So arbeiten Diplomaten: Verstehen, wie die Welt tickt

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    So arbeiten Diplomaten:Verstehen, wie die Welt tickt

    von Lukas Wagner
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    Sie bewegen sich im Geheimen und auf der Weltbühne: Diplomaten. Seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs stehen sie besonders im Fokus. Diese Rolle spielen die Gesandten in der Politik.

    Das Bild zeigt den stellvertretenden Leiter des Büros des ukrainischen Präsidenten Kyrylo Tymoshenko (R) und den ukrainischen Präsidentenberater Mykhailo Podoliak vor dem Beginn der Gespräche mit der russischen Delegation in Istanbul, Türkei, 29. März 2022.
    Zu Friedensgespräche hatten sich Delegationen aus Russland und der Ukraine Ende März in Instanbul getroffen. (Archivbild)
    Quelle: epa

    Wenn es zwischen Staaten kriselt oder bereits Krieg herrscht, wird nach Diplomatie gerufen. Der Direktor der Diplomatischen Akademie Wien, Emil Brix, erklärt, dass die diplomatischen Mittel im Krieg aber begrenzt sind. "Diplomatie beginnt vor dem Krieg oder wenn er vorbei ist." Während eines Konflikts könne man hauptsächlich Kontakte im Hintergrund aufrechterhalten.

    Lautsprecher oder stiller Verhandler? Eine neue Art der Diplomatie

    Als einer der auffälligsten Diplomaten tritt derzeit der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, auf. "Historisch gesehen ist ein öffentlichkeitswirksames Auftreten ungewöhnlich. Der Krieg ist aber auch ungewöhnlich, deshalb lässt sich das vertreten", sagt Brix.
    Außerdem sei Melnyks Vorgehen durchaus erfolgreich. In den vergangenen Jahren habe sich die Rolle von Diplomaten ohnehin verändert.

    Sie stehen immer stärker in die Öffentlichkeit.

    Emil Brix, Direktor der Diplomatischen Akademie Wien

    Wie wird man Diplomat?

    Egal ob neue oder klassische Rolle, als Diplomat ist Kommunikationsfähigkeit entscheidend. "Diplomatie besteht nur aus Dialog", erklärt Brix, der auch Botschafter Österreichs in Russland war.
    Um das zu erlernen, werden in Deutschland Diplomaten beim Auswärtigen Amt in einem zwölfmonatigen Vorbereitungsdienst ausgebildet. Dabei stehen zum Beispiel Seminare zu internationalen Beziehungen, Volkwirtschaftslehre oder Völkerrecht auf dem Plan. "Man muss als Diplomat verstehen, wie die Welt tickt und sie tickt heute viel komplizierter als früher", sagt Brix.
    Vor der Ausbildung beim Auswärtigen Amt muss ein mehrstufiges Auswahlverfahren absolviert werden. Voraussetzung für eine Bewerbung sind unter anderem ein abgeschlossenes Masterstudium, sehr gute Kenntnisse in Englisch sowie einer weiteren Fremdsprache und die deutsche Staatsbürgerschaft.

    Wann schlägt die Stunde der Diplomaten?

    Wer im Streitfall Verhandlungen führt, sei eine Einzelfallentscheidung, teilt das Auswärtige Amt auf ZDFheute-Anfrage mit. "Oft werden Personen auch als Symbol in Beratungen geschickt", erzählt Emil Brix. So habe Russland mit der Entsendung ihres Verhandlungsführers Wladimir Medinski in die Gespräche mit der ukrainischen Seite eine klare Botschaft kommuniziert. "Er ist nationalistisch eingestellt und ein enger Vertrauter von Wladimir Putin", sagt Brix. Damit seien die Erfolgsaussichten der Verhandlungen von vorneherein sehr gering gewesen.

    Diplomaten dürfen sich nicht von der Lüge der Gegenseite überraschen lassen.

    Emil Brix, Direktor der Diplomatischen Akademie Wien

    Neben dem Kriseneinsatz, um Konflikte zu verhindern oder zu lösen, haben Diplomaten auch viele andere Aufgaben. So setzen sie sich als Botschafter auf gesellschaftlicher und politischer Ebene für die Interessen des eigenen Landes ein, sammeln Informationen über Entwicklungen im Einsatzland und helfen im Ausland befindlichen Unternehmen oder Bürgern bei Problemen oder Anliegen.

    Was Diplomaten beachten müssen und welche Privilegien sie haben

    Diplomaten müssen alle drei bis vier Jahre den Dienstort wechseln. Dadurch soll ein "going native" verhindert werden, Gesandte sollen sich nicht zu sehr mit ihrem Einsatzland identifizieren. Ein Privileg von Diplomaten ist, dass sie im Zielland Immunität besitzen und somit nicht vor Gericht gestellt werden können.



    Die diplomatischen Standards haben sich über Jahrhunderte entwickelt und wurden mit dem 1961 auf einer Konferenz der Vereinten Nationen ausgehandelten Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen (WÜD) für universell gültig erklärt.

    Welche Folgen haben Ausweisungen von Diplomaten für die Beziehungen zwischen Staaten?

    Bestimmt ein Land einen Diplomaten zu einer "persona non grata" (unerwünschte Person), muss der Betroffene den Staat verlassen. Das ist zum Beispiel Ende April geschehen, als Russland auf die Ausweisung von 40 russischen Diplomaten aus Deutschland reagiert hat und ebenfalls die gleiche Anzahl deutscher Gesandter zu unerwünschten Personen machte.
    "Ausweisungen sind noch nicht die höchste Eskalationsstufe. Das wäre der Abbruch der Beziehungen", sagt Emil Brix und warnt Staaten davor, den diplomatischen Austausch mit anderen Ländern zu kappen. "Die aktuelle Krise unterstreicht, wie wichtig Diplomatie ist."
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