Fußball-Ligen im Vergleich:Was die 2. Liga so attraktiv macht
von Ralf Lorenzen
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Tradition, Fans, Spannung: Die 2. Liga ist ein echter Zuschauermagnet und attraktiv wie noch nie. Läuft das Fußball-Unterhaus der Bundesliga den Rang ab?
Die 2. Liga ist ein echter Zuschauermagnet - auch im internationalen Vergleich. Der Bolzplatz beleuchtet die Gründe und nähert sich der Frage, welche Liga attraktiver ist.29.08.2024 | 14:20 min
Rein sportlich bot der 22. Spieltag der vergangenen Saison der 2. Bundesliga kein herausragendes Ereignis, in die Geschichte eingegangen ist er trotzdem.
Mehr Fans in der 2. Liga als im Oberhaus
Erstmals lag die Zahl der Gesamtzuschauer höher als im Fußball-Oberhaus. Und das, obwohl mit dem Hamburger SV der saisonübergreifend am zweitmeisten besuchte Verein ein Auswärtsspiel hatte.
"Die großen Klubs ziehen oben die Fanmassen an, die Kleinen kämpfen unten um Aufstieg und Aufmerksamkeit - dieses Prinzip wackelt im Jahre 2024 mehr denn je", sagt Moderator Conan Furlong in der aktuellen Bolzplatz-Sendung.
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Zuschauerschnitt im Unterhaus deutlich gestiegen
Tatsächlich ging in der letzten Saison der Zuschauerschnitt der 1. Bundesliga leicht um etwa 3.500 auf 39.500 zurück, in der 2. Liga kletterten die Besucherzahlen um etwa 7.000 auf knapp 29.300 Zuschauer im Schnitt.
Dieser Trend wird auch im internationalen Vergleich sichtbar. Die deutsche 2. Liga hatte in der vergangenen Saison durchschnittlich mehr Zuschauer als die französische Ligue 1 und die spanische La Liga.
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Wettbewerb in der 2. Liga ist spannender
Umfragen unter Fans zufolge ist ein wesentlicher Grund für diese Entwicklung, dass die 2. Liga spannender ist. Im Bundesliga-Barometer, der größten Fan-Umfrage im deutschen Fußball, sagen dies 46 Prozent der Befragten, während lediglich 25,5 Prozent die 1. Bundesliga spannender finden.
Dieser subjektive Eindruck spiegelt sich objektiv in den Abschlusstabellen der letzten fünf Spielzeiten wider. Der Abstand vom Meister zum Vizemeister betrug in diesem Zeitraum in der 1. Bundesliga durchschnittlich 10,2 Punkte, in der 2. Liga waren es nur 3,2 Punkte.
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"Die Liga zwei ist natürlich brutal ausgeglichener als Liga eins und deswegen muss die Bundesliga ein bisschen aufpassen, dass die 2. Liga ihr darin nicht den Rang abläuft", sagt Ex-Union-Berlin-Profi Torsten Matuschka im Bolzplatz.
Finanzgefälle im Unterhaus deutlich geringer
Die spielerische Ausgeglichenheit hat ihre Entsprechung in der finanziellen. In der 2. Liga ist das Marktwert-Gefälle der Klubs deutlich flacher als im Oberhaus, wo der Kader des FC Bayern München mit 1,05 Milliarden Euro auf dem Papier fast 34-mal mehr wert ist als der des Aufsteigers Holstein Kiel.
Ex-HSV-Vorstand Dietmar Beiersdorfer, der jetzt Geschäftsführer beim Drittligisten FC Ingolstadt ist, warnt aber davor, den ausgeglicheneren Wettbewerb nur an den finanziellen Möglichkeiten festzumachen.
"Das sind Themen, die kleinere Klubs in der Vergangenheit durchaus besser umgesetzt haben, um dann auch den Status der 1. Liga zu erreichen."
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Große Traditionsvereine in der 2. Liga
Damit ist ein weiterer Grund für die sich angleichenden Zuschauerzahlen der beiden höchsten deutschen Fußball-Ligen angesprochen. Solide arbeitende kleinere Vereine wie Mainz 05, der SC Freiburg oder der FC Augsburg haben sich in der Bundesliga festgesetzt, während die 2. Liga zunehmend von großen Traditionsklubs wie dem HSV, Schalke 04 oder dem 1. FC Kaiserslautern bevölkert wird, deren Weg nach unten von Misswirtschaft begleitet wurde.
Mittlerweile liegt das Verhältnis der Gründungsmitglieder der Bundesliga bei 9:4 für die 2. Liga. Die Traditionsvereine bringen neben größeren Stadien auch eine größere und gewachsenere Fanbasis mit. "Natürlich gibt es krasse Unterschiede", sagt Ex-Profi Matuschka. "Bei Schalke, bei Hertha, bei Köln, beim HSV - das ist pure Identifikation. Dieser Verein ist ihr Leben, sie unterstützen ihn, egal in welcher Liga."
Warum wollen trotzdem alle in die Bundesliga?
Es bleibt dann nur die Frage, warum alle wieder in die 1. Bundesliga zurückwollen? Zum einen liegt das Oberhaus bei der Frage nach der Attraktivität der Liga aus Fansicht mit 40,6 gegenüber 32,7 Prozent noch vorne. Und zudem winkt den Vereinen oben natürlich ein Zigfaches an Medienerlösen.
In der Gesamtschau sieht es wie eine gute Kombination aus: eine Liga für den attraktiveren Fußball, die andere für den spannenderen.
Quelle: ZDF
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