Kurswechsel im Klimaschutz:Habeck streicht stramme Sektorziele
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Nach der Heiz-Einigung legt Minister Habeck einen Entwurf für ein neues Klimaschutzgesetz vor. Dort wird nicht länger auf die starre CO2-Reduktion für jeden Sektor geschaut.
Klimaschutzgesetz: Habeck verabschiedet sich von Sektorzielen.
Quelle: dpa
Mit einem Maßnahmenpaket der Bundesregierung soll das Erreichen von Klimazielen wieder näher rücken. Klimaschutzminister Robert Habeck brachte am Mittwoch ein lange erwartetes Programm auf den Weg. Außerdem legte der Grünen-Politiker eine vom Koalitionspartner FDP geforderte Reform des Klimaschutzgesetzes vor.
"Klimapolitische Handlungsfähigkeit" wieder vorhanden
Erst am Dienstag hatte sich die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP auf wesentliche Änderungen am umstrittenen Heizungsgesetz geeinigt. Der wochenlange Konflikt blockierte andere Vorhaben wie eine Reform des Klimaschutzgesetzes. Habeck sagte, beim Heizungsgesetz hätten sich alle Seiten bewegt.
Dadurch sei eine "klimapolitische Handlungsfähigkeit" wiederhergestellt worden, die in den vergangenen drei oder vier Monaten "arg unter die Räder" geraten sei. Das Klimaschutzprogramm soll dazu beitragen, dass eine "Klimalücke" beim Einsparen von Treibhausgasen kleiner wird. Habeck sagte:
Klimalücke könne bis zu 80 Prozent geschlossen werden
Laut der neuen Projektion bleiben bis 2030 nun noch etwa 200 Millionen Tonnen klimaschädlicher Treibhausgase, die noch eingespart werden müssen. Als er Minister geworden sei, habe diese Lücke bis 2030 noch 1.100 Millionen Tonnen betragen. Man sei insgesamt enorm vorangekommen, sagte Habeck.
Der Expertenrat für Klimafragen veröffentlicht heute seinen Co²-Prüfbericht. Und es geht um die Frage, wie der Klimarat die Regierungsvorlage zur Anpassung des Klimaschutzgesetzes bewertet.17.04.2023 | 2:39 min
Mit den Maßnahmen des Klimaschutzprogramms könnten bei ihrer Umsetzung voraussichtlich bis zu 80 Prozent der Klimalücke geschlossen werden, welche die Ampel von der Vorgängerkoalition aus Union und SPD geerbt habe. "Wir haben das Schiff wieder auf Kurs gebracht", sagte Habeck. Es gehe nun darum, Geschwindigkeit aufzunehmen. Das Programm sieht zahlreiche Maßnahmen vor, darunter viele bereits bekannte oder geplante, wie einen Umbau der Lkw-Maut.
Deutschland soll bis 2045 klimaneutral werden
Habeck gab das Programm zur Abstimmung an die anderen Ressorts - ebenso wie die Reform des Klimaschutzgesetzes. Die Ziele im Gesetz bleiben unverändert: Deutschland muss demnach den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase bis 2030 gegenüber 1990 um 65 Prozent senken. Die erlaubte Zielmenge beträgt dann höchstens 440 Millionen Tonnen CO2. Bis 2045 muss dann verbindlich Klimaneutralität erreicht werden. Zurzeit beträgt die Minderung laut Umweltbundesamt rund 41 Prozent.
Neu ist aber, dass die Einhaltung der Klimaziele nicht mehr rückwirkend nach verschiedenen Sektoren wie Verkehr, Industrie oder Landwirtschaft kontrolliert wird - sondern in die Zukunft gerichtet, mehrjährig und sektorübergreifend. Die Bundesregierung als Ganzes entscheidet künftig, in welchem Sektor und mit welchen Maßnahmen die zulässige Gesamtmenge bis 2030 erreicht werden soll.
Der Klimarat veröffentlicht am Montag seinen Prüfbericht zur Berechnung der deutschen Treibhausgasemissionen. Darin wird es auch um die Anpassung des Klimaschutzgesetzes gehen. 17.04.2023 | 2:05 min
Lindner: Umsetzung erfolge marktwirtschaftlich
Die Ressorts, in deren Zuständigkeit Klimaziele verfehlt werden, hätten aber weiter eine "politische Verantwortung", so Habeck. Es habe in der Vergangenheit eine "politische Realität" gegeben, dass man sich nicht an das Gesetz gehalten habe - sonst dürfte es keine Klimalücke geben.
Finanzminister und FDP-Chef Christian Lindner sagte, die Ambition der Regierung bleibe hoch, aber die Umsetzung erfolge marktwirtschaftlicher. Künftig könne und solle Klimaschutz dort beschleunigt werden, wo die Effizienz am größten ist. "So können wir unrealistische Vorgaben in Sektoren wie Mobilität und Gebäuden, die zu drastischen Eingriffen in den Alltag der Menschen führen müssten, abwenden."
CO2: Änderung seit 1990
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Umweltverbände kritisieren Reform
Umweltverbände reagierten empört über die bereits angekündigte Reform. So kommentierte Greenpeace-Vorstand Martin Kaiser:
Der Nabu sprach von einem deutlichen Rückschritt. Präsident Jörg-Andreas Krüger sagte, die geplante, sektorübergreifende Betrachtung über einen mehrjährigen Zeitraum sei eine Ausrede für die Ressorts, die nicht liefern - allen voran Verkehr und Bauen.
Quelle: dpa
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