Nach Niederlage bei Darts-WM:Kronprinz Littler gehört die Zukunft
von Patrick Brandenburg
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Für ein Happy End im Darts-Märchen hat es nicht gereicht. Dennoch hat der 16-jährige Engländer Luke Littler nach der Niederlage im WM-Finale das Zeug, seinen Sport zu prägen.
Trotz Final-Niederlage: Luke Littler jubelt über Platz zwei bei der Darts-WM
Quelle: dpa
Am Ende gehörte die WM-Trophäe einem anderen, aber die Bühne im Alexandra Palace war auch seine: Luke Littler, Vizeweltmeister - mit 16 Jahren. Die gut 3.000 Fans im Darts-Mekka "Ally Pally" in London feierten ihren neuen Liebling mindestens so euphorisch wie Sieger Luke Humphries. Das Sportmärchen fand bei der 4:7-Niederlage gegen den großen Turnier-Favoriten also nicht den von vielen erhofften Abschluss. Es könnte aber das erste Kapitel einer noch besseren Story sein.
Littler gefeierter Star beim Debüt
Die Wucht, mit der Littler in seinem Sport angekommen ist, ist enorm. Gleich beim Debüt bei einer WM der Professional Darts Corporation PDC hat Luke "The Nuke" Fans und Experten verzaubert.
"Er spielt phänomenal", lobte auch der frühere Weltmeister Raymond van Barneveld. Altstar Wayne Mardle, heute als TV-Experte eine Ikone, verglich ihn gar mit Fußballer Lionel Messi.
Junioren-Weltmeister Littler hat eine Wahnsinns-WM hingelegt. Auf dem Weg ins Finale gab er nur sechs Sätze ab und schaltete zwei frühere Weltmeister aus: Sein Idol Raymond van Barneveld und Rob Cross. 63 Mal warf der Shooting-Star die höchstmögliche Punktzahl: eine 180. Allein 13 davon gegen den Weltranglistenersten Humphries, der die Klasse des Gegners anerkannte:
Jüngster Spieler der Geschichte im Finale
Der Teenager startete als Nummer 164 der Welt ins Turnier und zog als jüngster Spieler der WM-Geschichte ins Endspiel ein. Nach Simon Whitlock und Kirk Shepherd ist Littler überhaupt erst der dritte ungesetzte Spieler, dem das in 31 Jahren PDC-WM gelang. Das Wunderkind kassierte satte 230.000 Euro Preisgeld. Das katapultiert Littler in der sogenannten Order of Merit auf Rang 31.
Nächstes Kapitel des Darts-Märchens im Ally Pally: Luke Littler steht im WM-Finale. Der 16-Jährige gewinnt das Halbfinale gegen den Weltranglisten-Achten Rob Cross.
Beeindruckende Werte. Auch die coole Art am Brett nährt die Spekulation, er könne seinen Sport schon bald mitprägen. "Er ist kein Roboter, sondern ein reines Kampftier, das in der Lage ist, sein Spiel zu modulieren", kommentierte die BBC.
Littler sehr reif für sein Alter
Littler wirkt viel reifer als 16 - äußerlich, aber auch im Habitus. Im grellen Scheinwerferlicht bleibt er nervenstark und stets in der Lage, blitzschnell alternative Lösungen zu werfen. Littlers Aussage nach dem Halbfinale: "Bislang war nichts schwierig für mich", dürfte die Konkurrenz als Drohung empfinden.
Zumal auch seine Präsenz im Expresstempo wächst. "Er weiß die Bühne immer besser zu nutzen, so wie einst Phil Taylor", schwärmte die BBC. Littler kennt die Knöpfe, die er drücken muss bei den Fans. Aber er macht dabei keine Faxen. Dafür ist er zu bodenständig.
Arbeiterklassen-Ethik kommt bei Fans an
Vater Anthony, der den Junior seit dem achten Lebensjahr regelmäßig ins Pub zum Training mitnahm, ist Taxifahrer im nordenglischen Warrington nahe Manchester. Die Mutter arbeitet als Verkäuferin in einem Kerzen-Shop. Arbeiterklassen-Ethik steht Littler gut - und kommt an bei den Darts-Fans.
Der deutsche Nachwuchs scheitert am späteren Sieger Humphries
Ricardo "Pikachu" Pietrezcko ist bei der Darts-WM in London in der dritten Runde knapp gescheitert. Florian Hempel und Ex-Champion Gerwyn Price sind ebenfalls ausgeschieden.
Die dürfen sich auf die kommende Saison freuen. Littler hat sich durch die WM erstmals das Ticket für die Pro-Tour gesichert. Für die Teilnahme an der lukrativen Premier League wird es wohl nicht reichen. Beim stressigen Wanderzirkus, der 17 Wochen durch Europa tingelt, starten in der Regel die acht Besten. Da steht die PDC gegenüber dem Minderjährigen auch in der Fürsorgepflicht.
Littler könnte der Beste werden
Auch so bleibt Gelegenheit, sich regelmäßig mit den Besten zu messen, um zu wachsen und die Darts-Welt weiter ins Wanken zu bringen. Für den Titel "jüngster Weltmeister" hat er reichlich Zeit. Rekordhalter Michael van Gerwen war 24 Jahre, als er 2014 den Titel holte. Womöglich aber geht es längst um viel mehr. Rekordchampion Phil Taylor und Littler-Berater vermutet, sein Schützling könnte "einer der besten Darts-Spieler aller Zeiten" werden.