Bayerns gefühltes Heimspiel gegen Schachtar Donezk
Ungewöhliche Partie auf Schalke:Bayerns gefühltes Heimspiel gegen Donezk
von Maik Rosner
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Die Partie des FC Bayern gegen Schachtar Donezk in der Champions League lenkt den Blick auf den kriegsgebeutelten Verein. "Wir wollen nicht weinen", sagt Sportdirektor Srna.
Die derzeitige Heimat von Schachtar Donezk ist die Arena in Gelsenkirchen - so auch gegen den FC Bayern München.
Quelle: imago/Steinsiek.ch
Für den FC Bayern dürfte es sich am Dienstag beinahe anfühlen wie ein Heimspiel. Zu erwarten ist ja, dass ein Großteil des Publikums in der nahezu ausverkauften Gelsenkirchener Arena zu den Münchnern hält und vielleicht auch zu den ehemaligen Schalkern Manuel Neuer, Leroy Sané und Leon Goretzka.
Doch nicht die Königsblauen werden in der Champions League der Gegner sein, sondern der FC Schachtar Donezk aus der Ukraine. Und während es für den FC Bayern in diesem ungewöhnlichen Spiel nur darum geht, die Chance auf den direkten Einzug ins Achtelfinale zu wahren, hat es sich für Schachtar zum traurigen Dauer-Zustand entwickelt, auswärts zu Hause zu spielen.
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Schachtar seit 2014 aus der Heimat vertrieben
Schon seit 2014 trägt der Verein aus dem Südosten der Ukraine seine sogenannten Heimspiele fernab seiner von Russland besetzten Heimat aus. Die eigene Donbass-Arena, in der bei der EM 2012 fünf Spiele stattfanden, wurde schon vor zehn Jahren durch zwei Bombenexplosionen schwer beschädigt.
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Nachdem Russland damals die Krim völkerrechtswidrig annektiert hatte, weitete sich der Konflikt auf die Donbass-Region aus. Seither trug Schachtar seine Heimspiele oft in Kiew, Lwiw oder Charkiw aus, aber auch anderswo.
Mehr als zehn Standorte sind schon zusammengekommen, Flucht und Umzüge haben sich zur Routine entwickelt. Das gilt erst recht seit der Ausweitung des russischen Angriffskrieges im Februar 2022. Danach untersagte die Uefa internationale Spiele in der Ukraine.
Spieler fliehen bei Ligaspielen oft in Bunker
Ligapartien müssen seither oft wegen Bombenalarms unterbrochen werden. Die Mannschaften suchen dann Schutz in Bunkern, die in unmittelbarer Nähe zu den Stadien vorgeschrieben sind.
"Das alles ist schwer, aber wir wollen nicht weinen", sagte Schachtars kroatischer Sportdirektor Darijo Srna der Bild am Sonntag. "Wir wollen für die Ukraine spielen. Nicht nur für Schachtar, sondern für das ganze Land - und insbesondere für unsere Soldaten."
Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
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Vater des Ersatztorwarts an Front getötet
Wie unmittelbar auch die privilegierten Fußballer vom Krieg betroffen sind, zeigte sich, als der Vater von Schachtars Ersatztorwart Denys Tvardovskyi kürzlich an der Front getötet wurde. "So etwas ist traumatisch und passiert in der Ukraine jeden Tag", sagte Srna.
International hatte Schachtar seine sogenannten Heimspiele zunächst in Polens Hauptstadt Warschau ausgetragen, in der vergangenen Saison der Champions League war der Verein in Hamburg zu Hause.
Bedeutung von Heimat geht verloren
In dieser Saison folgte der Umzug nach Gelsenkirchen, mehr als zweieinhalbtausend Kilometer entfernt von der Heimat. Auch jetzt gegen den FC Bayern hat Schachtar als Heimteam die viel weitere Anreise aus der Ukraine als die Münchner.
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"Wir kennen gar nicht mehr die Bedeutung des Wortes Heimat", hatte Srna vorm ersten Spiel in Gelsenkirchen gegen Bergamo gesagt. Die Dankbarkeit, die Arena mieten zu können, ist davon unbenommen. Über die Einnahmen freuen sich auch die klammen Schalker sehr.
Bayern-Spiel hebt Zuschauerschnitt
In Hamburg war der Zuspruch zu Schachtars Gruppenspielen der Champions League gegen den FC Porto, Barcelona und Antwerpen jedoch viel höher ausgefallen, als jeweils mehr als 45.000 Zuschauer kamen. In Gelsenkirchen waren es gegen Bergamo 21.636 und Bern 17.420, darunter auch einige Schalker Fans, die erstmals seit 2019 wieder Champions-League-Fußball in ihrer Arena erleben konnten.