Torwart Andreas Wolff rettet den deutschen Handballern den Sieg gegen die Schweiz. Das reicht für die Hauptrunde. Aber die Form ist noch nicht medaillenreif.
Julian Köster gratuliert Torhüter Andreas Wolff zur Auszeichnung als Spieler der Partie.
Quelle: dpa
Die jütländische Nacht, schwante Andreas Wolff, werde kurz werden. "Das war ein enges Spiel", sagte der deutsche Nationaltorhüter, "es sah noch 15 Minuten vor Schluss nicht so aus, als könnten wir gewinnen. Das war nervenaufreibend." Entsprechend viel Adrenalin habe sein Körper ausgeschüttet, berichtete er.
Als die Mannschaft des Deutschen Handballbundes (DHB) dennoch ihr zweites Vorrundenspiel bei der 29. WM gewann, mit 31:29 (15:14)-Toren gegen den Außenseiter aus der Schweiz, hatte der 33-Jährige mit 20 Paraden (Fangquote 42 Prozent) daran einen Löwenanteil.
Zu Recht wurde er zum besten Spieler des Matches gewählt. "Andy war heute wieder überragend", sagte sein Teamkollege vom THW Kiel, Rune Dahmke.
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Düstere Stimmung
Mit nun 4:0 Punkten machte die DHB-Mannschaft den Einzug in die Hauptrunde perfekt, die ebenfalls im dänischen Herning ausgetragen wird. Die Stimmung bei Bundestrainer Alfred Gislason hob das nicht wirklich. "Wir sind weit weg von dem, was wir uns erhofft hatten", klagte der Isländer mit düsterem Blick.
Voran ging in dieser Phase Julian Köster, mit sieben Treffern bester deutscher Schütze. Der Gummersbacher sorgte für die entscheidenden Tore: Sechs Mal scorte er in der letzten Viertelstunde, zumeist perfekt bedient von Regisseur Juri Knorr.
Aber erst in der 54. Minute, als er einen Doppelschlag zur 27:26-Führung vollendete, kippte die Partie endgültig auf die Seite der Deutschen. "Julian hat gezeigt, wie wichtig er für uns ist", sagte Gislason.
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Köster entscheidet die Partie
Erneut waren die deutschen Profis sehr zäh in die Partie gestartet, wie schon in den zwei Tests gegen Brasilien und zum WM-Auftakt gegen Polen (35:28). Seine Spieler hätten einfach nicht sofort die richtige Betriebstemperatur, sagte Gislason. Seine Erklärung: Anders als noch im olympischen Turnier kämen seine Profis aus der großen Belastung der Bundesliga-Hinserie.
Glücklicherweise war ihr Torwart aber umgehend zur Stelle. Wolff klärte teils mit spektakulären Aktionen gegen völlig freie Schützen. In Minute 21 hatte er schon neun Paraden auf seinem Konto und hielt sein Team damit auf Schlagdistanz - obwohl er wenig Unterstützung von der Abwehr erhielt. "Wir spielen in der Abwehr noch nicht auf dem Niveau von Olympia", konstatierte Kapitän Johannes Golla.
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Hektik auf der Bank
Auch auf der Bank wurde es zwischenzeitlich hektisch und chaotisch. In der 13. Minute stand das deutsche Team, in Unterzahl spielend, sogar nur mit fünf Spielern auf dem Feld - und wurde mit einem Tempogegenstoß zum 3:6 bestraft. Das deutsche Team leistete sich krasse Ballverluste und technische Fehler.
Auch der junge Renars Uscins nahm sich teils wilde Würfe aus schlechten Positionen und scheiterte immer wieder. Er habe ihn etwas beruhigen müssen, berichtete Kapitän Golla nach der Partie. "Er kann sich nicht 80 Prozent der Würfe nehmen." Der junge Rückraum-Linkshänder, dessen Stern bei Olympia aufgegangen war, genieße indes das volle Vertrauen des Teams und brauche Unterstützung, so Golla.
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Golla betont Entwicklung
Ihnen allen sei klar, dass es in dieser Form nicht für die K.o.-Spiele reichen werden, sagte der Profi der SG Flensburg-Handewitt, aber er betonte auch die positiven Dinge.
Nicht auszudenken, wie viel Schlaf eine Niederlage in Herning den Torwart Wolff zusätzlich gekostet hätte.