Lauterbach: "Klinikreform kommt spät, aber ist notwendig"

    Umstrittene Krankenhausreform:Klinikpleiten: Lauterbach gibt Ländern Schuld

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    Immer mehr Kliniken melden Insolvenz an. Die anstehende Krankenhausreform könnte das Problem lösen, sagt Bundesgesundheitsminister Lauterbach. Er sieht die Schuld bei den Ländern.

    Gesundheitsminister Karl Lauterbach, SPD
    Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) spricht im Interview über das Problem der Klinikinsolvenzen und die geplante Krankenhausreform.20.09.2023 | 5:14 min
    Bundesweit finden am Mittwoch Proteste und Demonstrationen statt. Unter dem Motto "Stoppt das Krankenhaussterben" hat die Deutsche Krankenhausgesellschaft dazu aufgerufen. Grund sind immer mehr finanzielle Nöte und Insolvenzen von Kliniken.
    Im ZDF-Morgenmagazin spricht Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) über aktuelle Situation und die kommende Krankenhausreform, die die Probleme lösen soll.
    Sehen Sie oben das ganze Interview im Video und lesen Sie es hier in Auszügen. Das sagt Karl Lauterbach zur Frage, ...

    ... wie dramatisch die aktuelle Lage der Kliniken ist

    Grundsätzlich sei die Krankenhausdichte in Deutschland sehr hoch, erklärt der Gesundheitsminister. Mit 1.719 Kliniken habe Deutschland mehr Krankenhäuser als jedes andere Land in Europa und würde pro Kopf auch mehr ausgeben als viele andere Länder. Das aktuelle Problem sei, dass nach Corona mehr ambulant behandelt werde und es nicht genug stationäre Fälle und Personal gebe, um alle Kliniken zu betreiben.

    Wir müssen Krankenhäuser abbauen, gerade in den großen Städten, aber es trifft jetzt die falschen. Es ist aktuell ein unkontrollierter Prozess.

    Karl Lauterbach, Bundesgesundheitsminister

    Deshalb sei seine Krankenhausreform dringend nötig. Man hätte sie früher durchführen müssen, dann wäre die heutige Lage eine bessere, soo der Minister. Die Reform komme spät, aber sie sei notwendig.

    ... wie schnelle Hilfe zu den Kliniken kommen soll

    Der Gesundheitsminister sieht die Verantwortung für die aktuelle Krise vieler Krankenhäuser bei den Ländern. Der Bund helfe immer, aber die Länder, die zum Teil mitdemonstrieren würden, hätten seit zehn Jahren die notwendigen Investititonskosten nicht gezahlt, sagt der SPD-Politiker.

    Hätten die Länder über die letzten zehn Jahre die Investitionskosten in der Höhe bezahlt, wie es notwendig gewesen wäre, hätten die Krankenhäuser auch jetzt noch genug Geld.

    Karl Lauterbach, Bundesgesundheitsminister

    Lauterbach zählt die Zahlungen des Bundes an die Kliniken auf: 20 Milliarden Euro während der Pandemie und zusätzliche sechs Milliarden für Energiekosten. Auch sorge der Bund dafür, dass die Pflegekosten in den Krankenhäusern schneller bezahlt würden. Berlin könne aber eben nicht die ausgefallenen Einnahmen bezahlen, so der Minister.

    ... wann die Krankenhausreform kommen soll

    In zwei Tagen werde die Krankenhausreform kommen, betont Lauterbach. Am Donnerstag mit dem Transparenzgesetz in der ersten Lesung im Bundestag. Die Länder würden die Reform dann 2025 beziehungsweise teilweise 2026 umsetzen. Für das Jahr der Überbrückung werde der Bund ja auch die angesprochenen Gelder ausgeben.
    Das soll in Lauterbachs Klinik-Atlas stehen
    Darum soll mehr Transparenz her (Video)
    Bis dahin sei die gesundheitlich-medizinische Versorgung durch Kliniken aber gewährleistet. Selbst wenn 50 Krankenhäuser ausfallen würden, was er selbst nicht glaube, sei Deutschland immer noch deutlich besser versorgt als die meisten anderen europäischen Länder, so Lauterbach.
    Auf dem Bild ist eine Klinik von innen zu sehen.
    Nicht für jede Krankheit gibt es die passende Behandlung in einer Klinik. Im Bundeskabinett wird das Transparenzgesetz für Krankenhäuser auf den Weg gebracht. Dieses „Klinik-Navi“ soll Patienten bei der Wahl der passenden Klinik unterstützen.13.09.2023 | 1:55 min

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