei Toren, sechs Spieler haben jeweils einmal getroffen (Rüdiger, Havertz, Müller, Kimmich, Gündogan, Gnabry).
Trainerwechsel-Effekt ist verpufft
Der DFB hat mit Blick auf die
Heim-EM vieles versucht. Den Sportdirektor ausgetauscht, den Bundestrainer gewechselt, genützt hat es bisher nichts.
Der Nagelsmann-Effekt ist verpufft. Auffällig schnell für meinen Geschmack.
Ein Spontanerfolg gegen die Gastgeber während der US-Reise und das war's.
Bisher recht glücklos: Bundestrainer Julian Nagelsmann
Quelle: dpa
Qualität gibt's auf dem Platz - oder auch nicht!
Aber so sind wir gestrickt, unsere Zuversicht ist schnell angestachelt, da reicht ein ordentliches Spiel manchmal schon aus. Leider - oder müssen wir sagen Gott sei Dank - halten sich auch unsere Zweifel hartnäckig.
Wie oft haben wir gehört von der überragenden Qualität der einzelnen Spieler. Und wie selten haben die dann in der Nationalmannschaft dafür den Beweis angetreten! Seit 2018 nur noch in Ausnahmefällen, auch dieses Jahr 2023 nur ein einziges Mal gegen die WM-Zweiten von nebenan.
Unter Flick durften sieben Debütanten (Wolf, Berisha, Schade, Nmecha, Thiaw, Vagnomann, Groß) Nationalmannschaftsluft schnuppern dieses Jahr, Nagelsmann erfüllte vier Spielern (Führich, Behrens, Ducksch, Andrich) ihren Kindheitstraum.
Weniger schön, dafür erfolgreicher?
Das enttäuschte Fazit von Neu-Bundestrainer Nagelsmann, es gebe zu viele Einzelkämpfer im Team mag stimmen, aber ist es nicht die ureigenste Aufgabe von modernen Trainerteams, hier einzugreifen. Spielen können die Jungs, nur wie man das zusammen am besten hinkriegt, dafür benötigen sie Anleitung.
Wer pausenlos den Ball verliert, kommt vor lauter Verteidigen kaum zu seinen eigenen Ansprüchen - die da heißen Spielkontrolle und Offensivdrang!
Mit mindestens zwei Spielen Sperre muss Leroy Sané nach seiner Roten Karte im Spiel gegen Österreich rechnen. Damit wird er fehlen, wenn die EM-Vorbereitung den Höhepunkt erreicht.
Der nüchternen Bilanz folgt nun der schon tausendmal gehörte Ruf nach mehr "Workern". Kämpfen, Gras fressen, deutsche Tugenden, wir waren schon mal so erleichtert, diesen ganzen Krempel hinter uns gelassen zu haben. Offenbar zu früh gefreut.
Vor 2006 hatten wir auch nicht viel zu lachen
Diese Europameisterschaft nächstes Jahr wäre so wichtig für uns alle hierzulande. Schlechte Nachrichten von Kriegen und Krisen rufen nach einem Gegengewicht. Leider, so muss man feststellen, ist das von der deutschen Fußball-Nationalmannschaft vorerst nicht zu erwarten.
Das kennen wir schon. Unmittelbar vor dem Turnier 2006 hatten wir auch nicht viel zu lachen. Aber vielleicht werden wir ja wieder überrascht - so ganz mag ich die Hoffnung darauf nicht verlieren.
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