10. Vendée Globe: Wieder ein Franzose - oder Boris Herrmann?
10. Vendée Globe startet:Wieder ein Franzose - oder Boris Herrmann?
von Tatjana Pokorny
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Am 10. November starten die besten Solosegler ins Rennen um die Welt. Bislang haben immer Franzosen gewonnen. Kann Boris Herrmann die Serie stoppen?
Boris Herrmann auf seinem Boot Malizia Seaexplorer: Schafft er's diesmal aufs Podest?
Quelle: Ricardo Pinto/Team Malizia
Seit 34 Jahren kommen die Sieger der wichtigsten Soloregatta der Segelwelt aus Frankreich. Premierengewinner Tituan Lamazou gewann die erste Vendée Globe 1989/1990 in 109 Tagen. Der aktuelle Rekord wurde 2016/2017 von Armel Le Cléac’h aufgestellt. 74 Tage, 3 Stunden, 35 Minuten und 46 Sekunden dauerte sein Fabellauf.
Drei Co-Favoriten sind Nicht-Franzosen
Zur zehnten Edition werden am 10. November an der Startlinie vor Les Sables-d’Olonne an der Atlantikküste wieder Frankreichs Beste zum Angriff aufkreuzen. Als Siegfavoriten gelten Charlie Dalin ("Macif Santé Prévoyance"), Yoann Richomme ("Paprec Arkéa"), Thomas Ruyant ("Vulnerable") und Jérémie Beyou ("Charal").
Nur 14 Solisten in der Rekordflotte der 40 Boote kommen nicht aus Frankreich. Darunter sind mit Boris Herrmann (Hamburg), Samantha Davies und Sam Goodchild ein Deutscher und zwei Briten, denen im Kampf um die Podiumsplätze der Einbruch in die französische Phalanx zugetraut wird.
Zweieinhalb Monate auf dem Meer rund um den Globus, über 50.000 Kilometern kommt es bei den Einhand-Seglerinnen und Seglern vor der französischen Atlantikküste zum spannenden Finale. Und auch der Deutsche Boris Herrmann hatte beste Chancen auf den Sieg. 28.01.2021 | 2:50 min
Vendée Globe 2020/21: Boris Herrmanns Drama im Finale
Herrmanns zweite Vendée Globe
Boris Herrmann tritt zum zweiten Mal an, hatte schon bei seiner Premiere einen Podiumsplatz vor Augen, bevor er in der letzten Nacht des Rennens auf dramatische Weise mit einem Fischerboot kollidierte. Der heute 43-Jährige wurde damals Fünfter. Er sagt: "Unser Gesamtpaket ist besser geworden."
Die "Malizia - Seaexplorer" in Fahrt
Quelle: Jean-Marie Liot
Mit zwei Mal Silber bei den Transat-Rennen und Weltranglistenplatz zwei hat Herrmann in diesem Jahr gezeigt, dass mit ihm und der 2022 getauften "Malizia - Seaexplorer" zu rechnen ist.
Herrmanns Erfahrungshorizont ist nach fünf Weltumseglungen breiter als der vieler Rivalen, sein Boot ist im Südmeer erprobt und optimiert. Aber auch die Konkurrenz hat aufgerüstet.
Der Franzose Yannick Bestaven hat die 9. Vendée Globe gewonnen. Der Deutsche Boris Herrmann kämpft nach der Kollision mit einem Fischerboot um Platz vier. 28.01.2021 | 2:37 min
Das französische Favoriten-Quartett wirft gewichtige Vorteile in die Waagschale: Als Nummer eins gilt der 40-jährige Charlie Dalin. Der kluge Yachtkonstrukteur und Zweite der letzten Vendée Globe startet mit einem 2023er-Neubau hochmotiviert in seine zweite Solo-Runde um die Welt.
Ebenfalls Yachtdesigner ist der 41-jährige Yoann Richomme, ausgestattet mit der Statur eines Rugbyspielers- und dem strategischen Können eines Weltklasse-Schachspielers. Der Shooting Star der französischen Offshore-Segler feierte Siege in den typischen Ausbildungsklassen Figaro und Class40, bevor er jetzt seine Vendée-Globe-Premiere mit neuer Imoca-Yacht von 2023 angeht.
Die Flotte: Zur 10. Vendée Globe gehen am 10. November um 13.02 Uhr 40 Boote ins Rennen, so viel wie noch nie. 34 Männer und sechs Frauen (23 bis 65 Jahre) sind dabei.
Kosten: Die Projekt-Budgets der Top-Rennställe liegen bei fünf bis sechs Millionen Euro jährlich. Neueinsteiger und Abenteurer operieren mit viel weniger.
In seinen ersten beiden Imoca-Saisons hat Richomme vier Podiumsplätze bei Transatlantik-Rennen erreicht und davon zwei gewonnen. In Frankreich wird er auch "Das Phänomen" genannt. Er ist aber noch nicht im Südmeer gesegelt.
Auch Ruyant und Beyou Vendée-Globe-Favoriten
Der 43-jährige Thomas Ruyant mit seinem 2023er-Neubau "Vulnerable" und der 48-jährige Jéremie Beyou mit dem 2022er-Entwurf "Charal" machen die formidablen französischen Vier komplett.
Herrmann sieht sich als Mitfavorit
Ruyant zählt wie Herrmann zu den prägenden Mitgestaltern in der Imoca-Klasse. Der Deutsche bekommt es im Kampf um die Top-Plätze mit diesen und weiteren Rivalen zu tun.
Herrmann sagt: "Mit Blick auf die erledigten Hausaufgaben stehen wir auf den vorderen Rängen, können uns dem Mitfavoritenstatus nicht verwehren." Der Hamburger weiß aber auch, dass die Wind- und Wetterbedingungen mitentscheiden.
Boris Herrmann ist bereit für sein zweites Segel-Solo um die Welt. "Es können sechs bis zehn Leute um den Sieg segeln". Er und sein Boot gehören dazu, sagt er vor der Vendée Globe.
mit Video
Wind und Wellen als Verbündete
Die Elemente könnten den einen oder anderen Favoriten beflügeln. Herrmanns Einschätzung: "Charlie Dalin hat das schnellste Schiff auf flachem Wasser. Jérémie Beyou ist mit seinen Rudern in V-Anordnung am Wind eindeutig der Schnellste. Thomas Ruyant und ich haben die schnellsten Schiffe bei Seegang und starkem böigem Wind."
Der Startschuss zur Solo-Weltumseglung Vendée Globe fällt am 10. November im französischen Start- und Zielhafen Les Sables-d’Olonne. Mit Boris Herrmann (Hamburg) ist erstmals ein deutscher Skipper dabei.