Die Regierung von Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban hat entschieden, Hunderte inhaftierte Menschenhändler freizulassen.
Quelle: Reuters
Ungarn hat in den vergangenen vier Monaten offiziellen Angaben zufolge 1.468 wegen Menschenhandels verurteilte Strafgefangene freigelassen. Die "Inhaftierten ausländischer Nationalität" seien aus der Haft entlassen worden, erklärte die nationale Strafvollzugsbehörde am Mittwoch.
Budapest hatte die Freilassung inhaftierter Menschenschmuggler bereits Ende April beschlossen - und dies mit einer Überbelegung der Gefängnisse im Land begründet. Die
EU-Kommission leitete daraufhin Mitte Juli ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Budapest ein.
Ungarn gilt in der Europäischen Union politisch oft als Abweichler – auch wegen mangelnder Rechtsstaatlichkeit.27.07.2023 | 2:24 min
Aus Sicht der EU haben Ungarns Demokratie und Rechtsstaatlichkeit Mängel:
Gefangene sollen restliche Strafe im Heimatland absitzen
Die Regierung von
Ministerpräsident Viktor Orban hatte beschlossen, einen Teil der insgesamt 2.600 in Ungarn wegen Menschenhandels Verhafteten freizulassen, ein Großteil von ihnen stammt aus Nachbarstaaten wie Rumänien, Serbien und der Ukraine.
Das entsprechende Regierungsdekret enthält die Aufforderung an die Freigelassenen, das ungarische Staatsgebiet nach der Haftentlassung "binnen 72 Stunden" zu verlassen, um den Rest ihrer Strafe in ihrem Heimatland zu verbüßen.
Gemeinsam mit Polen blockiert Ungarn den Asylkompromiss der EU:
Vergeltungsmaßnahme im EU-Migrationsstreit?
Der EU-Kommission zufolge sieht das Dekret jedoch keinerlei Kontrolle durch Ungarn vor, ob die Freigelassenen nach dem Verlassen des Landes tatsächlich ihre Strafe in ihren Heimatländern absitzen. Österreich hatte verärgert auf die Bekanntgabe der Haftentlassungen reagiert, die Grenzkontrollen verschärft und den ungarischen Botschafter in Wien einbestellt.
Beobachter sehen in der Freilassung eine ungarische Vergeltungsmaßnahme gegen Brüssel aufgrund des anhaltenden Streits um die
europäische Migrationspolitik. Der stellvertretende ungarische Innenminister Bence Retvari hatte erklärt, sein Land habe die Entscheidung "treffen müssen", da die EU sich nicht an den Kosten für die Inhaftierung von Menschenhändlern oder den Bau neuer Gefängnisse beteilige.
Mehr abgelehnte Asylbewerber sollen aus Deutschland abgeschoben werden, auch die EU plant eine neue Asylreform. Welche Pläne es bereits gibt.
Quelle: AFP