Doppelt gefordert nach Geburt:Wie wichtig Väter für Frühgeborene sind
von Arta Ramadani
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Vom ersten Tag an kämpfen Frühgeborene um Leben und Tod. Sie sind an Schläuche gebunden, werden beatmet und über eine Sonde ernährt. Sie brauchen dann auch ihre Väter.
Jedes elfte Kind wird in Deutschland zu früh geboren. Damit sind Frühgeborene eine der größten Patientengruppen in Deutschland. Ihre Eltern befinden sich meist in einer Ausnahmesituation. Sie müssen den Umgang mit dem Neugeborenen von einem Tag auf den anderen lernen und sich an die neue Situation gewöhnen. Die Ängste sind groß, so wie bei Matthias Giesendorf, dem Vater von Hannes, der drei Monate zu früh auf die Welt kam:
Da ist ein kleiner Mensch, der da auf der Brust liegt mit den Schläuchen. Da hat man schon Angst.
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Matthias Giesendorf, Vater eines Frühgeborenen
"Und wenn dann auf dem Monitor ein Alarm losgeht, die Schwester kommt hektisch angerannt, dann ist das purer Stress für einen selbst“, erzählt Giesendorf.
... sind Kinder, die vor Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche geboren werden oder weniger als 2.500 Gramm wiegen. Die Frühgeborenen müssen nach der Geburt in der Neonatologie intensiv versorgt werden, da ihre Organe noch unreif sind. Durch den medizinischen Fortschritt hat sich die Überlebenschance der Frühgeborenen erhöht. Sogar Babys, die weniger als 500 Gramm wiegen, können überleben.
Wichtige Unterstützung für die Mütter
Matthias Giesendorf unterstützt seine Freundin Melanie Schuld, wo er nur kann. Für ihn ist es selbstverständlich mit vor Ort im Krankenhaus zu sein. Hier wird er mit in die Pflicht genommen. Er muss Windeln wechseln, seinem Sohn Hannes die Milch geben und tröstet seine Freundin, wenn Gefühle aufkommen. Sie ist froh, in dieser Situation nicht allein sein zu müssen.
"Das ist wichtig, sowohl für Hannes selbst als auch für uns beide, dass wir uns das aufteilen", erzählt Melanie Schuld.
Es ist eine Erleichterung für mich, nicht alles allein machen zu müssen.
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Melanie Schuld, Mutter von Hannes, der drei Monate zu früh geboren wurde
Darunter versteht man einen besonders intensiven Körperkontakt, für den das Baby auf die Brust der Mutter oder des Vaters gelegt wird. Die Idee stammt ursprünglich aus Bogota in Kolumbien. Zwei Ärzte haben diese Methode aus der Not erfunden, weil Brutkästen fehlten. So durften die Mütter ihre Frühgeborenen eng auf die Brust legen und ihnen so Wärme spenden. Studien belegen längst, dass dieser besondere Hautkontakt die Bindung stärkt und für die gesunde Entwicklung des Kindes von großer Bedeutung ist. Und das gilt auch für Väter.
Krankschreibung sollten Väter sich gut überlegen
Dass Matthias Giesendorf so viel bei Frau und Kind sein kann, ist nicht selbstverständlich. Er hat sich aufgrund der Situation krankschreiben lassen, damit er mehr Zeit hat, sich um seine Familie zu kümmern.
"Um sich krankschreiben zu lassen, weil die Frau eine Frühgeburt erlitten hat, muss man einen gewissen Mut haben", sagt der Buchautor und Vater von Frühgeborenen, Daniel Pelz. Er selbst verbrachte mehrere Wochen in der Neonatologie.
Er versuchte einfach zu funktionieren. Seine Angst und die Sorgen, die er hatte, ließ er sich zunächst nicht anmerken. Seine Erlebnisse hat in einem Buch verarbeitet und veröffentlicht. Vätern von Frühgeborenen rät er aber davon ab, sich krankschreiben zu lassen.
Sonderurlaub - Alternative für Frühgeborenen-Väter?
"Die Ärzte schreiben dann psychischer Stress", so Pelz. Das könne sich später aber rächen, wenn man zum Beispiel bestimmte Versicherungen abschließen wolle und es dann einen Gesundheitscheck gebe.
Daniel Pelz plädiert stattdessen für Sonderurlaub oder eine Partnerzeit für Väter von Frühgeborenen. Denn Väter spielen bei der Versorgung von Frühgeborenen eine wichtige Rolle.
Väter sind doppelt herausgefordert
Sie sind in doppelter Funktion unterwegs, das sollte man nicht unterschätzen.
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Prof. Dr. Eva Mildenberger, Leiterin der Sektion Neonatologie, Universitätsmedizin Mainz
"Sie sind der Partner der Ehefrau, die einen Notfall-Kaiserschnitt gehabt hat, der es vielleicht nicht gut geht", erklärt Eva Mildenberger, Leiterin der Sektion Neonatologie der Universitätsmedizin Mainz. Sie sorgten sich aber auch um das Wohlergehen des Kindes und müssten überlegen, ob sie der Mutter Informationen vorenthalten, die etwas belastend sein könnten. "Sie haben wichtige Aufgaben direkt nach der Frühgeburt."
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