Champions League: BVB baut beim FC Chelsea auf Reus

    Champions-League-Achtelfinale:Marco Reus - zu gut fürs Abstellgleis

    von Patrick Brandenburg
    |

    Im Achtelfinal-Hinspiel Zuschauer, im Rückspiel der Champions League beim FC Chelsea Hoffnungsträger: BVB-Kapitän Marco Reus hat die richtige Reaktion auf seine Denkpause gezeigt.

    Marco Reus (Mitte) bejubelt sein Tor zum 1:0 gegen RB Leipzig.
    Marco Reus (M.) bejubelt sein Tor zum 1:0 gegen RB Leipzig.
    Quelle: AP

    Der packende 1:0-Sieg über den FC Chelsea im Achtelfinal-Hinspiel war ein Highlight für alle Fans von Borussia Dortmund - eine magische Europapokal-Nacht im früheren Westfalenstadion. Doch einer hatte gemischte Gefühle: Marco Reus verfolgte das erste Champions-League-Duell mit den Blues komplett von der Bank, obwohl er fit war. "Er muss es respektieren, aber nicht akzeptieren", erklärte BVB-Trainer Edin Terzic die heikle Personalwahl - und weckte den Ehrgeiz des Kapitäns.

    Vier Scorer-Punkte in drei Spielen

    Reus hat die richtige Reaktion gezeigt. Noch vor kurzem hätte der Fußballer des Jahres 2012 und 2019 diese Spitze womöglich als Majestätsbeleidigung aufgefasst. Stattdessen geht der Routinier nun als einer der formstärksten Dortmunder ins Rückspiel an der Stamford Bridge.
    Dortmunds Karim Adeyemi (M) geht an Chelseas Torwart Kepa Arrizabalaga vorbei und trifft zum 1:0.
    Borussia Dortmund nimmt in der Champions League Kurs auf die Runde der letzten Acht: Im Achtelfinal-Hinspiel siegte der BVB auf heimischem Geläuf 1:0 gegen den FC Chelsea.15.02.2023 | 2:50 min
    Seine Bilanz seit jenem Hinspiel: drei starke Auftritte in der Bundesliga gegen Hertha, Hoffenheim und RB Leipzig. Dortmunds Nummer elf erzielte dabei zwei Treffer, bereitete zwei weitere vor und hatte großen Anteil daran, dass der BVB die perfekte Serie im Jahr 2023 auf zehn Siege aus zehn Pflichtspielen ausbaute.

    Spezialist fürs erste Tor

    Mit dem sicher verwandelten Elfmeter gegen Leipzig gelang Mister Einsnull schon zum 61. Mal der wegweisende Auftakttreffer einer Partie. Nur fünf Spieler in der Bundesliga-Geschichte sind besser. Außerdem zog Reus in der ewigen BVB-Torjägerliste mit Klublegende Michael Zorc gleich. Beide kommen auf 159 Pflichtspiel-Tore. "So wünschen wir uns unseren Capitano", lobte Terzic.
    Reus’ Aufschwung kommt zum passenden Zeitpunkt. Der BVB muss in London weiter auf den flinken Hinspiel-Torschützen Karim Adeyemi verzichten und kann Power, Übersicht und Routine des 33-Jährigen gut gebrauchen. Der Offensivstar wiederum sammelt fleißig Argumente für den womöglich letzten Vertrag beim BVB, nachdem er große Teile der ersten Saisonhälfte (13 Spiele) verletzt verpasste und ihm dann noch Julian Brandt im Zentrum die Show stahl.

    Kehl treibt den Umbruch voran

    Fußball-Bundesliga, Borussia Dortmund - RB Leipzig, 23. Spieltag: Leipzigs Amadou Haidara (Zweiter von links) und Dortmunds Marco Reus (mitte) kämpfen um den Ball.
    Auch RB Leipzig kann die Bundesliga-Siegesserie von Borussia Dortmund nicht stoppen. Dank des 2:1 im Topspiel bleibt der BVB ein heißer Meisterschaftskandidat.03.03.2023 | 9:13 min
    Der Umbruch bei den Westfalen ist im vollen Gange. Sportdirektor Sebastian Kehl will dem Kader ein anderes Gesicht geben und eine neue Leistungskultur etablieren, mit höherem Erfolgsanteil in den Verträgen. Das gilt auch für große Namen. So zeigte Kehl beim Vertragspoker von Jungstar Youssoufa Moukoko per Ultimatum Härte. Mo Dahoud muss den Klub verlassen, obwohl er sehr geschätzt wird.
    Der neue starke Mann bei Schwarz-Gelb will selbst bei Klub-Ikonen bald Klarheit haben. Für Reus und den früheren Abwehrchef Mats Hummels heißt das: "Nicht erst im April oder Mai." Kehl will wertschätzende Gespräche mit seinen früheren Mitspielern führen. "Sie haben den Verein geprägt und tun das immer noch." Aber es gibt eine finanzielle Schmerzgrenze.

    Harte Verhandlungen erwartet

    Galionsfigur Reus müsste sich vom Topverdiener-Status verabschieden und auf einige Millionen Euro Grundgehalt verzichten. Auch über die Laufzeit des Vertrages dürfte es Differenzen geben. Reus präferiert wohl die längere Variante über zwei Jahre, damit er bei seinem Herzensklub in Rente gehen könnte.
    Das würde das Comeback-Kid, schon oft zu früh von Kritikern aufs Abstellgleis geschoben, in die Nähe weiterer BVB-Meilensteine bringen: Reus ist nur noch 18 Treffer davon entfernt, Adi Preißler, Meisterheld der Fünfziger, als Rekordtorschützen abzulösen. Was die Gesamtzahl der Spiele angeht, winkt dem Borussen-Urgestein der Sprung unter die besten Fünf - trotz des fünf Jahre langen Umwegs über Ahlen und Mönchengladbach.

    Seelenbalsam von den Fans

    Ansporn für Reus - und perfekt für die Seele der BVB-Fans, die zuletzt feines Gespür zeigten und ihren Helden kräftig feierten. Dass ihr "Dortmunder Jung" den Winterflirt mit dem Ronaldo-Klub Al-Nassr in Saudi-Arabien erneuern könnte anstatt sich endgültig bei Schwarz-Gelb unsterblich zu machen, mag sich zurzeit keiner bei den Westfalen vorstellen.
    Die wichtigsten Spiele gibt es immer mittwochs ab 23 Uhr bei sportstudio.de und bei ZDFheute im Video.

    Mehr Fußball

    Champions League - Highlights