Weißes Haus:Flucht nach Nordkorea: Sorge um US-Soldat
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Man wisse nichts über das Schicksal des US-Soldaten, der nach Nordkorea floh, sagt das Weiße Haus. Das Regime sei allerdings nicht für Humanität bekannt.
US-Soldat flüchtete nach Nordkorea: Checkpoint am Grenzort Panmunjom
Quelle: AFP
Das Weiße Haus hat sich besorgt über den nach Nordkorea geflohenen US-Soldaten Travis King geäußert. Es sei "kein Land, das für eine humane Behandlung von Amerikanern bekannt ist - oder sonst irgendwem, was das betrifft", sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby. "Wir wissen nicht, wo er ist. Wir kennen die Bedingungen nicht, unter denen er aktuell lebt." Es sei gerade dieses Nichtwissen, das die US-Regierung zutiefst beunruhige. Man versuche jedoch, so viele Informationen wie möglich über ihn in Erfahrung zu bringen.
Auf die Frage, ob das Weiße Haus befürchte, dass King misshandelt oder gefoltert werde, antwortete der Sprecher, dass er Nordkorea für ein "brutales Regime" halte. Die USA könnten aber keine Angaben dazu machen, wie er dort behandelt werde.
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Pentagon: Keine Hinweise auf geplante Flucht
Eine Pentagon-Sprecherin ergänzte, es gebe keine Hinweise, dass Kings Flucht nach Nordkorea vorab geplant oder abgestimmt worden sei. Auf die Frage, ob King geheime Informationen haben könnte, entgegnete sie, es sei "nicht unsere Einschätzung", dass der Soldat eine Sicherheitsbedrohung oder eine Belastung darstelle.
King hatte wegen Körperverletzung fast zwei Monate in einem südkoreanischen Gefängnis gesessen und sollte nach Texas zurückgeschickt werden, wo ihm weitere militärische Disziplinarmaßnahmen gedroht hätten. Am Flughafen setzte er sich allerdings ab und schloss sich einer Reisegruppe für eine Tour zum Grenzort Panmunjom an. Dort floh er über die Grenze nach Nordkorea.
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Familie: Womöglich überfordert wegen drohender Entlassung
Seine Familie in den USA vermutete, dass er sich wegen einer möglichen Entlassung aus dem Militärdienst überfordert gefühlt haben könnte. Nach seiner Flucht indes gilt King einem US-Militärvertreter zufolge als "absent without offical leave" - "unerlaubt abwesend". Dies kann mit Haft in einem Militärgefängnis, Soldentzug oder unehrenhafter Entlassung geahndet werden.
Als Deserteur hat ihn das US-Militär bislang nicht eingestuft. In der Regel wartet das Militär eine Weile, um zu sehen, ob das Truppenmitglied zurückkehrt - was im vorliegenden Fall aus Sicht von Experten äußerst ungewiss ist.
Auf Kontaktversuche hat Nordkorea nach US-Angaben bisher nicht reagiert. King ist der erste bekannte US-Staatsbürger seit fast fünf Jahren, der in Gewahrsam Nordkoreas ist. 2018 hatte das Land den Amerikaner Bruce Byron Lowrance ausgewiesen.
Quelle: AP
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