Fußball-Transfers: Wie neue Akteure den Markt beeinflussen
Saudi Pro League und Co.:Neue Akteure verändern den Transfermarkt
von Ralf Lorenzen
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Der Transfermarkt wird immer mehr zum Sommer-Spektakel für Fußball-Fans. Neue Akteure heizen ihn zusätzlich an: die Saudi Pro League und Transferjournalisten wie Fabrizio Romano.
Das Transferfenster schließt - eine stressige Zeit für alle Fußball-Manager. Lili Engels analysiert im Bolzplatz, welche Rolle Journalisten wie Fabrizio Romano dabei spielen.31.08.2023 | 14:20 min
Noch ein paar Stunden, dann steht wieder der Ball im Mittelpunkt und nicht das neueste Gerücht oder der nächste Deal auf dem Transfermarkt. Noch bis Freitag um 18 Uhr können Bundesliga-Klubs neue Spieler registrieren, in den anderen Top-5-Ligen Europas ein paar Stunden länger.
Fußball-Transfermarkt wandelt sich
Schon jetzt (Stand 31.8., 11 Uhr) hat der Marktführer Premier League den Ausgabenrekord des letzten Sommers von 2,25 Milliarden Euro deutlich übertroffen. Auch die Bundesliga hat mit 712 Millionen Euro schon ein Drittel mehr als im letzten Sommer für neue Spieler ausgegeben und kratzt an ihrem Ausgaben-Rekord aus dem letzten Vor-Corona-Sommer 2019/2020.
"Ich glaube auch, dass das so weiter geht, so wie sich die Wirtschaft generell entwickelt", sagt Spielerberater Marc Behrenbeck im aktuellen "Bolzplatz", der die Mechanismen des Transfermarktes unter die Lupe nimmt.
Neues Geld und zusätzliche Dynamik kommen vor allem durch zwei neue Akteure in das Spielerkarussell. Da ist zum einen die Saudi Pro League. "Europa verliert aktuell immer mehr große Namen an die Wüste: Ronaldo, Benzema, Mané, Kante, Neymar - nur mal, um ein paar zu nennen", sagt Lili Engels, die sich künftig mit Manu Thiele in der "Bolzplatz"-Moderation abwechseln wird. Die Monarchie finanziere Transfers zu exorbitanten Summen, um dem PR-Projekt der Saudi Pro League Glanz zu verleihen.
"Für die englischen Klubs bedeutet das eine neue Einnahmequelle, mit der sie aus anderen Ligen wie der Bundesliga noch mehr Spieler abwerben könnten", sagt der Sportvorstand von RB Leipzig, Max Eberl.
Internationale Regelung für Transferfenster gefordert
Ein weiteres Problem entsteht dadurch, dass das Transferfenster in Saudi-Arabien erst am 20. September und damit drei Wochen später als die der Top-5-Ligen schließt. Mögliche Abgänge könnten dann nicht mehr kompensiert werden. FC Liverpool-Trainer Jürgen Klopp fordert deshalb: "FIFA und UEFA müssen hierfür eine Lösung finden."
Ein weiterer Aspekt, der den Transfermarkt in den letzten Jahren erhitzt hat, ist der Transferjournalismus. Beispielhaft für die neue Macht dieser Branche steht Fabrizio Romano. Der 30-jährige Italiener hat sich innerhalb weniger Jahre nicht nur ein riesiges Netzwerk an Informanten aufgebaut hat, sondern auch eine gigantische Social-Media-Community.
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Nur zwei Zahlen: Auf Instagram hat Romano 24 Millionen Follower, auf X (früher Twitter) verzeichnet er mit 4,2 Milliarden Interaktionen mehr als X-Besitzer Elon Musk.
Transferjournalist Fabrizio Romano: Macht durch Reichweite
Erst, wenn Romano sein Markenzeichen, den Slogan "Here weg go", hinter eine Transfermeldung gesetzt hat, gilt sie als wasserdicht. Vorher heizt er über seine Kanäle nicht nur die Gerüchteküche an, sondern beeinflusst auch die Transferverhandlungen selbst.
"Einmal hat mich ein Agent eines Top-Top-Mittelfeldspielers angerufen und als ich von einem möglichen Angebot des einen Klubs berichtete, rief der andere Verein den Agenten zwei Minuten später an, um den Deal fix zu machen", erzählte Romano im Magazin "11Freunde". "Das war unglaublich für mich."
Mehr Druck, aber auch neue Möglichkeiten
Diese Mechanismen setzten Klubmanager und Spieler zusätzlich unter Druck. Auf der anderen Seite nutzen sie die Reichweite Romanos nach Bedarf für ihre eigene Popularität. Wie der FC Augsburg, auf dessen englischsprachigen Kanälen Romano 2021 zur Verpflichtung des US-Amerikaners Ricardo Pepi gratulierte.
Akteure wie Romano erschaffen während des Sommer-Fensters eine mediale Parallelwelt, die auch während der fußballlosen Zeit Aufmerksamkeit und Quoten erzeugt. "Aber ich finde das gut", sagt der frühere Profi und heutige Vizepräsident der Spielergewerkschaft, Maik Franz, im "Bolzplatz". "Ich finde es interessant, darüber zu berichten - am Ende des Tages ist es eine große Maschinerie."