Nach dem Gewinn der 11. Meisterschaft in Serie geht es bei den Münchnern vor allem um die Trennung von den Vorständen Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic. Der entmachtete CEO zürnt.
Oliver Kahn geht nicht im Frieden
Quelle: dpa
Als die vielen emotionalen Bilder aus Köln das Publikum in aller Welt erreichten, machten nicht nur die Eilmeldungen vom Gewinn des Bundesliga-Titels für den FC Bayern die Runde. Zeitgleich verbreitete sich auch die Kunde, dass sich die Münchner von ihrem Vorstandschef Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic trennen.
Die Entscheidung, dass Kahn und Salihamidzic bei den Bayern gehen müssen, war schon am Freitag gefallen. Für Trainer Tuchel ändert sich nun "mehr oder weniger alles", sagt er.27.05.2023 | 2:16 min
Kahns Zorn im Meister-Tweet
Der Aufsichtsrat hatte in einer außerordentlichen Sitzung am Freitagabend den Rauswurf des Duos beschlossen, der tags darauf im Moment des Meisterglücks publik wurde, rund eine Stunde nach dem Abpfiff auch offiziell per Pressemitteilung. Kahns Nachfolger wird der bisherige Finanzvorstand, der 55-jährige Jan-Christian Dreesen. Wer auf Salihamidzic folgt, ist offen.
Um den elften Meistertitel in Serie für die Münchner ging es danach kaum noch. Es ging nun vor allem um Kahns Zorn per Meister-Tweet, in dem er neben Glückwünschen an die Mannschaft auch tief blicken ließ in den internen Machtkampf, den er verloren hatte.
Oliver Kahns Tweet zum Meister-Titel
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Die Bild-Zeitung zitierte Kahn später mit den Worten: "Mir wurde die Reise zum Spiel nach Köln und der Besuch der Meisterfeier vom Klub untersagt." Bei Sky sagte der 53-Jährige:
Es waren Aussagen, die auch Bayern Münchens interne Meisterfeier am Samstagabend in München überschatteten. Die Bayern feierten, wenn man so will, einen Zoff-Titel.
Personeller Paukenschlag an der Säbener Straße: Der FC Bayern München trennt sich von Vorstandschef Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic.
mit Video
Tuchels erster Bundesliga-Titel
Kahns Fehlen in Köln war von Vereinsseite zunächst mit einem grippalen Infekt begründet worden. Doch das wirkte schon deshalb kaum glaubhaft, weil Kahn und Salihamidzic seit Wochen massiv unter Druck standen. Für zahlreiche strategische Fehlentscheidungen waren sie kritisiert worden.
Dazu zählte die Kaderarchitektur ohne Nachfolger für den im vergangenen Sommer verabschiedeten Mittelstürmer Robert Lewandowski ebenso wie der Zeitpunkt der Trennung von Trainer Julian Nagelsmann unmittelbar vor der entscheidenden Saisonphase.
Tuchel mit getrübter Freude
Dessen Nachfolger Thomas Tuchel schied aus der Champions League gegen Manchester City und dem DFB-Pokal gegen Freiburg jeweils im Viertelfinale aus. Nun feierte Tuchel zwar den kaum noch für möglich gehaltenen Bundesliga-Titel, seinen ersten überhaupt. Doch seine Freude war durch die Umstände mit der Trennung von den Vorständen getrübt.
Bayerns Ministerpräsident hatte also recht: Dortmund sei wohl zu doof, um Meister zu werden, orakelte Markus Söder. Im wilden Liga-Finale hat der BVB den FCB zum Meister gemacht.
von Hermann Valkyser
Kommentar
"Das passt auch ein bisschen zu unserer Saison", sagte Tuchel. Den Meistertitel erstmals seit Jahren oder eher Jahrzehnten so emotional zu gewinnen, "und dann überschattet so ein sportpolitisches Thema die Momente – das ist alles nicht so leicht zu verarbeiten."
Thomas Müllers Verwunderung
An anderer Stelle sagte er: "Es passt aber, denn statt zu feiern, haben wir direkt wieder das nächste politische Thema. Ich gehe aber einmal davon aus, dass ich meinen Weg bei den Bayern fortsetzen werde."
Thomas Müller, Jamal Musiala und Trainer Thomas Tuchel beschreiben nach dem Spiel ihre Gefühle nach dem Gewinn der Meisterschaft.27.05.2023 | 1:44 min
Auch die Mannschaft war vom Zeitpunkt des Bekanntwerdens der Trennung von den beiden Vorständen überrascht. "Das kommt jetzt, eine Minute nach Abpfiff?", fragte Thomas Müller ungläubig.
Salihamidzic will schönen Abschied
Die Umstände der Trennung von Kahn dürften noch weiter diskutiert werden. Salihamidzic kündigte derweil an, an der Meisterfeier auf dem Münchner Marienplatz an diesem Sonntagnachmittag teilnehmen zu wollen.
Das gehöre sich so. Als Sportvorstand war er seit 2020 im Amt, vorher schon als Sportdirektor seit 2017. Erst im August war sein Vertrag bis 2026 verlängert worden. Der von Kahn hatte eine um ein Jahr kürzere Laufzeit. Und zumindest der CEO geht eindeutig nicht im Frieden.