Massenproteste gegen Justizgesetz in Israel

    Nach Parlamentsbeschluss:Massenproteste gegen Justizgesetz in Israel

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    Nach der Zustimmung des Israelischen Parlaments zu der umstrittene Justizreform waren in der Nacht Tausende Demonstranten auf den Straßen. Mehrere Personen wurden verletzt.

    Nach der Verabschiedung eines Kernelements der umstrittenen Justizreform haben in Israel wieder Zehntausende Menschen demonstriert.
    Bei einem Protestzug in einem Ort nördlich von Tel Aviv raste am Montagabend ein Auto in eine Menschenmenge und verletzte drei Demonstranten. Die Polizei nahm den Fahrer, dessen Motiv am Abend zunächst unklar war, später fest. Die Demonstranten hatten eine Fahrbahn blockiert.
    Stephanie Gargosch | ZDF-Korrespondentin in Tel Aviv
    Nachdem das israelische Parlament das umstrittene Gesetz zum Justizumbau verabschiedet hat, gebe es "massive Proteste, die eine neue Qualität angenommen haben", sagt ZDF-Korrespondentin Stephanie Gargosch.25.07.2023 | 2:13 min

    Autobahn blockiert

    In Tel Aviv marschierten am Abend Tausende stundenlang auf einer zentralen Autobahn. Medienberichten zufolge wurden landesweit am Montag mindestens 34 Demonstranten festgenommen, einige gewaltsam.
    Israelische Medien und Augenzeugen warfen der Polizei übermäßige Härte vor. Dutzende Menschen seien unter anderem durch den Einsatz von Wasserwerfern verletzt worden. Mindestens 13 Polizisten seien Berichten zufolge verletzt worden, weil Demonstranten mit Sand gefüllte Flaschen auf sie warfen. Die Protestbewegung hatte nach dem Votum im Parlament angekündigt, ihren Protest "bis zum Ende" weiterzuführen.

    Mehrheit in der Knesset

    Am Montag hatten 64 von 120 Abgeordneten für einen Gesetzentwurf gestimmt, der die Handlungsmöglichkeiten des Obersten Gerichts einschränkt. Die Opposition boykottierte die Abstimmung. Das Gesetz ist Teil eines größeren Pakets. Kritiker stufen es als Gefahr für Israels Demokratie ein und warnen sogar vor der Einführung einer Diktatur.
    Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu zufolge ermöglicht das Gesetz der gewählten Führung das Regieren im Sinne der Mehrheit der Bürger. Befürworter der Reform argumentieren, Richter seien anders als Abgeordnete oder Minister nicht direkt vom Volk gewählt. Sie seien jetzt unabhängiger von den Richtern und könnten Interessen ihrer Wähler leichter durchsetzen.
    Der aktuelle Beschluss des Parlaments ist ein Kernelement der Justizreform:

    Opposition will Oberstes Gericht anrufen

    Mit dem neuen Gesetz ist es dem Obersten Gericht künftig nicht mehr möglich, eine Entscheidung der Regierung oder einzelner Minister als "unangemessen" zu bewerten. Zahlreiche Experten befürchten, dass dies Korruption und damit auch die willkürliche Besetzung wichtiger Posten oder aber Entlassungen begünstigen könnte.
    Vertreter der Opposition, die Anwaltskammer sowie mehrere Nichtregierungsorganisationen kündigten noch am Montag an, wegen des Gesetzes das Oberste Gericht anzurufen. Experten zufolge könnte es zu einer Staatskrise kommen, sollte sich das Gericht dazu entscheiden einzugreifen.

    Kritik aus den USA

    Israels Ärztekammer kündigte Medienberichten zufolge für Dienstag einen Proteststreik an. Krankenhäuser arbeiten demnach nur mit minimaler Kapazität und behandeln nur Notfälle.
    Die USA kritisierte die Entscheidung des israelischen Parlaments. Der Kurs der Regierung Netanjahus ist in den vergangenen Monaten zur Belastungsprobe für die israelisch-amerikanischen Beziehungen geworden. Die USA sind Israels engste Bündnispartner und unterstützen das Land jährlich im Verteidigungsbereich mit Milliarden US-Dollar.
    Ein weiteres Kernstück der Reform - eine Änderung bei der Richterbesetzung - soll nach Willen der Koalition bereits in der nächsten Sitzungsperiode im Herbst auf die Agenda rücken.
    Erstmalig in Israels Geschichte wird das Militär in die Politik hineingezogen, berichtet Stephanie Gargosch:
    Quelle: dpa

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