Letztes Länderspiel für den DFB:Marozsan: Der Schlussstrich der Strategin
von Frank Hellmann
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Mit Dzsenifer Marozsan verabschiedet sich im Länderspiel gegen Brasilien eine der besten Fußballerinnen aller Zeiten aus dem deutschen Nationalteam.
Dzsenifer Marozsán
Quelle: dpa
Es war ja irgendwie passend, dass Dzsenifer Marozsan und Lena Oberdorf zuletzt bei einer Trainingsübung der deutschen Fußballerinen ein Pärchen bildete, das sich die Bälle zuspielte. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft schienen miteinander zu verschmelzen.
Denn nun steht der Generationenwechsel an: Marozsan als das viele Jahre prägende Gesicht des deutschen Nationalteams tritt mit fast 31 Jahren gegen Brasilien in Nürnberg (Dienstag,18 Uhr/ARD) ab, während die zehn Jahre jüngere Oberdorf die Geschicke für die nächsten großen Turniere wie die WM 2023 in Australien und Neuseeland bestimmen soll.
Große Kulisse in Nürnberg für ihr 112. Länderspiel
Zum Abschied von der 111-fachen Nationalspielerin werden vor den mehr als 30.000 erwarteten Zuschauern im Max-Morlock-Stadion viele Tränen fließen. Die Spielmacherin Marozsan soll wohl nach rund einer Stunde eingewechselt werden und sich nach Schlusspfiff auf die Ehrenrunde mit ihrem Neffen machen, mit dem sie nach ihrem Kreuzbandriss im vergangenen Jahr viel Zeit verbracht hat. Bruder David gilt bis heute als ganz wichtiger Bezugspunkt.
Vater Janos war als ungarischer Nationalspieler 1996 zum 1. FC Saarbrücken gewechselt, der Sohn nahm bald täglich seine fünf Jahre jüngere Schwester mit auf den Bolzplatz im Stadtteil Burbach.
Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg erinnert sich aus ihrer Zeit als Verbandssportlehrerin noch gut, "wie eine 15-Jährige aus dem Saarland" mit ihrer Veranlagung herausstach.
An EM-Gewinn 2013 und Olympiasieg 2016 entscheidend mitgewirkt
Mit 17 ging sie zum damals führenden 1. FFC Frankfurt. Serienweise gewann Deutschlands dreimalige Fußballerin des Jahres (2017 bis 2019) mit Olympique Lyon danach die Champions League.
Grundsätzlich stehe sie "nicht gerne im Mittelpunkt", gleichwohl war das mitunter unvermeidlich. Von ihren 33 Länderspieltoren schoss sie wegweisende Treffer zum EM-Gewinn 2013 und Olympiasieg 2016.
Als hernach die Kurzzeit-Bundestrainerin Steffi Jones ihre Spielmacherin zur Spielführerin machte, war damit niemand geholfen. Eine klassische Führungsspielerin ist und war die 30-Jährige eigentlich nie.
"Familienmensch" Marozsan wird bald vermisst
Dafür hat eine der "weltbesten Technikerinnen" (Voss-Tecklenburg) einen ästhetischen Genuss vermittelt, der für die Entwicklung des Frauenfußballs nicht hoch genug zu bewerten ist.
Mit dem Ball wird sie immer verheiratet bleiben. Eine ihrer besten Freundinnen, die stellvertretende DFB-Kapitänin Svenja Huth, wird "ihre Qualität, ihre Zuckerpässe" vermissen, aber eben auch "einen unheimlichen Familienmenschen mit goldenem Herzen".
Voss-Tecklenburg war überrascht
Die Bundestrainerin war ziemlich überrascht, als ihr sie vor einigen Wochen erfuhr, dass Marozsan nicht mehr im Nationalteam spielen möchte. Im Vordergrund stand die Sorge um ihre Gesundheit ("Mein Knie ist durch die schwere Verletzung nicht mehr das, was es mal war").
Aber im Hintergrund ging es vielleicht auch um den Einfluss auf ein Team, bei dem das Mittelfeld mit Sara Däbritz, Lina Magull und eben Oberdorf bei der EM in England auch ohne klassische Nummer zehn gut funktionierte.
Zukunft bei Lyon noch offen
Und für Dzsenifer Marozsan stand jede WM bislang unter einem schlechten Stern: Vor der Heim-WM 2011 riss sie sich das Innenband, bei der WM 2015 knickte sie im Training auf dem Kunstrasen um, bei der WM 2019 brach sie sich im ersten Spiel den großen Zeh.
Auch diese Erfahrungen haben beim Rücktritt eine Rolle gespielt. Auf Vereinsebene geht es noch weiter, ihr Vertrag in Lyon läuft aus. "Grundsätzlich ist alles noch offen. Es gibt Gespräche mit Lyon, es gibt Gespräche mit anderen Vereinen." Fest steht für sie nur: "Ich möchte, so lange wie es geht, Fußball spielen."
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