Skipper, Boote und Segel-Rekorde:Was Sie über die Vendée Globe wissen sollten
von Tatjana Pokorny
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Startschuss zur Vendée Globe ist am 10. November. Der Deutsche Boris Herrmann ist das zweite Mal dabei. Kurs, Regeln, Historie und Fakten zur härtesten Solo-Segelprüfung der Welt.
Objekt der Begierde: Die Trophäe der Vendée Globe.
Quelle: Imago / PanoramiC
Die zehnte Auflage der Solo-Weltumseglung Vendée Globe seit der Premiere 1989/90 steht an. Mit 34 Solo-Skippern und sechs Skipperinnen wird eine Rekordflotte von 40 Booten zur Weltumseglung aufkreuzen. Der französische Einhand-Klassiker zählt neben America's Cup, The Ocean Race und der olympischen Regatta zu den vier wichtigsten Segelrennen der Welt.
Allein und nonstop um die Welt
Der deutsche Segler Boris Herrmann sagt zu der Herkulesaufgabe:
Die Eckdaten der Vendée Globe sind so brutal wie einfach: Es geht alleine ohne Zwischenstop und ohne Hilfe von außen unter Segeln um die Welt.
Am 10. November starten die besten Solosegler ins Rennen um die Welt. Bislang haben immer Franzosen gewonnen. Kann Boris Herrmann die Serie stoppen?
von Tatjana Pokorny
Fakten und Erstaunliches
Von bislang 200 Teilnehmenden haben in den ersten neun Auflagen der Vendée Globe nur 114 das Ziel erreicht. Die durchschnittliche Ausfallquote des "Demolition Derbys" liegt bei 45 Prozent.
Den höchsten Tribut haben Stürme, Bruch an Bord und Havarien bei der dritten Edition 1996/1997 mit 62,5 Prozent Ausfall gefordert. Zwei Segler starben während der Rennen, einer auf einem Überführungstörn in den Starthafen.
Die Vendée Globe wird auch "Mount Everest der Meere" genannt. Noch nie konnte ein Nicht-Franzose das Rennen gewinnen, das im segelaffinen Frankreich zu den Top-Sportevents zählt.
Die Segler
34 Skipper und sechs Skipperinnen haben sich und ihre Boote über Jahre auf das große Abenteuer der 10. Vendée Globe vorbereitet. Die Britin Samantha Davies zählt bei ihrem vierten Einsatz zum Favoritenkreis und sagt: "Wir wissen, dass eines Tages eine Frau die Vendée Globe gewinnen wird."
Die auf Sieg ausgerichtete Segelrennställe operieren mit Budgets jenseits von zehn Millionen Euro, mittlere Teams, Abenteurer und Neueinsteiger mit wesentlich weniger.
Top-Favoriten sind die Franzosen Charlie Dalin ("Apivia"), Jérémie Beyou ("Charal"), Thomas Ruyant ("Vulnerable") und Neueinsteiger Yoann Richomme ("Paprec Arkéa"). Boris Herrmann ("Malizia - Seaexplorer") zählt bei seinem zweiten Anlauf nach Platz fünf bei der Premiere 2020/2021 ebenso zum Kreis von sieben bis zehn Startern, die das Rennen gewinnen könnten wie auch die Britin Samantha Davies ("Initiatives-Cœur").
Die Boote
Die Boote sind 60 Fuß (rund 18,30 Meter) lange Hightech-Geschosse der Imoca-Klasse. Die meisten sind mit sogenannten Foils ausgestattet, können über weite Strecken auf diesen Tragflächen über der Wasseroberfläche segeln.
Die Yachten werden von modernen Autopiloten gesteuert und erreichen in idealen Bedingungen Top-Geschwindigkeiten von an die 40 Knoten (74 km/h).
Historie, Kurs und Rekord
Als erster Skipper weltweit hat Sir Robin Knox-Johnston 1968/1969 die Erde in 313 Tagen nonstop umsegelt. In seinem Heckwasser hat sich seitdem viel getan: Den Rekord für die schnellste Vendée-Globe-Runde hält Armel Le Cléac’h seit der 8. Vendée Globe 2016/2017 mit 74 Tagen, 3 Stunden, 36 Minuten und 46 Sekunden.
Der Kurs führt die Flotte aus Frankreich den Atlantik hinunter ins Südpolarmeer, entlang der drei großen Kaps - Kap der Guten Hoffnung, Kap Leeuwin und Kap Hoorn - und wieder den Atlantik hinauf in den Start- und Zielhafen Les Sables-d’Olonne.
Zu absolvieren sind 24.300 Seemeilen (45.000 Kilometer). "In 80 Tagen um die Welt" war gestern: Die schnellsten Boote werden - je nach Windbedingungen - nach weniger als 70 Tagen Mitte Januar im Ziel erwartet.
Das Leben an Bord
Die Skipper schlafen nur wenige Stunden pro Tag, in der Regel aufgeteilt in Einheiten von 10 bis 30 Minuten. Auf dem Speiseplan steht gefriergetrocknete "Astronauten-Nahrung" aus der Tüte.
Durch das Segeln mit Foils sind die Segler starken Bootsbewegungen ausgesetzt. Sie verbringen die meiste Zeit unter Deck mit der Routenplanung, strategischen Entscheidungen oder dem Umstauen von Hunderten Kilogramm Segeln, Ersatzmaterialien und Verpflegung für die optimale Gewichtsverteilung im Boot.
In Manövern sind die Segelwechsel an Deck oder auch das Trimmen der Segel gefordert.
Zuschauer
Im Start- und Zielhafen Les Sables-d’Olonne wird in der Zeit bis zum Start ein Millionenpublikum erwartet. Besucher müssen sich vorab auf der Homepage des Rennens (www.vendeeglobe.org) für einen kostenlosen Eintrittszeitraum registrieren, um ins Race Village und zu den Docks zu kommen.