Frankfurt: Polizei und Fans kritisieren sich gegenseitig
Nach Krawallen in Frankfurt:Polizei kritisiert Fans - und umgekehrt
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Die Krawalle rund um das Bundesligaspiel zwischen Frankfurt und Stuttgart mit über 200 Verletzten wirken nach. Polizei und Fans weisen sich gegenseitig die Schuld zu.
Aus Protest gegen den Polizeieinsatz waren zahlreiche Frankfurter Fans dem Block ferngeblieben.
Quelle: Imago
Nach den schweren Ausschreitungen im Frankfurter Stadion wird der Konflikt zwischen Polizei und Fans verbal und mit gegenseitigen Schuldzuweisungen fortgeführt. Viel Zeit zur Aufarbeitung bleibt nach den blutigen Krawallen vom Bundesliga-Spiel gegen den VfB Stuttgart mit über 200 Verletzten aber nicht, denn schon am Donnerstag kommt es beim Conference-League-Spiel gegen PAOK Saloniki zum nächsten unmittelbaren Aufeinandertreffen.
Über 100 Verletzte auf beiden Seiten
Polizeipräsident Stefan Müller sagte am Montag bei einer eigens einberufenen Pressekonferenz: "Parallel bereiten wir natürlich das Spiel am kommenden Donnerstag vor. Wir werden das Spiel mit der gebotenen Professionalität angehen, mit Gelassenheit. Wir erwarten das aber auch vonseiten der Problemfans."
Es handle sich um ein "Frankfurter Problem, das nichts mit besonderen Ereignissen an anderen Liga-Standorten zu tun hat" - wie etwa Dortmund, wo es am Wochenende ebenfalls zu Gewaltexzessen gekommen war.
Krawalle auch in Dortmund: Nach dem Spiel des BVB gegen Mönchengladbach habe es Ausschreitungen gegeben, berichtet die Polizei.
In Frankfurt meldeten sowohl die Polizei- und Ordnungsdienst-Seite als auch die Fans über 100 Verletzte. Müller verwies auf die ernste Lage.
Müller nannte geworfene Absperrungen und Feuerlöscher und wies die schwere Fan-Kritik an einem vollkommen überzogenen Einsatz der Polizei vonseiten der organisierten Fans zurück.
Schwere Vorwürfe von Seiten der Fans
Diese hatten sich am Montag noch einmal geäußert und auf enorme Brutalität verwiesen. "Ich habe noch nie etwas Derartiges erlebt, und ich gehe schon sehr lange zum Fußball. Ich war live dabei und habe es erlebt. Ich war geschockt. Es waren sehr viele Leute geschockt", sagte Ina Kobuschinski als Sprecherin der Frankfurter Fanhilfe "Der 13. Mann".
Eine Sonderkommission der Polizei mit rund 50 Mitarbeitern hat die Ermittlungen aufgenommen. Sie ermittelt unter anderem wegen tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte. Die vom Ordnungsdienst zu Hilfe gerufenen Polizisten seien bei ihrem Eintreffen vor Ort von Eintracht-Fans massiv attackiert worden, hieß es.
Ermittlungen auch gegen Polizisten
Über den Anlass der Krawalle gibt es laut Eintracht-Vorstand Philipp Reschke "verschiedene Informationen und unterschiedliche Meinungen". Auch gegen Polizeibeamte soll ermittelt werden, wie Oberstaatsanwalt Michael Loer sagte.
Die Eintracht selbst bemühe sich um eine ausgewogene Betrachtung, in der sie Gewalt gegen Ordnungskräfte und die Polizei scharf verurteilte, aber auch eine Aufarbeitung eines Polizei-Einsatzes forderte, den es "mit Blick auf Dauer und Intensität in dieser Form zuvor noch nicht im Stadion gegeben" habe. Das teilte der Verein mit.
"Etliche unbeteiligte Verletzte, deren Schilderungen Eintracht Frankfurt seit den Vorfällen am Samstagabend erreichen, bedingen eine ausführliche und selbstkritische Analyse des gesamten Einsatzes und der angewandten Einsatzmittel", hieß es. Reschke kündigte an, die Augenzeugenberichte sorgfältig auszuwerten "und eine entsprechende Einordnung" vorzunehmen.
Der VfB Stuttgart sorgt weiter für Furore: Die Schwaben setzte sich dank eines Undav-Doppelpacks bei der heimstarken Eintracht aus Frankfurt mit 2:1 durch.27.11.2023 | 11:33 min
Der Dachverband der Fanhilfen beklagte zunehmende Übergriffe der Polizei gegen Fußballfans. Zudem fordert sie ein Verbot von Pfeffersprays in deutschen Stadien. Die "erneute Eskalation" sei "der nächste Höhepunkt in einer verheerenden Entwicklung, die sich seit Monaten abzeichnet".