WM 2006: Wie es beim Sommermärchen-Prozess weitergeht
Affäre um Vergabe der WM 2006:Wie es beim Sommermärchen-Prozess weitergeht
von Christoph Schneider
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Ankläger und Angeklagte liefern sich im Prozess zur Sommermärchen-Affäre bislang ein Spiel der zähen Art. Im neuen Jahr sollen weitere prominente Zeugen aussagen.
Der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger sitzt zum Jahreswechsel als einziger der zunächst drei Angeklagten noch auf der Anklagebank.
Quelle: dpa
Es gibt sie, diese Fußballspiele, bei denen man nach den ersten Minuten erkennt: Das wird in den 90 Minuten ganz schwierig mit dem Erfolg, denn beide Seiten kennen sich viel zu gut, wissen um nahezu jeden Spielzug, haben den Gegner perfekt studiert. Und so taktiert man, belauert sich.
Prozess läuft seit März 2024
Ein bisschen ist das auch so in Strafprozessen. So wie im Fall des sogenannten Sommermärchen-Prozesses - jenes Verfahren, das seit dem 7. März vor dem Landgericht Frankfurt/Main läuft.
Unermüdlich ist Richterin Eva-Maria Distler bemüht, das Verfahren voran zu bringen. Und manches konnte an den vorangegangenen Prozesstagen auch geklärt werden.
Nur noch Theo Zwanziger auf der Anklagebank
Die Anklagebank ist derweil ziemlich ausgedünnt. Von einst drei Angeklagten ist noch einer verblieben: Ex-DFB-Präsident Theo Zwanziger, der immer wieder Fairness einfordert, weil dieses Verfahren außerhalb jeglicher Fairness stehe, wie er am zweiten Prozesstag erklärte.
Nicht mehr auf der Anklagebank sitzt der ehemalige Generalsekretär Horst R. Schmidt. Aus gesundheitlichen Gründen wurde sein Verfahren abgetrennt. Der 83-jährige ist nicht verhandlungsfähig, was im Sommer schon für eine mehrmonatige Unterbrechung sorgte. Eine Abtrennung bedeutet nicht, dass das Verfahren gegen ihn eingestellt wird, sondern: Sollte er wieder gesundheitlich fit werden, wird der Prozess gegen ihn (allein) wieder aufgenommen.
Sarah Tacke, Leiterin ZDF-Redaktion Recht und Justiz, über den "Sommermärchen-Prozess".04.03.2024 | 3:27 min
Eingestellt wurde hingegen Ende August das Verfahren gegen den Ex-DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach - gegen Zahlung einer Geldauflage von 25.000 Euro an gemeinnützige Einrichtungen. Einstellung bedeutet nicht Freispruch. Es ist die Verfahrensbeendigung bei Offenhaltung der Schuldfrage.
Ex-DFB-Präsident Keller sagte im Dezember aus
Nachdem im Spätsommer die Vorsitzende Richterin länger erkrankt war, läuft der Prozess seit Anfang November wieder regelmäßiger. Einer der letzten prominenteren Zeugen war am 5. Dezember der ehemalige DFB-Präsident Fritz Keller, der zu den fraglichen Vorgängen allerdings wenig Erhellendes beitragen konnte.
Im Kern ging es um ein Gespräch von Keller mit dem früheren DFB Generalsekretär Horst R. Schmidt im Februar 2021 im Beisein eines Mitarbeiters der Beratungsfirma Esecon. Esecon hatte der DFB einst zur Aufarbeitung der Sommermärchenaffäre engagiert. In diesem protokollierten Gespräch soll Schmidt den Vorwurf des Stimmenkaufs geäußert haben, doch dieses Protokoll wurde von Schmidt nicht autorisiert. Für Keller erschien Schmidts Aussage als Wiedergabe einer Spekulation.
Richterin reagiert mit Unverständnis
Kurz vor Weihnachten musste noch die ehemalige Chef-Assistentin von Ex-DFB-Präsident Wolfgang Niersbach aussagen. Zur Aufklärung der Vorgänge im Jahr 2015 konnte die Mitarbeiterin jedoch nichts beitragen, da sie sich nach eigener Aussage und sehr zum Unverständnis von Richterin Distler an kaum etwas erinnern könne.
Ich hatte selten ein Strafverfahren, in dem die Leute ein so schlechtes Erinnerungsvermögen hatten.
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Richterin Eva-Maria Distler
Prozess wird am 13. Januar fortgesetzt
Weiter geht der Prozess Anfang Januar. Am 13. Januar soll der ehemalige DFB-Präsident Reinhard Grindel aussagen. Weitere Zeugenladungen gibt es für den 30. Januar. Da soll der einstige Mitangeklagte Wolfgang Niersbach befragt werden.
Und im Februar sollen dann der ehemalige FIFA-Generalsekretär Urs Linsi, der ehemalige FIFA-Boss Sepp Blatter und der ehemalige stellvertretende FIFA-Generalsekretär Markus Kattner vernommen werden, ehe am 6. März Günter Netzer in den Zeugenstand soll.
Es bleibt also weiter spannend vor der zweiten Halbzeit im Sommermärchen-Prozess.
Christoph Schneider ist Redakteur in der Fachredaktion Recht & Justiz des ZDF
Quelle: Reuters
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