Neue Dokumente mit US-Militärgeheimnissen über die
Ukraine,
China und den
Nahen Osten sind Medienberichten zufolge im Netz aufgetaucht.
Laut einem Bericht der
"New York Times" enthielten die mehr als 100 als geheim eingestuften Dokumente, die am Freitag (Ortszeit) unter anderem auf
Twitter veröffentlicht worden seien, etwa Informationen über die Luftverteidigungsfähigkeiten der Ukraine.
Stammen die Dokumente vom US-Militär und den Geheimdiensten?
Die Papiere sind als geheim markiert und sollen regelmäßigen Lageberichten des US-Generalstabs ähneln, die nicht öffentlich zugänglich sind. Die Dokumente sind vom 23. Februar bis 1. März datiert. Die präziseren Zeit- und Mengenangaben gehen über das hinaus, was die USA üblicherweise preisgeben.
Die Dokumente liefern offenbar Details zu Hilfen der USA und der
Nato für die Ukraine. Weil sie Ungenauigkeiten enthalten, darunter Schätzungen zu getöteten russischen Soldaten, die weit niedriger sind als von US-Behördenvertretern öffentlich genannte Zahlen, wird die Echtheit angezweifelt.
Die Dokumente erweckten den Anschein, als stammten sie vom US-Militär und von Geheimdiensten, schrieb das
"Wall Street Journal". Eine Pentagon-Sprecherin teilte mit, man habe die Sache an das Justizministerium weitergeleitet. Das Ministerium bestätigte, dass es Ermittlungen gestartet habe.
Kiew: Dokumente sind russische Fälschungen
Kiew hält auch die neuen im Internet aufgetauchten angeblich geheimen Dokumente für russische Fälschungen und Teil einer Desinformationskampagne Moskaus im Zuge des
Krieges in der Ukraine. "Es ist ein gewöhnliches Geheimdienstspiel", schrieb Präsidenten-Berater Mychajlo Podoljak am Samstag bei Twitter. Die russischen Geheimdienste hätten die Dokumente selbst erstellt mit dem Ziel, unter den Verbündeten der Ukraine Zweifel und Zwietracht zu säen und von den nächsten Etappen im Krieg abzulenken.
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Bei dem Material handele es sich um eine Sammlung von Daten aus öffentlich zugänglichen Quellen, die mit Erfindungen und abgefangenen Informationen vermischt seien. Das alles sei dann mit dem Stempel eines Lecks geheimer Daten versehen, im Internet und massenhaft in sozialen Netzwerken veröffentlicht worden in der Hoffnung, so eine gewisse Glaubwürdigkeit zu erzeugen. Ähnlich hatte sich zuvor ein Sprecher des ukrainischen Militärgeheimdienstes geäußert.
Sicherheitsexperte: "Schädlich und peinlich"
Aus US-Behördenkreisen verlautete, die Dokumente ähnelten Datenmaterial, das vom US-Generalstab täglich produziert werde. Allerdings seien einige Zahlen falsch. Es werde angenommen, dass die Dokumente im Falle ihrer Echtheit wenig Wert für die Geheimdienste enthielten, weil es sich zu einem großen Teil um Informationen handele, die Russland bereits kennen würde oder in Erfahrung bringen könnte. Beschrieben werden in den Dokumenten Bewegungen des US-Militärs in einem 24-stündigen Zeitraum, Soldatenzahlen und das zu erwartende örtliche Wetter.
Sicherheitsexperte Joe Cirincione nannte die Leaks "schädlich und peinlich", allerdings ermöglichten sie auch "Einblick in ungefilterte Informationen", schrieb er auf Twitter. "Fazit: Die russische Armee schwächelt; Ukraine knapp an Munition."
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Bereits am Donnerstag waren ähnliche Veröffentlichungen geheimer Dokumente bekannt geworden. Präsidenten-Berater Podoljak hatte sie ebenfalls
als russische Fälschung bezeichnet - und als Versuch der Russen, die geplante Frühjahrsoffensive der Ukraine zu stören. Die Initiatoren würden gezielt auf Journalisten und Medien setzen, die nicht erkennen würden, dass sie das sie Teil eines Spiels von anderen seien.
Insider: Enthüllungen ein "Alptraum" für USA und Verbündete
Der "New York Times" zufolge beschrieb ein US-Geheimdienstmitarbeiter die Enthüllungen am Donnerstag allerdings als "Alptraum" für die "Five Eyes" (Fünf Augen). Der Begriff bezeichnet die nachrichtendienstliche Zusammenarbeit von fünf Ländern:
USA, Großbritannien, Australien, Neuseeland und Kanada.
In Nationalen Sicherheitskreisen frage man sich nach den Enthüllungen, wie viele geheime Informationen noch nach außen gedrungen seien und bemühe sich nach Kräften, die undichte Stelle zu finden, so die Zeitung.
Quelle: dpa, AP