Ukraine als Beispiel: Bundeswehr will Medizin-Verbesserungen
Ukraine als Beispiel:Bundeswehr will medizinische Verbesserungen
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Die Bundeswehr will die medizinische Versorgung von Soldaten anpassen. Unter anderem bräuchte es gepanzerte Rettungswagen und Lazarettzüge.
Ein von Kugeln durchsiebter ukrainischer Krankenwagen: Die Bundeswehr will für die medizinische Versorgung Lehren aus dem Ukraine-Krieg ziehen. (Archivbild)
Quelle: Imago
Zerschossene Rettungswagen und ein Wettlauf gegen die Zeit unter "Feinddruck": Sanitätsexperten der Bundeswehr plädieren für weitreichende Schlüsse aus einer systematischen Analyse des bisherigen Kriegsverlaufs in der Ukraine.
Es müssten mehr gepanzerte und auch größere Rettungsfahrzeuge bis hin zu Lazarettzügen beschafft, die Voraussetzungen für eine Erstversorgung bereits auf dem Gefechtsfeld verbessert und die Zusammenarbeit mit zivilen Gesundheitsdiensten in Deutschland ausgebaut werden.
Das wird in einer Untersuchung deutlich, die der Nachrichtenagentur dpa vorliegt. Darin heißt es auch, nunmehr müssten "die geforderten Bedarfe dringend und ohne weiteren Zeitverzug realisiert werden".
Die Ukraine ist das am stärksten verminte Land der Welt. Damit bedeutet jeder Schritt potenziell Lebensgefahr.19.09.2023 | 11:33 min
Lehren aus dem Ukraine-Krieg
Für die Untersuchung hat das Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr Bilder und Informationen aus der Ukraine systematisch ausgewertet und Gespräche mit ukrainischem Sanitätspersonal geführt. Die Verletzungsmuster sind durch die Folgen von Explosionen, Granatsplitter, Verbrennungen und Verwundungen durch Chemikalien bestimmt.
Als Fachmann für die Führung von Einsätzen und das Lagezentrum hat Oberstarzt Kai Schmidt die vorliegenden Informationen ausgewertet.
Kein Unterschied zwischen "militärischen und zivilen Kräften"
Das rote Kreuz als Zeichen des Sanitätsdienstes finde wenig bis keine Beachtung durch die russischen Streitkräfte, wird in der Untersuchung festgestellt und zahlreich dokumentiert. Und:
"Es wird zudem nicht zwischen militärischen und zivilen Kräften unterschieden." Deswegen müssten Fahrzeuge und Einrichtungen gegen Angriffe geschützt und hochmobil sein.
Jeder zehnte Verwundete schwerverletzt
Jeder zehnte Verwundete ist schwerverletzt. Zwei Drittel der bei einem Angriff getöteten Soldaten starben in den ersten zehn Minuten, ein weiteres Drittel ganz überwiegend binnen der ersten Stunde.
Dies verdeutlicht, wie wichtig eine sofortige Erstversorgung schon auf dem Gefechtsfeld ist, wo lebensbedrohliche Blutungen binnen weniger Minuten mit einem sogenannten Tourniquet - einem Abbindegurt - gestillt werden müssen.
"Mit fast einem Fünftel liegt die Zahl der Gefallenen im Ukraine-Konflikt allerdings deutlich höher als die von der Nato kalkulierte, welche auch als Grundlage für die deutschen Planungsrationale verwendet wurde", wird festgestellt.
Kampf, Flucht, Tod: Vom Überleben unter extremen Bedingungen. 23.02.2023 | 43:46 min
Deutsche "Division 2025" für die Nato
In Nato-Staaten wurden Berechnungen angestellt, wie viele Verletzte zu versorgen sind, wenn eine Division aus etwa 20.000 Soldaten im hochintensiven Gefecht gegen einen gleichwertigen Gegner kämpft.
Deutschland hat der Nato für das Jahr 2025 einen solchen, gefechtsbereiten Großverband als "Division 2025" zugesagt. Beim Einsatz an vorderster Front ist mit mehreren hundert Verwundeten am Tag zu rechnen, womöglich auch mit bis zu 1.000 Soldaten, die versorgt werden müssen - und auch in die Heimat zurückgeholt werden müssen.
Patiententransport in der Ukraine vor allem über Straße und Schiene
In der Ukraine werden knapp zwei Drittel der Verwundeten über die Schiene und ein Drittel auf der Straße zur sicheren Behandlung gebracht. Der Luftweg ist die absolute und gefährliche Ausnahme, weil die Ukraine keine Luftüberlegenheit hat.
Es lasse sich heute schon feststellen, dass in der Bundeswehr "Großraumtransportmittel für hohe Patientenaufkommen fehlen und zur Bewältigung der zu erwartenden Patientenzahlen deutlich mehr an Transportkapazität benötigt wird", ist eine Erkenntnis. Gefordert werden etwa Krankenkraftomnibusse
Auch zivile Einrichtungen sollten sich vorbereiten, Zusammenarbeit ausgebaut werden. "Die zivilen Kliniken in Deutschland müssen auch Kriegschirurgie können", sagt Oberstarzt Schmidt.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.