Atomkraftwerk Saporischschja:Selenskyj warnt vor Anschlag auf AKW
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Die gegenseitigen Anschuldigungen der Ukraine und Russlands um das AKW Saporischschja werden schärfer: Kiew wirft Moskau Anschlagspläne vor. Moskau sagt dasselbe über die Ukrainer.
Kiew und Moskau werfen sich gegenseitig vor, in allernächster Zeit einen Anschlag auf Europas größtes AKW in Saporischschja verüben zu wollen.
Quelle: Reuters
Moskau und Kiew bezichtigen sich gegenseitig eines angeblich unmittelbar bevorstehenden Anschlags auf Europas größtes Atomkraftwerk im Süden der Ukraine. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte am Dienstagabend in seiner täglichen Videoansprache:
Soll ein Anschlag simuliert und Kiew verantwortlich gemacht werden?
Möglicherweise solle ein Anschlag auf das Kraftwerk simuliert und die Ukraine als Drahtzieher beschuldigt werden. Selenskyj forderte internationalen Druck auf Russland, um das zu verhindern.
Aus Moskau hieß es dagegen, die ukrainischen Streitkräfte planten selbst einen Angriff auf das Atomkraftwerk, das nahe der Front liegt.
"Leider gab es keine rechtzeitige und breite Reaktion auf den Terroranschlag gegen das Wasserkraftwerk Kachowka. Und das kann den Kreml zu neuen Übeltaten inspirieren", sagte der ukrainische Staatschef.
Im Ukraine-Krieg spielt die Angst vor der atomaren Katastrophe auch auf anderen Ebene eine Rolle. Der russische Präsident Wladimir Putin drohte immer wieder mit dem Einsatz von Atomwaffen.
Immer wieder droht der russische Präsident Wladimir Putin im Konflikt mit der Ukraine mit dem Einsatz von Atomwaffen. Die atomare Abschreckung scheint nicht mehr zu funktionieren.10.10.2024 | 29:05 min
Kiew und Moskau beschuldigen sich gegenseitig
Am 6. Juni hatte eine Explosion den Kachowka-Staudamm zerstört, woraufhin riesige Wassermassen aus dem angrenzenden Stausee strömten und Hunderte Ortschaften überfluteten. Die ukrainische Seite ist überzeugt, dass Russland das für die Kühlwasser-Versorgung des AKW Saporischschja wichtige Bauwerk absichtlich sprengte.
Auch viele internationale Experten halten das für wahrscheinlich, Moskau hingegen dementiert und beschuldigt seinerseits Kiew der Tat.
Schon vor Selenskyjs Videoansprache hatten sich beide Kriegsparteien am Abend mit Vorwürfen überzogen. Bereits in der Nacht zum Mittwoch würden die ukrainischen Streitkräfte versuchen, das AKW Saporischschja mit Raketen und Drohnen anzugreifen, behauptete Renat Kartschaa, Berater des Chefs der russischen Atomenergiebehörde Rosenergoatom, am Dienstag im Staatsfernsehen.
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Keine der beiden Seiten legt Beweise vor
Der ukrainische Generalstab wiederum schrieb in seinem täglichen Lagebericht über angebliche Sprengkörper auf dem Dach des AKW, deren Explosion den Eindruck eines Beschusses wecken solle.
Die Sprengsätze seien an den Dächern des dritten und vierten Reaktorblocks angebracht, sollten die Reaktoren selbst aber wohl nicht beschädigen, heißt es im Lagebericht des ukrainischen Generalstabs. Die Ukraine werde nicht gegen die Normen des Völkerrechts verstoßen, betonte die Militärführung in Kiew zugleich.
Genau solch einen Verstoß warf Kartschaa den Ukrainern vor. Demnach soll nicht nur das AKW beschossen werden, sondern auch zeitgleich eine mit Atomabfällen bestückte Bombe abgeworfen werden. Beweise für die Anschuldigung brachte der hochrangige Moskauer Beamte nicht vor - genauso wenig wie die ukrainische Seite.
Russen halten Saporischschja besetzt
Zwar werfen sich beide Kriegsparteien immer wieder geplante Provokationen rund um das Kraftwerk vor, zuletzt wurden die Anschuldigungen aber stetig schärfer. Jüngst trainierten Rettungskräfte in den Regionen um die ukrainischen Städte Cherson, Mykolajiw, Saporischschja und Dnipro bereits für einen möglichen atomaren Notfall.
Im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine halten russische Truppen das Kraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine seit März 2022 besetzt. Der riesige Komplex geriet während der Gefechte mehrfach unter Beschuss, was international Sorgen vor einer Atomkatastrophe schürte. Aus Sicherheitsgründen wurde das AKW inzwischen heruntergefahren. Eine Beobachtermission der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) ist vor Ort.
Selenskyj-Berater kritisiert IAEA-Chef
Der Selenskyj-Berater Mychajlo Podoljak übte scharfe Kritik an IAEA-Chef Rafael Grossi. Seine Bemühungen um die Sicherheit des AKW in Saporischschja hätten keine Wirkung gezeigt. Die IAEA hätte bei dem Versuch, die Sicherheit des Atomkraftwerkes zu gewährleisten, eine Kehrtwendung gemacht. Grossi hätte "herumgealbert", anstatt die Position der IAEA von Anfang deutlich zu machen.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.