Ein Film von Lilly Schlagnitweit
„Generation Greta“ nennt Sozialwissenschaftler Klaus Hurrelmann die um die Jahrtausendwende geborene Generation Z, nach der Klimaaktivistin Greta Thunberg, die das Bild der jungen Generation wie wenige andere prägt. Für Hurrelmann steht fest: Selten waren junge Menschen so politisch interessiert wie heute. Irma Trommer, geb. 1996, ist eine der Aktivist*innen der Letzten Generation. Die Schauspielerin steht in Volkers Löschs Theaterstück „Recht auf Jugend” am Theater Bonn auf der Bühne, klebt sich aus Protest aber auch an Straßen fest. Für gute Ratschläge und Unwörter wie „Klimaterroristen” hat sie kein Verständnis: „Dann macht halt überhaupt irgendwas und versteht mal, dass wir keine Zeit mehr haben!“
Das hat nichts mit dem Alter zu tun
Der 18-jährige Schüler und Journalist ist dagegen mit dem Label „Generation Greta“ nicht einverstanden. Nur ein Bruchteil der Jugendlichen sei wirklich bei Fridays for Future aktiv. Ob jemand mit deren politischen Forderungen d’accord sei, habe nicht unbedingt etwas mit dem Alter zu tun. Auch die Omas for Future wollen ihre Enkelkinder im Kampf gegen die Klimakatastrophe nicht allein lassen. Die Konfliktlinie läuft für sie nicht zwischen den Generationen, sondern zwischen Menschen, die die Zeichen der Zeit erkennen und denen, die weiter gedankenlos auf ihren Privilegien beharren. Also doch nicht: ignorante Babyboomer auf der einen, besorgte Gen Z auf der anderen Seite?
Auf der Straße, in der Familie, oder am Arbeitsplatz - mit den Generationen treffen dennoch unterschiedliche Werte aufeinander. Psychologe Rüdiger Maas macht einen wesentlichen Unterschied bei der Einstellung zur Arbeit aus. Viele Unternehmer berichteten etwa von „Quiet Quitting“ - Dienst nach Vorschrift: „Da sitzt dann eben der ältere Meister da, macht dann das Produkt fertig, während der Lehrling quasi schon weg ist.“ Den Jungen liegt ihre Work-Life-Balance am Herzen. Das stößt bei Älteren oft auf Unverständnis. Die 22-jährige Schweizerin Yaël Meier berät Unternehmen im Umgang mit der Gen Z. Sie weiß: Ihre Generation kann Forderungen stellen, denn sie ist klein, der Nachwuchs also knapp. Die Gen Z kann deshalb im Arbeitsleben einiges bewegen, in der Politik dagegen weniger.
Bundestagswahl schon ab 16?
Die über 50-Jährigen sind so zahlreich, dass sie im Prinzip jeden Wahlausgang bestimmen können. Könnte eine Absenkung des Wahlalters helfen, politische Veränderungen in eine Richtung zu stoßen? Veränderungen, die denen, deren Leben sie noch am längsten prägen werden, zugutekommen? Tracy Abenaa Osei-Tutu ist Aktivistin im Verein “Demokratische Stimme der Jugend“, sie fordert: Auch Kinder und Jugendliche sollten ein gleichwertiger Teil der Demokratie sein. Bundestagswahl also schon ab 16? Oder sogar noch früher?"
Wie sehr bestimmen die Alten über die Zukunft der Jungen? Hat die Generation der Baby-Boomer den Nachfolge-Generationen die Welt als Scherbenhaufen hinterlassen oder ist ein solcher Eindruck lediglich jugendlichen Ängsten geschuldet? Sind die Probleme, vor denen junge Menschen heute stehen, schwerwiegender als die Krisen von früher? Und verlaufen die Fronten wirklich zwischen jung und alt?