RB Leipzig hat den besten Rasen der Bundesliga

    Interview

    Bester Rasen der Bundesliga:Leipzig-Greenkeeper: "Parallelen zum Friseur"

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    Mathias Eichner ist Leiter des 14-köpfigen Platzpflegeteams bei RB Leipzig. Der Leipziger Rasen wurde von der DFL als bester der Bundesliga ausgezeichnet.

    RB-Leipzig-Greenkeeper Mathias Eichner
    RB-Leipzig-Greenkeeper Mathias Eichner
    Quelle: RB Leipzig/motivio

    ZDFheute: Herr Eichner, was unterscheidet den Leipziger Rasen von dem der Konkurrenten?
    Mathias Eichner: Naja, so wahnsinnig groß sind die Unterschiede gar nicht. Gerade zwischen den Top Fünf der Liga liegen nur Nuancen. Am Ende kommt es auf die richtige Mischung an, und die muss vor allem den Spielern gefallen, die den Rasen ja auch bewerten. Die Kapitäne und Schiedsrichter vergeben nach jedem Spiel Noten auf einer Skala von 1 bis 10. Nach einer Vorauswahl der drei besten Klubs übernimmt das entscheidende Votum dann eine Fachjury.
    ZDFheute: Haben Sie im Vergleich zu den Vorjahren etwas verändert?
    Eichner: Ein entscheidender Schritt für uns in Leipzig war der Wechsel von Natur- auf Hybridrasen in der Red-Bull-Arena Anfang 2022. Gerade im Winter lässt sich mit diesem Mix aus Naturrasen und Kunstfasern die Qualität deutlich besser aufrechterhalten.
    ZDFheute: Wie spielt es sich auf Hybridrasen?
    Eichner: Das muss man natürlich zuallererst die Spieler fragen. Aber wir bekommen durchweg positives Feedback von unseren Profis. Den Spielern ist wichtig, dass sie einen guten Halt haben, der Ball gut rollt und ein schnelles Spiel möglich ist. Die implantierten Kunstfasern stabilisieren die Naturgräser und dadurch ist die Spielfläche sehr eben und der Ball rollt etwas schneller.
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    ZDFheute: Welche Höhe hat denn ein optimaler Fußballrasen?
    Eichner: Die eingenähte Kunstfaser ist über dem Boden 1,5 Zentimeter lang, der eingesäte Naturrasen steht 2,5 Zentimeter hoch.
    ZDFheute: Jedes Stadion hat seine Eigenheiten. Was sind die besonderen Herausforderungen in Leipzig?
    Eichner: Ein Stadionrasen ist im Vergleich zur Wiese im Freien immer speziell. Da es keinen oder nur wenig Wind gibt, kann der Untergrund schlechter abtrocknen, außerdem sprechen wir im Fachjargon von Schattendruck durch die umliegenden Tribünen. In Leipzig haben wir ja sogar einen Doppelwall, weil die Arena in das alte Zentralstadion hineingebaut wurde. Auch wenn wir die Tore zum Stadioninnenraum öffnen, entsteht trotzdem kein wirklicher Durchzug. Um dennoch eine Luftzirkulation hinzubekommen, nutzen wir Ventilatoren. Zudem gibt es mittlerweile in ziemlich jedem Bundesliga-Stadion ein Belichtungssystem, um den Schatten zu überlisten.
    ZDFheute: Gibt es noch Geheimnisse der Rasenpflege oder ist alles transparent?
    Eichner: Seit der WM 2006 haben wir in Deutschland eine große Greenkeeper-Community. Man tauscht sich untereinander aus. Jedes Detail, das mal jemand ausprobiert hat, wird von den anderen Kollegen geteilt. Wir schauen auch ins Ausland. Klar ist aber auch: Jeder muss sich für sein Stadion, für seine speziellen Bedingungen, die passenden Stellschrauben heraussuchen.

    Rivalitäten wie in der Fanszene gibt es unter uns Greenkeepern jedenfalls nicht.

    RB-Greenkeeper Mathias Eichner

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    ZDFheute: Wieviel Gespür braucht es, um den besten Rasen zu haben?
    Eichner: Greenkeeping ist keine Atomphysik: Düngen, Wässern, Schneiden - da gibt’s definitiv Parallelen zum Friseur. Und man muss mit offenen Augen über den Platz gehen und Passion mitbringen. Zudem nutzen wir viele Messdaten. Anhand von Temperatur, Feuchtigkeit, Salzgehalt, Nährstoffen, Härtegrad und Scherfestigkeit können wir unsere Pflege ausrichten. Das ermöglicht es uns, auf kleinste Veränderungen zu reagieren. Wenn man noch dazu etwas Gespür dafür hat, die Gräser nicht zu sehr unter Stress zu setzen, sondern gleichmäßig zu pflegen, liefert man einen grünen Rasen ab.
    ZDFheute: Wie sieht es in Ihrem Garten zu Hause aus: Wildwuchs oder englischer Rasen?
    Eichner: Ganz ehrlich? Eher Wildwuchs. Vor allem weil meine Frau auf Blumenwiese steht. Ich bin aber auch ein bisschen froh, dass ich es zu Hause mit der Rasenpflege etwas ruhiger angehen lassen kann. Das ist auch ein schöner Kontrast zum Job.
    Das Interview führte Ullrich Kroemer.

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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