Brief an Belegschaft: Unternehmer Würth warnt vor AfD
Brief an Belegschaft:Unternehmer Würth warnt deutlich vor AfD
von Luisa Houben und Eva Schiller
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Unternehmer Reinhold Würth hat in einem Brief an seine Mitarbeiter klar Stellung gegen die AfD bezogen. Die Reaktionen auf die politische Positionierung fallen unterschiedlich aus.
Der Unternehmer Reinhold Würth hat sich gegen die AfD positioniert (Archivbild)
Quelle: dpa
Es ist ein außergewöhnlicher Brief: Denn Reinhold Würth, 88 Jahre alt und Chef der Würth-Gruppe, positioniert sich in der Regel nicht öffentlich zum politischen Geschehen. Nun aber bezieht er in einem Schreiben an seine Mitarbeitenden Stellung gegen die Partei Alternative für Deutschland (AfD). Der Text liegt ZDFheute vor.
... ist bekannt für die Herstellung von Schrauben. Ihr Hauptsitz ist im baden-württembergischen Künzelsau. Dort gründete 1945 Adolf Würth einen Schraubengroßhandel. Sein Sohn, Reinhold Würth, machte daraus ein Milliardenunternehmen. Heute hat die Würth-Gruppe 87.000 Mitarbeitende, mehr als 27.000 davon in Deutschland.
Würth zeigt Unverständnis für Protestwähler
Darin schreibt Würth, er schließe sich dem Protest vieler Millionen Bürger gegen die AfD an und appelliert:
Überlegen Sie, wem Sie bei den verschiedenen Wahlen Ihre Stimme geben. Bloß wegen ein bisschen Spaß an der Freud Rabatz zu machen und aus Unmut über die Ampelregierung die AfD zu wählen, ist einfach zu wenig.
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Reinhold Würth, Unternehmer
Als Begründung führt er an, dass er Parallelen zwischen der Weimarer Zeit und heutigen Bundesrepublik Deutschland für "Unsinn" hält. Im Gegensatz zur Weimarer Zeit müsse heute "kein Mensch hungern oder frieren". Adolf Hitler sei als "der Retter aus der blanken Not gesehen" worden. Heute sei das anders: Die Sozialeinrichtungen von Bund und Ländern "überschütten geradezu die Bedürftigen mit Hilfsangeboten", schreibt Würth.
Ich wette, dass der durchschnittliche AfD-Wähler über ein eigenes Auto verfügt und mindestens einmal im Jahr in den Urlaub fährt.
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Reinhold Würth, Unternehmer
Außerdem warnt Würth, die AfD strebe "eine Demokratur oder gar eine Diktatur" an und bezieht sich dabei auf eine Aussage von Lars Hünich, AfD-Landtagsabgeordneter aus Brandenburg. Hünich hatte gesagt, der Parteienstaat müsse "abgeschafft" werden.
Der Landtagsabgeordnete der AfD Lars Hünich bei seiner Rede in Falkensee bei Berlin: den "Parteienstaat" abschaffen. Dies sagte er bei einer Rede beim Bürger-Stammtisch.01.02.2024 | 0:29 min
Betriebsrat kritisiert öffentliche Positionierung
Die Belegschaft werde sich von dem Schreiben von Reinhold Würth nicht allzu sehr beeinflussen lassen, sagt Jürgen Daffner, Betriebsrat und Leiter des Vertrauenskörpers, einer Vertretung der Gewerkschafter bei Würth. Er war mehr als 20 Jahre Verkäufer bei Würth und zog als Mitglied der IG Metall in den Betriebsrat ein. Deren Liste zu wählen, davor hatte Würth vor einigen Jahren abgeraten. Sie gewann die Wahl trotzdem.
Es ist keine Frage, wir bei Würth stehen ein für Demokratie, Offenheit und Vielfalt. Aber so eine klare politische Positionierung ist schwierig. Wir könnten Mitarbeitende und Kunden verlieren.
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Jürgen Daffner, Betriebsrat bei Würth
Es ginge nicht allen Mitarbeitenden "zu gut", wie Würth in seinem Brief suggeriere.
AfD-Vertreter greifen Würth persönlich an
Der AfD-Vorsitzende in Baden-Württemberg Markus Frohnmaier diskreditiert Reinhold Würth in einer Stellungnahme gegenüber ZDFheute als "greisen Milliardär", der sich der Lebensrealität der Bürger nicht bewusst sei. Frohnmaier schreibt:
Herr Würth sollte sich aufgrund der katastrophalen Ampel-Wirtschaftspolitik lieber auf sein Unternehmen konzentrieren und den Bürgern keine Märchen erzählen.
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Markus Frohnmaier, AfD-Vorsitzender Baden-Württemberg
Der AfD-Fraktionsvorsitzende Anton Baron rief Würth auf, sich zukünftig "besser nicht mehr politisch (zu) äußern." Der baden-württembergische Verfassungsschutz beobachtet die AfD in dem Bundesland seit Juli 2022 als rechtsextremistischen Verdachtsfall.
Kretschmann schätzt klare Haltung der Wirtschaft
Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) reagierte erfreut auf die Stellungnahme des baden-württembergischen Unternehmers.
Es ist positiv, dass sich die Wirtschaft positioniert, sich dafür engagiert, dass Deutschland eine stabile Demokratie bleibt.
Er schätze die "abgewogene Haltung eines lebenserfahrenen Menschen" wie Reinhold Würth. Dieser ist nicht der einzige Unternehmer im Ländle, der sich jüngst gegen die AfD positionierte. Auch die Führungsetagen von Stihl, Vaude, Trumpf, Bosch, EBM-Papst oder Mercedes hatten ihre Haltung öffentlich gemacht.
Gemeinsam mit Gewerkschaften setzten sie im Februar ein Zeichen gegen radikale Kräfte. Südwestmetall und IG Metall Baden-Württemberg sprachen sich in Stuttgart gemeinsam mit dem Bundespräsidenten und Spitzen-Unternehmern für Zusammenhalt, Aufklärung und konsequentes Dagegenhalten aus.
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