Nahost-Konflikt: Juden und Muslime zusammen gegen den Hass

    Verbände in NRW:Wie Juden und Muslime aufeinander zugehen

    von Ralph Goldmann und Alexander Schwinning
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    In NRW gehen Islamverbände und die jüdische Gemeinde aufeinander zu. Beide Gruppen besuchen die Glaubensstätten der anderen - ein Schulterschluss in Zeiten der Eskalation.

    Vertreter von vier muslimischen Verbänden hören in der Kölner Synagoge dem Vorstand der Synagogen-Gemeinde zu. (23.10.2023)
    Vertreter von vier muslimischen Verbänden hören in der Kölner Synagoge dem Vorstand der Synagogen-Gemeinde zu. (23.10.2023)
    Quelle: dpa

    Es ist ein einfaches Wohngebiet im Bochumer Stadtteil Dahlhausen nahe der Ruhr: An einer Kreuzung erinnert eine Gedenktafel an die Steinkohlezeche "Vereinigte General & Erbstollen", die 1928 geschlossen wurde. Direkt gegenüber: ein unauffälliges, hellblau gestrichenes Haus, das auf den ersten Blick als Gebetsraum kaum zu erkennen ist.
    Es ist die Sultan Ahmet-Moschee und Sitz des örtlichen deutsch-islamischen Kulturvereins der DITIB, also der Organisation, die Kritiker als "verlängerten Arm des türkischen Staates" bezeichnen.

    Moschee angegriffen und beschmiert

    Vor knapp zwei Wochen geriet die Moschee in die Schlagzeilen. Unbekannte hatten versucht, die Fensterläden anzuzünden. Die Eingangstür wurde mit zwei Davidsternen und einem Hakenkreuz beschmiert. Der Staatsschutz ermittelt.
    Der Nahost-Konflikt ist längst auch in Deutschland angekommen und viele befürchten, dass die jüngsten Äußerungen des türkischen Präsident Recep Tayyip Erdogan nicht zur Entspannung beitragen. Die Hamas sei keine terroristische Organisation, sagte er in Ankara. "Die Hamas ist eine Befreiungsgruppe, die kämpft, um ihr Land zu schützen." Eine geplante Reise nach Israel sagte er ab.
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    Ministerium fordert Distanzierung von Terrorismus

    Von der DITIB in NRW allerdings kamen zuletzt andere, versöhnliche Töne. An Rhein und Ruhr geht Nathanael Liminski (CDU), unter anderem Minister für Internationales, den Weg der Annäherung und forderte schon eine Woche nach dem Überfall der Hamas auf Israel von den führenden Islamverbänden klare Worte.
    "Es ist für den Zusammenhalt in unserem Land von großer Bedeutung, dass auch von Ihrer Seite eine klare und unmissverständliche Distanzierung von den terroristischen Gräueltaten erfolgt", schrieb Liminski und lud die Verbände in die Staatskanzlei ein.

    Deutsch-islamischer Kulturverein distanziert sich

    Die DITIB reagierte zunächst verschnupft und bemängelte öffentlich, Liminski habe den Eindruck erweckt, dass die islamischen Religionsgemeinschaften erst zu einer angemessenen Positionierung ermahnt werden müssten. Dennoch kam es zu dem Treffen und zu einer gemeinsamen Sprachregelung:
    Man werde nicht zulassen, dass die terroristischen Angriffe der Hamas auf den Straßen gefeiert oder auch nur relativiert werden, hieß es danach. Antisemitismus in jeglicher Form habe in NRW keinen Platz. Alle Geiseln müssten freigelassen werden.

    Islamverbände besuchen Synagoge

    Anfang der Woche rollten vor der Kölner Synagoge dann dunkle Karossen vor. Die Vertreter der vier Islamverbände besuchten gemeinsam die Synagoge, an deren Tor die Bilder der israelischen Geiseln hängen und Blumen abgestellt wurden.
    Die Verbände hätten ihr "Mitgefühl ausgesprochen", sagte Durmus Aksoy, Vorsitzender der DITIB in NRW. Abraham Lehrer vom Zentralrat der Juden ergänzte:

    Die Verbände haben in aller Deutlichkeit geäußert, dass sie den Angriff der Hamas verurteilen, dass das nicht im Sinne des Islam ist.

    Abraham Lehrer

    Islam- und Judenvertreter setzten gemeinsames Zeichen

    Am Freitag rollten die Karossen dann in Bochum-Dahlhausen vor. Der Vorstand der Synagogen-Gemeinde kam zum Gegenbesuch in die Sultan Ahmet-Moschee. Anschließend stellten sie sich wieder demonstrativ zusammen vor die Presse.
    Es sei gemeinsames Anliegen, ein Zeichen zu setzen, "dass in NRW kein Platz für Antisemitismus ist und jeder und jede unabhängig von seiner und ihrer Religion frei uns sicher leben können soll", sagte Liminski. Dafür sei dieser Austausch nötig. Gemeinsam stehe man "gegen Hass und Gewalt".
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    Der Besuch sei "eminent wichtig", so Abraham Lehrer. Nur so erreiche man "eine Veränderung in der Gesellschaft, was Toleranz für andere Religionen angeht." Was am 7. Oktober passiert ist, "tue uns von Herzen leid und wir wollen, dass dieser Krieg so schnell wie möglich beendet wird", sagte Durmus Aksoy.
    Fragen zu den Äußerungen des türkischen Präsidenten über die Hamas wich er aus: "Wir machen hier keine Politik, wir sind eine Religionsgemeinschaft und die jüdische Gemeinschaft ist uns sehr wichtig."

    Aus der Politik halten wir uns heraus.

    Durmus Aksoy

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    Quelle: ZDF

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