Dynamische Stromtarife: Kann man damit Geld sparen?
Dynamische Stromtarife:Billigere Energie dank dynamischer Tarife?
von Sven-Hendrik Hahn
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Wenn viel Wind weht oder die Sonne scheint, ist Strom unschlagbar günstig. Nun können Privatkunden davon profitieren: Dynamische Stromtarife versprechen die Chance, Geld zu sparen.
Die Idee hinter dynamischen Stromtarifen: Die Preisdynamik von Strom ausnutzen und elektrische Geräte verstärkt an Tageszeiten laufen lassen, an denen Strom besonders günstig ist.02.09.2024 | 2:32 min
Strom für wenige Cent pro Kilowattstunde: Wer sich die Preise an der europäischen Strombörse EPEX anschaut, wundert sich manchmal, wieso wir so hohe Strompreise zahlen. Denn teilweise drehen die Preise durch Wind und Sonne gar ins Minus.
Dann lohnen sich die neuen dynamischen Strompreise für Privatnutzer: Selbst inklusive Steuern und Abgaben könnten Kunden den Strom für zehn Cent je Kilowattstunde bekommen, hat eine Analyse der Stiftung Warentest gezeigt. Zum Vergleich: Der Durchschnittspreis für Strom liegt laut dem Vergleichsportal Verivox derzeit bei 26 Cent je Kilowattstunde. Das klingt verlockend.
Kunden zahlen auch hier einen monatlichen Grundpreis. Aber der sogenannte Arbeitspreis, der bei normalen Stromtarifen für die gesamte Vertragslaufzeit fest ist, ändert sich, teilweise sogar stündlich. Dieser Preis richtet sich danach, was die Kilowattstunde Strom gerade an der Strombörse kostet. Konkret geht es um den Preis für den Strom des Folgetages, da immer von Tag zu Tag bestellt wird. Daher sprechen Experten vom "Day-Ahead-Markt".
Wer seinen Stromverbrauch zeitlich steuern kann, profitiert
Denn während Strom in der Regel morgens und abends teuer ist, weil die Nachfrage hoch und die Produktion aus erneuerbaren Energien niedrig ist, sinkt der Preis gegen Mittag. Die Stiftung Warentest rät daher: "Infrage kommt ein dynamischer Stromtarif nur, wenn Sie (….) Teile Ihres Verbrauchs zeitlich beeinflussen können wie bei E-Autos und Wärmepumpen." Der Vorteil aber auch: Die Nachfrage könnte sich besser auf den gesamten Tag verlagern, wenn künftig alle ihre Autos oder Stromspeicher in günstigeren Zeiten aufladen.
Dynamische Stromtarife bei allen Stromanbietern
Ab 01. Januar 2025 muss jeder Stromanbieter auch mindestens einen dynamischen Stromtarif im Programm haben. Voraussetzung für die Verbraucher: Sie müssen einen sogenannten "Smart Meter" haben, also ein digitales Messsystem, das Daten senden und empfangen kann. Dieser Smart Meter kostet eine Gebühr von 20 Euro im Jahr für normale Haushaltskunden, 50 Euro für Besitzer von Wärmepumpen, so die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.
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Anbieter dynamischer Stromtarife sind Start-Ups wie Tibber, Awattar oder Rabot Charge, aber auch große Unternehmen wie Eon oder Eprimo. Laut einer Untersuchung der Stiftung Warentest lag die Abgabenlast bei den unterschiedlichen Anbietern zwischen 19 und 26 Cent je Kilowattstunde (zum Beispiel für Steuern, Netzentgelte, Umlagen). Dazu kommt der jeweilige Börsenstrompreis. Der muss also sehr niedrig sein, damit die Endkunden davon profitieren. Zur Erinnerung: Im Schnitt kostet die "klassische" Kilowattstunde Strom derzeit 26 Cent.
Stromkunden tragen das Risiko durch Preisschwankungen
Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz begrüßt einerseits die dynamischen Stromtarife, denn sie seien ein Instrument zur Steuerung der Nachfrage:
Doch für Endverbraucher, die große Strommengen nicht zur Tageszeit mit dem günstigsten Preis abnehmen können, überwiege das Risiko. Daher warnt die Verbraucherzentrale:
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Längerfristige Stromverträge derzeit noch günstiger
WISO hat denn auch bei den beiden größten Vergleichsportalen in Deutschland nachgefragt, wie erfolgreich dynamische Stromtarife sind. Sowohl Check24 als auch Verivox erklären, die Nachfrage sei derzeit noch überschaubar. Es sei "eine relativ kleine Gruppe technikaffiner Kunden", die sich für diese Stromtarife interessiere, berichtet ein Verivox-Sprecher. Die Nutzer müssten einen flexiblen Verbrauch haben, der sich entsprechend steuern ließe und diesen genau kennen, ergänzt Steffen Suttner, Bereichsleiter Energie bei Check24.
Die meisten Verbraucher könnten am meisten und zudem planbar mit längerfristigen Verträgen sparen, rät der Verivox-Sprecher. Günstige Neukundentarife böten mehr Chancen zu sparen, als geringe Anteile ihres Stromverbrauchs in günstige Zeiten zu legen, wie es bei dynamischen Tarifen der Fall sei.
Sven-Hendrik Hahn ist Redakteur des ZDF-Magazins "WISO".
Weil Kunden zu bequem sind, ihren Anbieter zu wechseln, zahlen Haushalte in Deutschland zu viel für ihren Strom. Zu diesem Ergebnis kommt das Vergleichsportal Verivox.
Quelle: ZDF
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