Fußball - Bundesliga: RB Leipzig reif für die Meisterschaft?
Trotz Umbruch im Kader:Ist RB Leipzig reif für die Meisterschaft?
von Ralf Lorenzen
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Mehrere Leistungsträger sind weg, viele Neue müssen integriert werden: RB Leipzig vollzieht einen großen Umbruch. Die Voraussetzungen sind aber günstig, dass er gelingen kann.
RB Leipzig vollzieht zur neuen Saison einen großen Umbruch - und dennoch wird das Team von Trainer Marco Rose hoch gehandelt. Manu Thiele analysiert die Situation bei den Sachsen.24.08.2023 | 13:46 min
Der Kreis der Mannschaften, die in dieser Bundesliga-Saison als ernsthafte Titelanwärter gelten, ist wieder einmal überschaubar. Beim Blick auf mögliche Herausforderer für Bayern München wird neben Dauer-Vize Borussia Dortmund und Dauer-Geheimtipp Bayer Leverkusen vor allem RB Leipzig mit Vorschusslorbeeren bedacht.
Taten statt Sprüche in Leipzig
Zweimal DFB-Pokalsieger, Supercup-Sieg gegen die Bayern - wäre da der erstmalige Gewinn der Deutschen Meisterschaft nicht der folgerichtige Schritt? Das fragt Manu Thiele in der Sendung Bolzplatz auch RB-Sportdirektor Rouven Schröder.
"Es ist vollkommen klar, dass wir als RB Leipzig den Anspruch haben, uns für die Champions League zu qualifizieren und das Bestmögliche rauszuholen. Da sind wir sehr ambitioniert und ehrgeizig." Man habe sich aber auf die Fahne geschrieben, keine großen Sprüche zu klopfen, sondern Taten folgen zu lassen.
Scouting als große Stärke von RB
Dabei gibt es einige Gründe, die Leipziger hoch einzuschätzen. Besonders sticht ihr erfolgreiches Scouting hervor, das immer wieder Talente identifiziert, die der Mannschaft ein paar Jahre sportlich weiterhelfen und dann ein sattes Transferplus abwerfen - wie aktuell Dominik Szoboszlai und Christopher Nkunku.
Rekordtransfer Harry Kane kommt im Supercup zu seinen ersten Einsatz-Minuten für den FC Bayern. Mann des Spiels ist aber der Leipziger Dani Olmo als dreifacher Torschütze.13.08.2023 | 9:19 min
"Da sind viele Dinge, die zusammenkommen, mit Reports, mit Datenanalysen, mit Persönlichkeitsstrukturen, die überprüft werden", sagt Schröder. "Aber die Zeit nehmen wir uns auch. Wenn wir das Geld einsetzen, möchten wir relativ sicher sein, was wir da bekommen."
Kaum Skandale im Leipziger Kader
Das betrifft auch den Charakter eines Spielers, der über verschiedene Kanäle und persönliche Gespräche begutachtet wird. Skandale kommen bei den Leipzigern kaum vor, dafür gibt es erstaunlich viele Spieler wie Emil Forsberg im Kader, die auch mit einer Joker-Rolle zufrieden sind.
"Wie häufig hat man es in einem Verein, dass es drei bis fünf Spieler gibt, die sagen: Wir fühlen uns hier wohl, wir müssen nicht jedes Spiel von Anfang an spielen, aber wir sind wichtig für die Kaderhygiene", sagt Taktikblogger Benny Grund im Bolzplatz.
Talente aus Frankreich und den Farmteams
Nicht als Joker ist der 23-jährige Loïs Opendafür 38,5 Millionen Euro aus Lens geholt worden. "Es ist für ihn genau der richtige Schritt", sagt Rouven Schröder. "Er wollte unbedingt, dass der nächste Schritt nicht zu groß wird." Openda steht auch für Leipzigs gutes Netzwerk in Frankreich, von wo in den letzten sechs Jahren zehn Spieler verpflichtet wurden.
Der zweite Scouting-Schwerpunkt ist in die oft kritisierte Konstruktion des Klubs eingeschrieben. Als Besitzer mehrerer Klubs kann RB sich bei seinen Farmteams in Salzburg, Liefering, New York und Bragança Paulista/Brasilien bedienen. Aus der eigenen Akademie hat es bislang aber kein junger Spieler in die Profi-Stammelf geschafft.
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Zusätzliche Stabilität entsteht durch die verbliebenen erfahrenen Spieler wie Willi Orban, Kevin Kampl oder Yussuf Poulsen. Manu Thiele vergleicht das RB-Gebilde mit einem Puzzle. "Immer wieder nimmt man ein Teil raus und setzt ein anderes rein, aber es passt perfekt. So entsteht ein großes Bild."
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