Bei der Darts-WM im Alexandra Palace - dem "Ally Pally" in London - starten so viele Deutsche wie noch nie. Vor allem Martin Schindler hat das Zeug zur Überraschung.
Martin Schindler - Gelingt ihm im "Ally Pally" der Durchbruch nach ganz oben?
Quelle: dpa
Hat Barry Hearn mal daneben gelegen? "Wir brauchen einen Boris Becker mit Pfeilen" - dieses Stoßgebet schickte der Erfinder des Darts-Hypes einst über den Ärmelkanal. Der Promoter hoffte, den deutschen Markt für sein Imperium zu erobern. Auf einen rot-blonden Jüngling, der die Darts-Welt schockt, hoffte der heute 76-Jährige vergeblich - gebraucht hat er ihn nicht.
Darts in Deutschland ist populär. Bei der EM in Dortmund Ende Oktober war die Westfalenhalle an mehreren Tagen rappelvoll. Und dieser Tage machen sich tausende Pfeile-Fans auf den Weg nach London, um im Alexandra Palace in die einmalige Atmosphäre zwischen Karneval und Boxkampf einzutauchen. Fast ein Viertel aller WM-Tickets geht an deutsche Fans - wie seit Jahren.
Alle Stars sind an Bord und die Deutschen wollen ihren Aufwärtstrend bestätigen. Die wichtigsten Infos rund um die stets wilde WM im Londoner Darts-Mekka.
von Patrick Brandenburg
FAQ
Schindler mit starker Saison
Die TV-Quoten steigen stetig. Darts schafft es bis in die Hauptnachrichten. Vermutlich ist es diese Welle, auf der das deutsche Darts auch sportlich reitet. Die Basis ist breiter geworden. Bei der 32. PDC-WM sind nun sechs Deutsche dabei - Rekord! Hinter den Darts-Nationen England (26) und Holland (16) stellt Deutschland die drittgrößte Gruppe.
Alle sechs Spieler haben das Zeug für die dritte Runde. Einer sticht hervor: Martin Schindler. Der 28-Jährige hat eine tolle Saison gespielt und zwei Turniere der European Tour gewonnen. Zudem gelang ihm als erstem Deutschen ein Neun-Darter vor TV-Kameras.
Gegen van Gerwen frühestens im Viertelfinale
Der aktuell beste Deutsche kann die Stars der Branche ärgern. Sein Durchbruch bei einem Major-Turnier ist überfällig. Selbstvertrauen für heiße Duelle im Ally Pally hat die Nummer 22 der Welt. "Ich möchte meinen Rekord brechen und über die Top 32 hinauskommen", so Schindler. Mindestens.
Die Setzliste meint es gut mit "The Wall". Den Top-Favoriten geht er im Turnier zunächst aus dem Weg, erst im Viertelfinale könnte er auf den früheren Weltmeister Michael van Gerwen treffen.
Clemens kämpft um seine Startrechte
Eine Runde zuvor droht ein deutsches Duell mit Gabriel Clemens. Für den Halbfinalisten von 2023 war diese Saison ein Auf und Ab. Die Schattenseite des Erfolges? Mehr Termine, mehr Stress, weniger Training - daran muss sich gewöhnen, wer im PDC-Zirkus auf Dauer Erfolg haben will.
1994: Dennis Priestley (England) 1995: Phil Taylor (England) 1996: Phil Taylor (England) 1997: Phil Taylor (England) 1998: Phil Taylor (England) 1999: Phil Taylor (England) 2000: Phil Taylor (England) 2001: Phil Taylor (England) 2002: Phil Taylor (England) 2003: John Part (Kanada) 2004: Phil Taylor (England) 2005: Phil Taylor (England) 2006: Phil Taylor (England) 2007: Raymond van Barneveld (Niederlande) 2008: John Part (Kanada) 2009: Phil Taylor (England) 2010: Phil Taylor (England) 2011: Adrian Lewis (England) 2012: Adrian Lewis (England) 2013: Phil Taylor (England) 2014: Michael van Gerwen (Niederlande) 2015: Gary Anderson (Schottland) 2016: Gary Anderson (Schottland) 2017: Michael van Gerwen (Niederlande) 2018: Rob Cross (England) 2019: Michael van Gerwen (Niederlande) 2020: Peter Wright (Schottland) 2021: Gerwyn Price (Wales) 2022: Peter Wright (Schottland) 2023: Michael Smith (England) 2024: Luke Humphries (England)
Der Saarländer steht bei der WM unter Druck: Nächste Saison zählt seine üppige WM-Prämie von 2023 nicht mehr für die "Order of Merit": Die Geldrangliste der vergangenen zwei Jahre ordnet als Weltrangliste auch die Startrechte für wichtige Turniere. Es gilt, unter den Top 32 zu bleiben. Noch ist Clemens die Nr. 27.
Pietreczko auf dem Weg nach oben
In Gegenrichtung unterwegs ist Ricardo Pietreczko. Dem 30-Jährigen fehlt als 34. der Welt nicht viel, um sich 2025 regelmäßig mit Topstars zu messen. "Pikachu" bleibt aber eine Wundertüte. Ein frühes WM-Aus ist ihm genauso zuzutrauen wie ein langer Ritt durchs Turnier.
Unauffällig, aber nachhaltig hat sich Florian Hempel etabliert. Der frühere Zweitliga-Handballer, der erst 2017 mit Darts anfing, will auch beim vierten Anlauf in London die 1. Runde überstehen. Maßstab für den Kölner Jung ist Runde drei wie im Vorjahr.
Gotthardt und Springer feiern Debüt
Dazu haben es zwei Debütanten zur WM geschafft. Der Deutsche Meister Kai Gotthardt hat sich dank starker Nerven über die Super League qualifiziert: "The Tunnel" überstand in allen vier K.-o.-Spielen ein Entscheidungs-Leg.
Niko Springer schaffte es durch Rang zwei bei der Nachwuchs-Tour. Der 24-Jährige gilt schon länger als Hoffnungsträger. Im Ally Pally stehen ihm in Scott Williams und Rob Cross aber gleich undankbare Auftaktgegner im Weg.
Quelle: Reuters
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