Interview
Antrittsbesuch in Washinghton:Pistorius: Risse in Putins Macht
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Boris Pistorius und US-Verteidigungsminister Austin haben ihre gemeinsame Ukraine-Linie unterstrichen. Der Wagner-Aufstand habe die Macht des Kremls in Schieflage gebracht.
Kennen sich schon von der Ukraine-Kontaktgruppe: Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius und Pentagon-Chef Lloyd Austin.
Quelle: dpa
Verteidigungsminister Boris Pistorius sieht in dem bewaffneten Aufstand der Söldnerarmee Wagner ein Zeichen für Risse im Machtapparat des russischen Präsidenten Wladimir Putin.
Der SPD-Politiker fügte am Mittwochnachmittag (Ortszeit) in Washington hinzu, wie tief diese Risse seien und welche Folgen sie für Russland, für die innere Stabilität des Landes und für Putin hätten, ließe sich noch nicht abschätzen. Es gebe auch "kein klares gefestigtes Lagebild", sagte er.
Pistorius trifft Austin und Sullivan
Während seines offiziellen Antrittsbesuchs als Verteidigungsminister traf Pistorius in der US-Hauptstadt seinen Kollegen Lloyd Austin und den Nationalen Sicherheitsberater, Jake Sullivan.
In den Gesprächen sei es um die Situation in der Ukraine gegangen - zum einen vor dem Hintergrund der ukrainischen Offensive zur Befreiung besetzter Gebiete, zum anderen angesichts der innenpolitischen Situation in Russland und wie sich diese auf den Krieg in der Ukraine auswirken könnte.
Weiter Themen bei dem Treffen im Pentagon:
- Das Engagement Europas im Indopazifik
- Die nationale Sicherheitsstrategie der Bundesregierung
- Der bevorstehende Gipfel der Nato
- Die Nachfolge von Generalsekretär Jens Stoltenberg.
Pentagon dankt Berlin für Unterstützung der Ukraine
Austin habe Pistorius für die "signifikante Unterstützung" der Ukraine sowie für die deutsche Unterstützung gedankt, die Nato-Ostflanke zu stärken, teilte das Pentagon im Anschluss an das Treffen mit. Pistorius hatte am Montag angekündigt, dass Deutschland rund 4.000 Bundeswehr-Soldaten zusätzlich nach Litauen schicken will.
Deutschland und die USA hätten bei dem Thema einen "sehr engen Austausch und sehr enge Beziehungen", sagte Pistorius. "Wir haben viel erreicht, um die Ukraine zu unterstützen." Das sei wichtig gewesen und werde "leider weiterhin wichtig sein", sagte Pistorius auf Englisch weiter.
"Ich habe keinen Grund anzunehmen, dass sich die Amerikaner aus der NATO zurückziehen", so Boris Pistorius, Bundesverteidigungsminister.28.06.2023 | 5:34 min
Im ZDF-Interview bezeichnet Pistorius die USA als "wichtigsten Verbündeten":
Deutschland werde "alles unternehmen, was möglich ist, und so lange wie nötig, um die Ukraine in diesem furchtbaren Krieg gegen Russland zu unterstützen". Pistorius verwies auch auf das kürzlich beschlossene neue Unterstützungspaket für die Ukraine im Umfang von 2,7 Milliarden Euro.
Deutschland sei damit inzwischen der zweitgrößte Geber für die Ukraine nach den USA. Er würdigte zudem, die USA seien "unser wichtigster Verbündeter in der Nato".
Die Ampelregierung hat der Ukraine im Mai neue Waffenlieferungen im Wert von 2,7 Milliarden Euro zugesagt:
Pistorius war mit militärischen Ehren am Pentagon empfangen worden. Der Bundesverteidigungsminister hatte eigentlich bereits im April zu seinem Antrittsbesuch in die USA reisen wollen. Der Minister sagte die Reise aber wegen der Sudan-Krise ab.
Pistorius und Pentagon-Chef Austin kennen sich bereits von den Beratungen der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe, in der Dutzende Länder ihre Militärhilfen für Kiew abstimmen.
Quelle: AFP, dpa
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