Franz Beckenbauer: Der letzte Kaiser - Doku

    Zum ersten Todestag des Kaisers:Ein Blick auf das Leben Beckenbauers

    von Maik Rosner
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    Die Beckenbauer-Doku rund um den ersten Todestag des Fußball-Idols zeichnet sein Leben nach und erklärt den geschichtlichen Rahmen. Dabei geht es auch um weniger Bekanntes.

    Franz Beckenbauer steht 1977 auf einem Balkon vor der Skyline  in NewYork.
    Franz Beckenbauer hat Geschichte geschrieben. 2025 wäre er 80 Jahre alt geworden. Die Doku zeigt den Weg von der WM 1966 zur globalen Figur als "Kaiser" und "Lichtgestalt".05.01.2025 | 88:29 min
    Das Intro setzt den Ton, doch im Grunde sind es zwei Intros. Das erste wird gesungen von Udo Jürgens. In seinem Lied von 1975 geht es um den Libero Franz Beckenbauer, um die Leichtigkeit, aber auch Schwere, die Beckenbauer kannte, die er beim Publikum mit seiner spielerischen Art jedoch oft vergessen ließ.
    Die dazu laufenden Bilder dieses Intros tun das auch. Zu sehen sind Ausschnitte aus dem WM-Finale von 1974 gegen die Niederlande, wie Beckenbauer mit seiner ganz eigenen Eleganz den Ball über den Rasen des Münchner Olympiastadions führt. Und dann ist da sein feines Lächeln, mit dem er nach dem Endspiel den Pokal hochhebt.

    Beckenbauer: Der Ball als göttliche Form

    Das zweite Intro folgt nach einem Schnitt, wenn der Film "Beckenbauer - Der letzte Kaiser" mit Beckenbauers Stimme aus dem Off beginnt. "Der Ball ist die Vollkommenheit des Rades", sagt Beckenbauer und fügt mit einem Lachen hinzu: "Also so interpretiere ich es einmal."
    Ein Jahr nach seinem Tod erscheint die Doku Franz Beckenbauer - Der letzte Kaiser
    Ein Jahr nach seinem Tod erscheint die Doku Franz Beckenbauer - Der letzte Kaiser
    Quelle: BROADVIEW Imago Werek

    Er sagt: "Ich weiß nicht, ob das verständlich ist, aber unser Sonnensystem ist rund, die Erde ist rund, der Mond ist rund, die Planeten sind rund. Also sagen wir mal: Diese Form ist göttlich. Deswegen ist der Fußball so entstanden." Wieder lacht Beckenbauer.

    Rückzug nach der Omnipräsenz

    Es ist ein echter Beckenbauer gleich zu Beginn - und auch wenn das Publikum ihn gar nicht hören, sondern nur die Worte seiner Theorie lesen würde, hätte es Beckenbauers Stimme, seinen ganzen Habitus und Sound mit dem rollenden R und der Nonchalance im Lachen schon im Kopf und sein Gesicht vor Augen.

    Am 5. Januar ab 10 Uhr zunächst in der ZDF-Mediathek frei empfangbar zu sehen ist, ehe sie am 12. Januar um 16.30 Uhr im ZDF-Fernsehen läuft.

    Zudem zeigt ARTE am 7. Januar ab 20.15 Uhr die internationale Fassung des Dreiteilers. Zunächst war Torsten Körners Dokumentation bei MagentaTV zu sehen gewesen.

    Es ist rund ein Jahr nach seinem Tod am 7. Januar 2024 zugleich eine Wiederbegegnung mit einem, der die meiste Zeit seines Lebens omnipräsent wirkte, sich in den letzten Jahren aber zurückgezogen hatte.

    Von Günter Netzer bis Günther Jauch

    Der Film zeichnet Beckenbauers Leben nach, seine Stationen als Fußballer und als Mensch, seine jeweiligen Facetten. Das tun auch Weggefährten von Bruder Walter über Günter Netzer bis Günther Jauch. Und auch wenn das Publikum meint, Beckenbauer nach vielen Jahrzehnten bestens zu kennen, gelingt es dem Film, noch weniger Bekanntes zu beleuchten.
    Es geht darum, die Figur Beckenbauer in den Kontext einzuordnen, den geschichtliche Rahmen zu erklären, den seiner Sportart und den gesamtgesellschaftlichen.

    Beckenbauers Aufstieg zum Weltstar

    Gezeigt wird, wie Beckenbauer aufwuchs, wie er mit seiner Neuinterpretation des Spiels faszinierte, die Position des Liberos schuf.
    Wie er die erste Werbefigur des Fußballs wurde und als Spieler des FC Bayern und der deutschen Nationalmannschaft zum Weltstar aufstieg.
    Und wie er Weltmeister wurde als Spieler und Teamchef, wie er als OK-Chef mit einer beispiellosen Werbetour rund um den Globus die WM 2006 gefühlt alleine nach Deutschland holte.
    Franz Beckenbauer hält WM-Pokal hoch. Mit im Bild Gustav Heinemann und Sepp Meier
    Auch vor genau 50 Jahren war München Fußball-Hotspot: Damals wurde Deutschland eben hier in München Fußball-Weltmeister. Die WM 1974 war die erste auf deutschem Boden.13.06.2024 | 11:16 min
    Eine Stärke des Films sind die Zwischentöne, wenn der Spieler Beckenbauer zum Beispiel sagt, was die schon damals vergleichsweise hohe Bezahlung mit einer Mannschaft mache und er damit jene Naivität entzaubert, die er einst im Lied "Gute Freunde" besang.

    Brüche im Leben der Lichtgestalt Beckenbauer

    Hinzu kommen die Brüche im Leben als Lichtgestalt wie der Tod seines Sohnes Stephan und die bis heute nicht aufgeklärten Korruptionsvorwürfe rund um die WM-Vergabe 2006.
    Fast am Ende des Films hört man wieder Beckenbauers Stimme aus dem Off zu Bildern des Münchner Olympiastadions, und dabei formuliert er einen Satz, der rund um seinen Todestag fast wie ein tröstlicher Gruß klingt. Er sagt: "Der Tod ist das Leben."
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