Am dritten Spieltag der Champions League tritt der FC Bayern bei Galatasaray Istanbul an. Trainer Thomas Tuchel muss auf viele verletzte Stars verzichten.24.10.2023 | 1:23 min
Wenn der FC Bayern am Dienstag, 18.45 Uhr (Zusammenfassung im ZDF am Mittwoch ab 23 Uhr), zum Gruppenspiel der
Champions League bei Galatasaray antritt, ist trotz der übersichtlichen Reisegruppe wegen diverser Ausfälle bei manch einem Münchner die Erinnerung an den letzten Auftritt in Istanbul noch präsent. Vor fünfeinhalb Jahren hinterließ die Begegnung mit Galatasarays Stadtrivalen Besiktas bei Offensivspieler Thomas Müller und Torwart Sven Ulreich einen bleibenden Eindruck.
Weniger, weil sie nach ihrem 5:0 im Hinspiel des Achtelfinales auch das Rückspiel souverän 3:1 gewannen. Der bleibende Eindruck war eher akustischer Natur, weil es ordentlich auf die Ohren gegeben hatte.
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von Florian Vonholdt
Müllers Druck auf dem Trommelfell
Von "Druck auf dem Trommelfell" berichtete Müller hinterher. Ulreich, der auch damals Manuel Neuer vertreten hatte, bezeichnete die Stimmung als "Wahnsinn", er sagte: "Bei den Pfiffen summen die Ohren." Bekanntschaft hatten die Bayern damals mit jenen Fans gemacht, die sich sogar mit dem Rekord der weltweit lautesten Fußballanhänger schmückten.
So geht's beim Istanbuler Stadtderby ab:
Sehr weit entfernt von diesem infernalischen Lärm wird die Atmosphäre auch jetzt nicht sein, wenn die Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel erneut auf der europäischen Seite der Metropole spielt, diesmal im Stadion Ali Sami Yen Spor Kompleksi, das im Süperlig-Betrieb nach einem Sponsor benannt Rams Park heißt. Wie am Samstag, als dort mehr als 50.000 Zuschauer Galatasarays 2:1 gegen Besiktas sahen.
Zweimal hintereinander gegen Galatasaray
Für die Münchner bietet die Partie beim aktuellen Tabellenzweiten die Chance, schon einen großen Schritt in Richtung Achtelfinale zu machen. Mit mindestens fünf Punkten Vorsprung auf Platz drei hätten die Bayern im Falle eines Sieges nach dem dritten Gruppenspiel eine gute Ausgangslage.
Sollten die weiteren Gruppengegner Manchester United und FC Kopenhagen mitspielen, könnten sich die Münchner bei Galatasarays Gegenbesuch am 8. November sogar schon nach vier von sechs Gruppenspielen vorzeitig fürs Achtelfinale qualifizieren.
Kaderdebatte mit Hoeneß
So weit will Thomas Tuchel aber noch nicht denken. Den Bayern-Trainer beschäftigt derzeit viel mehr, mit seiner kleinen Belegschaft über die Runden zu kommen.
Leon Goretzkas Mittelhandbruch in Mainz und voraussichtlich wochenlanger Ausfall hat die Liste der Ausfälle erweitert und damit die Lage noch einmal verschärft.
Dennoch begegnet Tuchel den Hinweisen auf die unterschiedliche Sichtweise zur Kadergröße von Uli Hoeneß mit Humor. Die Meinungsunterschiede will er lieber nicht öffentlich mit dem Ehrenpräsidenten austragen.
Tuchels launiger Dialog
Als Tuchel im
aktuellen sportstudio des ZDF darauf angesprochen wurde, dass der Kader "objektiv betrachtet" auf Kante genäht sei, entwickelte sich ein
launiger Dialog. "Das haben Sie gesagt", befand der Trainer lachend. "Stellt sich nur die Frage, wer sagt’s von uns beiden Uli Hoeneß?", entgegnete der Reporter.
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Wieder lachte Tuchel und verwies auf seine internen Gespräche mit Hoeneß. Aus den unterschiedlichen Befunden zur Kadergröße werde viel gemacht. Mit Hoeneß sei alles ausgeräumt.
Tuchel bezeichnet Hoeneß als "Oberboss"
Dennoch versäumte es Tuchel nicht, seine Sorgen zu benennen. "Eine große Verletzungsepidemie können wir uns nicht erlauben", sagte er, "jetzt gilt's, alles zusammenzuhalten, was wir haben, alle Ressourcen zu nutzen." Dass Hoeneß große Transfers für den Winter ausgeschlossen hatte, quittierte Tuchel erneut launig, er sagte: "Okay, dann ist das so. Wenn's der Oberboss sagt."
Die Debatte um den kleinen Kader reist also mit nach Istanbul und ebenfalls die Erinnerung, dass die Bayern in ihrer Geschichte bisher nur einmal bei Galatasaray angetreten waren. Im September 1972 war das, als unter anderem Sepp Maier, Franz Beckenbauer, Uli Hoeneß und Torschütze Gerd Müller ein 1:1 holten. Im Rückspiel gewannen sie 6:0. Große Kader gab es damals noch nicht - und auch keine Dezibelmessung im Stadion.