Satellitenbilder belegen Abbau:Wagner-Söldner brechen Zelte in Belarus ab
von Oliver Klein
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Satellitenbilder zeigen: Die Gruppe Wagner baut allmählich Zelte an einem wichtigen Stützpunkt in Belarus ab. Wohin gehen die Kämpfer nun? Und was wird aus der Söldner-Gruppe?
Wagner-Lager in Belarus am 25.07.23
So sah das Wagner-Lager in Belarus am 25. Juli noch aus - über 250 Zelte waren dort insgesamt errichtet worden.
Quelle: Via Reuters
Wo vorher Zelte aufgebaut waren, sieht man nur noch Umrisse auf dem Boden: Die Wagner-Kämpfer in Belarus packen offenbar ihre Sachen. Satellitenbilder des Militärstützpunktes Tsel, einem kleinen Ort südöstlich der Hauptstadt Minsk, belegen den Abbau von Zelten - und könnten damit auf die Auflösung des gesamten Stützpunktes der russischen Söldnerfirma Wagner hindeuten.
Nach dem Aufstand im Juni gegen den Kreml hatten sich viele Söldner der Gruppe nach Belarus zurückgezogen. Nun scheinen nur noch wenige von ihnen im Land zu sein. Bilder des Anbieters Planet Labs zeigen, dass seit Anfang August etwa 160 große Militärzelte abgebaut wurden, berichtet "Radio Free Europe". Geht man davon aus, dass in jedem Zelt etwa 20 Personen untergebracht werden können, wurden Kapazitäten für etwa 3.000 Menschen abgebaut.
Experte: Großteil der Wagner-Kämpfer hat Belarus verlassen
Auch über Aktivitäten der Söldner in Belarus ist seit Wochen nur noch wenig bekannt, obwohl die Truppe zuvor regelmäßig beim Kurznachrichtendienst Telegram berichtete: "Mehr als einen Monat lang gab es keine Nachrichtenmeldungen über aktives Training mit Wagner-Söldnern auf dem belarussischen Truppenübungsplatz", schreibt "Radio Free Europe".
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Das belarussische Verteidigungsministerium postete zwar am Mittwoch noch bei Telegram Fotos von militärischen Übungen mit Medienvertretern. Auch mehrere Wagner-Ausbilder sollen dort gewesen sein. Doch ein Großteil der Kämpfer hat Belarus bereits verlassen, erklärt Gerhard Mangott, Russland-Experte der Universität Innsbruck gegenüber ZDFheute.
Will sich Belarus die Kämpfer nicht mehr leisten?
Der Grund: Das russische Verteidigungsministerium habe sich geweigert, den Kämpfern weiterhin Sold zu bezahlen und der Präsident von Belarus, Alexander Lukaschenko, sei weder dazu imstande noch wolle er das gegen den Willen Putins tun.
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Frühere Wagner-Kämpfer offenbar wieder im Ukraine-Einsatz
Ähnlich sieht das auch Sicherheitsexperte Gustav Gressel vom European Council on Foreign Relations: "Belarus hat keine sinnvolle Verwendung für die Leute, die diesen Aufwand lohnt." Lukaschenko habe die Kämpfer nur aufgenommen um Putin nach dem Wagner-Aufstand "einen Gefallen zu tun". Der Deal sei mit dem Tod von Wagner-Chef Prigoschin hinfällig - "damit verschwindet das Lager".
Doch wohin gehen die Wagner-Söldner nun? Einige von ihnen seien wieder in der Ukraine im Einsatz, erklärt Mangott - "aber nicht unter dem Dach der Gruppe Wagner". Sie seien vielmehr eingegliedert in reguläre russische Armeeeinheiten oder sie hätten sich anderen privaten Militärfirmen aus Russland angeschlossen. "Unklar ist noch, ob die Marke 'Wagner' überhaupt überleben wird", so Mangott. Möglicherweise werde auch eine neue Dachorganisation vor allem für die Einsätze in Afrika aufgebaut.
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