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Jahresrückblick 2024:Adieu - Menschen, die wir nicht vergessen
von Winnie Heescher
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Hannelore Hoger, Franz Beckenbauer, Klaus Töpfer und viele andere Persönlichkeiten sind 2024 gestorben. Sie haben unsere Zeit geprägt und die Zeit auch sie. Eine Erinnerungsreise.
"Vor ein paar alten Fotos sitz Ich nun seit Stunden. Ich habe ein Stückchen Erinnerung gefunden" singt Udo Jürgens in einem Lied an seine Mutter. Eine Kiste mit solchen Erinnerungsstücken haben viele Menschen - auf dem Dachboden, im Kleiderschrank, unter dem Bett.
Weltstar Caterina Valente: sie sang in 13 Sprachen
Das, was wir aufbewahren folgt meist keiner Logik, sondern dem Herzen. Erinnerung ist persönlich, Trost ist es auch. Caterina Valente zum Beispiel, wie sie so herrlich fröhlich lacht. Unvergessen auch der Bauchklatscher von Klaus Töpfer in den Rhein. Oder die Brillen von Iris Apfel, die mit 97 Jahren ihren ersten Modelvertrag unterschrieb.
Moderator und Musikjournalist Fritz Egner erinnert sich an Caterina Valente, deren musikalisches Repertoire von Swing über Chanson zu Schlager reichte. 23.12.2024 | 4:24 min
Manche Menschen sehen wir jahrelang in TV-Serien und wissen gar nicht, welche Geschichte ihr Leben abseits der Rolle schrieb: Hannelore Hoger, unvergessen als "Bella Block", hatte als Baby eine Blutvergiftung, ihr sollte der rechte Arm abgenommen werden, sie lag schon in der Totenkammer. Ihre Mutter klaute sie aus dem Krankenhaus.
Horst Naumann: Star aus "Das Traumschiff" und "Die Schwarzwaldklinik"
Horst Naumann, Deutschlands dienstältester Serienschauspieler, war 27 Jahre auf dem Traumschiff unterwegs: Sonne, Meer, Weite. Als 18-Jähriger hat er im Schützengraben des Zweiten Weltkriegs gelegen, war in russischer Kriegsgefangenschaft, flüchtete später aus der DDR in den Westen.
Bereits in ZDF-Serie "Die Schwarzwaldklinik" standen Horst Naumann und die damals 21-jährige Barbara Wussow gemeinsam vor der Kamera. 23.12.2024 | 2:57 min
Verlassen, aufgeben, neu anfangen - davon zeugen vieler Biografien: Ruth Maria Kubitschek flüchtete nur mit einer Handtasche in den Westen. Andere blieben in der DDR: Manfred Wolke, der Trainer von Henry Maske, der Schauspieler Peter Sodann, der Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer.
Und hier wie dort war es nicht immer einfach. Politische Herausforderungen, persönliche Täler: Angst und Alkohol quälten manche. Das, was uns glamourös erscheint, war oft ein Leben am Limit.
In der Archivkiste liegen auch einige Fundstücke zum Thema Gleichberechtigung: Wie Dieter Thomas Heck in der Hitparade die Showtreppe fegt, während Johanna von Koczian "Das bisschen Haushalt" singt.
Ärzte, Kommissare, Moderatoren großer Samstagabendshows - in den Hauptrollen Jahrzehnte nur Männer. Grenzüberschreitung in Talkshows bis weit in unser Jahrzehnt, wenn ältere Schauspielerinnen mit der Frage nach ihrem Alter gedemütigt werden oder sich rechtfertigen sollen, warum sie keine Kinder bekommen haben. Mann, oh Mann.
Schauspieler Fritz Wepper ist im März im Alter von 82 Jahren verstorben. Janina Hartwig spielte lange Zeit an seiner Seite. Im Gespräch erklärt sie ihre besondere Freundschaft. 23.12.2024 | 4:17 min
Abschied von Franz Beckenbauer
Und dann gibt es die tieferen Schatten: Die einen denken bei Franz Beckenbauer an den Teamchef, der im Olympiastadion in Rom 1990 alleine über den Rasen schreitet, andere an die Enthüllungen des Sommermärchen-Traums. Bei Alain Delon erinnert man sich an seine Liebe zu Romy Schneider. Oder wahlweise seine Sympathie für die französischen Rechtsextremen.
Über Tote soll man nichts Schlechtes sagen, wissen wir aus dem alten Griechenland. Oft ist es ja auch gar nötig von den dunklen Seiten einer Biografie zu sprechen, weil ohnehin alle davon wissen. Und die Verstorbenen können sich nicht mehr erklären. Und irgendwie ist es auch herzerwärmender für uns, sich an das Gute zu erinnern. Es ist leichter als das Kleine, Niedrige, Gemeine, das uns den Hals zuschnürt.
Wenn man sich wie in Robert Seethalers Buch "Das Feld" auf den Friedhof auf eine Bank setzt und nachdenkt, wo die Wege der Verstorbenen sich gekreuzt haben, vor ähnlichen Herausforderungen standen, dann sieht man wie bei einer Zuckerwatte die Fäden fein zusammenlaufen zu einem großen Ganzen. Das ist das Leben, das ist auch unsere Geschichte. Eine tiefe Verbeugung vor denen, die uns 2024 verlassen haben!
"Adieu - Menschen, die wir nicht vergessen" am 30. Dezember 2024 um 17:10 Uhr im ZDF.
Quelle: dpa
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