Lewis Hamilton fährt ab 2025 für Ferrari.
Quelle: imago
2024 fährt er seine zwölfte Saison bei Mercedes. Schon viel früher, in den Nachwuchsklassen und dann ab 2007 bei McLaren, war er dem Stern zumindest über die Motorenpartnerschaft verbunden. Lewis Hamilton und Mercedes - das schien eine lebenslange Traumehe zu sein. Nach dem aktiven Karriereende könnte dann eine Botschafterrolle folgen, so die allgemeine Erwartung.
Wie passt da der plötzliche Sinneswandel dazu, der auch Mercedes-Sportchef Toto Wolff kalt erwischte? Erst am Mittwoch informierte ihn sein Starfahrer von seinen Wechselplänen. Und das, nachdem Hamilton doch erst vor ein paar Monaten bei Mercedes verlängert hatte, angeblich für zwei Jahre, wie sich jetzt herausstellte, doch nur für ein Jahr fest, das zweite war nur eine Option. Und seitdem immer wieder von der tollen Zusammenarbeit, dem Vertrauen in das Team, den gemeinsamen Anstrengungen, wieder ganz an die Spitze zu kommen.
Lewis Hamilton verlässt nach über zehn Jahren Mercedes - obwohl er dort noch einen Vertrag bis 2026 hatte. Von der Saison 2025 an fährt der Rekordweltmeister für Ferrari.
Erfolgsrezept aus der Vergangenheit
Mehrere Punkte dürften für den siebenmaligen Weltmeister, der sechs seiner Titel mit den Silberpfeilen holte, eine Rolle spielen. So hatte er - erstens - mit einem überraschenden Wechsel schon einmal genau den richtigen Schritt gemacht:
2013 entschied Hamilton sich, statt auf McLaren auf Mercedes zu setzen, das damals noch kein absolutes Top-Team war, es aber mit dem neuen Reglement ab 2014 wurde. Hamilton schuf mit dem Vorbereitungsjahr 2013 für sich optimale Voraussetzungen. 2026 steht nun wieder so ein Reglement-Wechsel an - das Schema könnte für ihn das gleiche werden.
Alter Bekannter: Frederic Vasseur
Vor allem, und das ist Punkt zwei, weil bei Ferrari mit Frederic Vasseur ein Teamchef agiert, der dort in seiner ersten Saison doch schon einiges bewegt hat. Neuverpflichtungen von Ingenieuren aus dem Red-Bull- und Mercedes-Lager zum Beispiel. Und auch grundsätzlich mehr Ordnung und Struktur. Die Boxenstopp-Pannen etwa, über Jahre Zielscheibe von Spott und Hohn, wurden im Laufe des Jahres 2023 schon deutlich weniger.
Vasseur ist außerdem ein alter Hamilton-Bekannter und Vertrauter. Mit ihm als Teamchef von ART wurde er 2005 Formel-3-Europameister, 2006 GP2-Champion. Der Franzose dürfte Hamilton über die Ferrari-Konzepte für die Zukunft überzeugend informiert haben. Genauso wie es 2012 Niki Lauda über die Mercedes-Pläne und Geheimnisse tat, als er den Briten zu den Silberpfeilen lockte.
Ergebnisse, Wertungen, Rennkalender
Der Ferrari-Traum
Das dritte Argument: Der Mythos Ferrari reizt Hamilton genauso wie fast alle Formel-1-Piloten. Im Laufe seiner Karriere ließ er immer wieder einmal anklingen, dass er unbedingt einmal für die legendäre Scuderia fahren wolle. Mit 39 Jahren weiß er auch, dass er nicht mehr endlos Zeit hat - selbst wenn Fernando Alonso derzeit mit 42 noch Top-Leistungen bietet.
Sicher davon ausgehen, dass Mercedes in der Lage ist, den Klassenprimus Red Bull auf die Schnelle wieder einzuholen, kann er auch nicht. Also warum nicht das Risiko eingehen? Sollte er sich mit Ferrari durchsetzen, ausgerechnet dort seinen achten WM-Titel holen und damit Michael Schumacher in den Rekordlisten hinter sich lassen, wäre das die absolute Krönung.
Kein großes Risiko
Und wenn nicht? Was hat ein siebenmaliger Weltmeister, Rekordsieger und Multi-Multi-Millionär, der bei Ferrari endgültig zum mit Abstand bestbezahlten Fahrer aller Zeiten werden wird, schon zu verlieren? Sicher, dort gegen Platzhirsch Charles Leclerc schlecht auszusehen, wäre seinem Image wohl etwas abträglich.
Doch da Hamilton vor allem mental stärker zu sein scheint als der Monegasse, und Vasseur im Rücken hat, hält sich dieses Risiko in Grenzen. Und wenn der Sprung an die Spitze generell nicht gelingt, dann liegt es eben daran, dass die Scuderia es wieder einmal nicht auf die Reihe bekommen hat. Und Hamilton hat sich zumindest seinen Ferrari-Traum erfüllt.