EU-Übung: Wie die Europäische Union Militärmacht werden will

    Erste gemeinsame Truppenübung:Wie die EU zur Militärmacht werden will

    Florian Neuhann
    von Florian Neuhann, Rota / Spanien
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    An der spanischen Küste trainiert die Europäische Union zum ersten Mal überhaupt ihre geplante militärische Eingreiftruppe. Die könnte sie jetzt schon gut gebrauchen.

    Es stürmt in Rota, an der andalusischen Küste, als die irischen Spezialkräfte vom Helikopter der rumänischen Luftwaffe in den spanischen Atlantik abtauchen. Das Wetter macht die Operation zu einer echten Herausforderung - für Piloten und Taucher.
    Und ein klein wenig auch für die Ehrengäste, denen der Wind auf ihrer Tribüne am Strand ins Gesicht peitscht. Es wirkt wie eine Metapher für die aktuelle Weltlage.

    EU-Eingreiftruppe zur Absicherung humanitärer Einsätze

    Europas Militärs treffen sich in Rota für eine historische Premiere. Es ist die erste Militärübung, die die Europäische Union jemals in ihrer Geschichte abhält. Hier wird trainiert, was künftig einmal die schnelle Eingreiftruppe der EU können soll.
    Ab 2025, so hatte es die EU in ihrem "Strategischen Kompass" vor einem Jahr beschlossen, soll diese Eingreiftruppe aktiv werden können.
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    In Rota wünscht sich mancher: man hätte sie schon jetzt. Zum Beispiel, um die humanitäre Hilfe der Europäer für den Gaza-Streifen abzusichern. Europas Chefdiplomat, Josep Borrell, sagt:

    Wenn man der Zivilbevölkerung helfen will, erfordert das große logistische Kapazitäten und militärischen Schutz.

    Josep Borrell, EU-Außenbeauftragter

    Militärischer Test mit Soldaten aus 19 EU-Staaten

    Und Europas oberster Militär, General Robert Brieger, ergänzt, es sei natürlich denkbar, dass künftig europäische Streitkräfte in einem solchen Szenario zum Einsatz kämen.
    Doch diese Woche ist das nur ein Test. 14 Monate lang vorbereitet, treffen sich hier 2.800 Soldaten aus 19 EU-Staaten. Das Szenario: ein fiktiver afrikanischer Staat droht zu zerbrechen. Die EU soll eingreifen, für die Sicherheit des Landes sorgen. Und nebenbei die eigenen Bürger retten.
    Es ist ein Szenario, das nicht ohne Grund große Ähnlichkeiten hat zu realen Ereignissen aus diesem Sommer. Und es würde, sagt der EU-Außenbeauftragte Borrell, die Europäische Union auf eine neue Stufe heben.

    Europa - bald eine Militärmacht?

    Die Versuche, aus Europa auch eine Militärmacht werden zu lassen, haben eine lange Geschichte. Von 1952 datiert die erste Idee einer Europäischen Verteidigungsgemeinschaft, die damals aber am Widerstand in der französischen Nationalversammlung scheitert.
    Seitdem verlegte Europa sich eher auf wirtschaftliche Stärke. Und verließ sich, in Fragen der Sicherheit, entweder auf die Nationalstaaten oder die Nato - und damit auf die USA. Doch schon die erste Amtszeit von Donald Trump in den USA hat Europa aufgerüttelt.
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    Die Aussicht, dass Trump womöglich im nächsten Jahr, bei den nächsten US-Wahlen, an die Macht zurückkehren könnte, erst recht. Will die EU Weltpolitik mitgestalten, muss sie auch militärisch dazu in der Lage sein - die Überzeugung hat sich mittlerweile durchgesetzt.

    "Jede Reise beginnt mit einem ersten Schritt"

    Nur: Kommt das nicht zu spät, und sind die geplanten 5.000 Soldaten der Eingreiftruppe dafür nicht zu wenig? Ist die Frage an den EU-Außenbeauftragten Borrell in Rota. Ja, sagt der: natürlich hätte die EU am besten schon vor Jahren damit begonnen. Aber:

    Jede Reise beginnt mit einem ersten Schritt. Und das hier wird eine lange Reise werden.

    Josep Borrell, EU-Außenbeauftragter

    Zumal - auch das wird bei der Übung in vielen Gesprächen mit Beteiligten deutlich - dieser Aufbau gar nicht so leicht ist. Viele EU-Armeen sind personell bereits am Anschlag, viele Soldaten bereits etwa für die Nato verplant. Auch die 5.000 müssen erst einmal zusammengekratzt werden.
    Deutschland übrigens hat angekündigt, 2025, im ersten Jahr der EU-Eingreiftruppe, deren rotierende Führung zu übernehmen. Die nächste, dann zweite Übung für den Aufbau der Truppe soll im nächsten Jahr dafür auch in Deutschland stattfinden. Es ist ein erster Schritt, den Europa in dieser Woche in Rota geht. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
    Florian Neuhann ist Korrespondent im ZDF-Studio Brüssel.
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