Analyse zu Sachsen: AfD und BSW ohne eigenes Zutun erfolgreich

    Analyse

    Wahl in Sachsen:AfD und BSW: Erfolg ohne viel eigenes Zutun

    von Forschungsgruppe Wahlen
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    Die CDU punktet in Sachsen dank Kretschmer und Kompetenzen, AfD und BSW profitieren vor allem von der Ampel-Kritik: die Analyse der Forschungsgruppe Wahlen zur Landtagswahl.

    Sachsen, Dresden: Jörg Urban (AfD), Vorsitzender der AfD in Sachsen und Spitzenkandidat reagiert auf der Wahlparty seiner Partei nach der Veröffentlichung der ersten Prognosen.
    Jörg Urban (AfD) polarisiert im Freistaat weniger scharf als etwa Björn Höcke in Thüringen oder Alice Weidel im Bund.
    Quelle: dpa

    Bei der Landtagswahl in Sachsen liegen CDU und AfD nahe beieinander. Die Linke fällt auf ihr schwächstes Ergebnis im Osten, die Grünen verlieren und für die SPD bleibt der Freistaat Diaspora. Die FDP wird marginalisiert und das BSW schafft aus dem Stand ein starkes Ergebnis.
    Amtliches Endergebnis
    Gewinne und Verluste
    Sitzverteilung
    Mögliche Koalitionen
    Wahlbeteiligung
    Landtagswahlen seit 1990
    Wen hätten Sie lieber als  Ministerpräsidenten ...
    Ministerpräsident Michael Kretschmer macht seine Sache eher ...
    Michael Kretschmer und Jörg Urban: Wer ...
    Bewertung von Regierung und Opposition
    Eine Koalition aus ... fänden ...
    Welche Partei sollte die Regierung führen?
    Die wichtigsten Probleme
    Parteikompetenzen im Bereich ...
    Wichtiger für meine Wahlentscheidung: Politik im ...
    Wie ist Sachsen auf die Zukunft vorbereitet, eher ...
    Kann Sachsen die vielen Flüchtlinge verkraften?
    Wen wählten die ...
    Wen wählten die ...
    Wer wählte die CDU
    Wer wählte die AfD
    Wer wählte die Linke
    Wer wählte die Grünen
    Wer wählte die SPD
    Wer wählte das BSW
    Wer wählte die CDU
    Wer wählte die AfD
    Wer wählte die Linke
    Wer wählte die Grünen
    Wer wählte die SPD
    Wer wählte das BSW
    Wer wählte die CDU
    Wer wählte die AfD
    Wer wählte die Linke
    Wer wählte die Grünen
    Wer wählte die SPD
    Wer wählte das BSW

    AfD und BSW: Wenig eigene Qualitäten

    Wenn auch weniger überzeugend als in früheren Jahren, basiert das CDU-Ergebnis auf einem Mix aus starkem Spitzenkandidaten, Sachkompetenz und dem Wunsch nach CDU-Regierungsführung. AfD und BSW zeigen wenig eigene Qualitäten. Neben den Themen Flüchtlinge bzw. Ukraine/Russland profitieren beide von Rekord-Unzufriedenheit mit der Ampel und Defiziten der CDU/CSU-Opposition im Bund.
    Speziell im AfD-Lager gibt es auch hohe Distanz zur etablierten Politik im Freistaat. Unter allen Sachsen gilt die AfD für 54 Prozent als Gefahr für die Demokratie; eine AfD-Regierungsverantwortung wird abgelehnt.
    Sachsen: Die AfD wird gewählt hauptsächlich wegen ..., Grafik
    Quelle: ZDF

    Top-Thema Flüchtlinge: Grundstimmung gekippt

    Der Hauptgrund, AfD zu wählen, ist nach Ansicht von nur noch 27 Prozent (2019: 51 Prozent) der AfD-Anhänger/innen ein "Denkzettel", für 71 Prozent (2019: 45 Prozent) wird die AfD wegen ihrer politischen Forderungen gewählt. Das überragende Thema der AfD-Wähler heißt "Flüchtlinge/Asyl", wobei hier auch insgesamt die Grundstimmung gekippt ist: Für 70 Prozent aller Befragten (2019: 36 Prozent) kann "Sachsen die vielen Flüchtlinge nicht verkraften" und für 64 Prozent wird "zu viel" für Flüchtlinge getan - darunter 93 Prozent im AfD-Lager, wo sich viele im eigenen Leben benachteiligt fühlen.
    Sachsen: Parteikompetenzen im Bereich ..., Grafik
    Quelle: ZDF

    AfD bei "Ausländer/Asyl" vorne

    Wenn es im Bereich "Ausländer/Asyl" um die beste Politik geht, setzen mehr Befragte auf die AfD als auf die CDU. Die SPD punktet etwas mit "Soziale Gerechtigkeit", bleibt aber ansonsten bei den Parteikompetenzen genau wie Linke, Grüne oder BSW schwach.
    Bei "Bildung", "Zukunft" und "Wirtschaft" führt die CDU - in einem Bundesland, das im Benchmark der Ost-Länder noch als relativ gut aufgestellt gilt. Wäre die AfD mit an der Regierung, befürchten 51 Prozent negative Konsequenzen für den Wirtschaftsstandort Sachsen.

    Kandidaten: CDU-Zugpferd Kretschmer

    Punkten kann die CDU auch mit ihrem Spitzenkandidaten, wobei Michael Kretschmer etwas an Zugkraft verloren hat. Beim Ansehen auf der +5/-5-Skala mit positiven 1,7 (2019: 2,3), bescheinigen 72 Prozent dem Ministerpräsidenten gute Arbeit.
    Sachsen: Wen hätten sie lieber als Ministerpräsidenten ..., Grafik
    Quelle: ZDF

    Jörg Urban (AfD) hat mit minus 1,1 (2019: minus 0,8) ein Negativimage; allerdings polarisiert Urban im Freistaat weniger scharf als etwa Björn Höcke in Thüringen oder Alice Weidel im Bund. Letztlich wollen 65 Prozent Kretschmer als Regierungschef, nur 23 Prozent sind hier für Urban.

    Bundespolitik: Ampel-Frust und Unions-Defizite

    Beim Parteiansehen im Land rangiert die CDU (+5/-5-Skala: 1,3) weit vor BSW (minus 0,3), SPD (minus 0,6) und Linke (minus 1,3). Die AfD (minus 1,1) liegt vor den Grünen (minus 2,1), die beim Image einbrechen. Für 89 Prozent liegt deren schwache Sachsen-Performance aber primär an "den Grünen im Bund".
    Bewertung der Parteien in Sachsen, Grafik
    Quelle: ZDF

    Während Bundeskanzler Olaf Scholz (minus 1,7) sehr kritisch und die Bundesregierung (minus 2,1) so schlecht bewertet wird wie noch nie bei einer Landtagswahl, ist "die Politik der Ampel" für 80 Prozent ein Grund für die AfD-Stärke. Allerdings wäre die AfD für 68 Prozent auch weniger stark, "wenn die CDU/CSU im Bund bessere Politik machen würde".

    Wer wählte wen: Gender-Gap und Altersgefälle

    Auch wenn die AfD in Sachsen auf breiter Front rekrutiert, ist sie bei Männern noch deutlich stärker als bei Frauen (36 bzw. 26 Prozent). Äußerst erfolgreich ist die AfD zudem bei allen unter 60-Jährigen mit niedrigeren Schulabschlüssen. Unter allen Wählerinnen und Wählern mit Hochschulabschluss kommt die AfD nur auf 16 Prozent. Bei der CDU verläuft der Gender-Gap umgekehrt (Männer/Frauen: 29 bzw. 35 Prozent), auch beim BSW gibt es Unterschiede (Männer/Frauen: zehn bzw. 13 Prozent).
    Sachsen: AfD-Wähler nach Geschlecht, Grafik
    Quelle: ZDF

    Bei der CDU existiert ein starkes Altersgefälle: Bei den ab 60-Jährigen holt die CDU 42 Prozent, bei den unter 30-Jährigen schafft sie nur 15 Prozent. AfD und BSW holen in der Gruppe der unter 30-Jährigen 30 bzw. zehn Prozent. Linke, SPD und Grüne liegen hier etwas über dem Schnitt (13, neun bzw. neun Prozent).
    Sachsen: CDU-Wähler nach Geschlecht, Grafik
    Quelle: ZDF

    Regierungsverantwortung: AfD-Beteiligung unerwünscht

    Auch wenn die AfD in Sachsen weniger kritisch gesehen wird als in allen anderen Bundesländern, wird eine Beteiligung dieser Partei an der nächsten Regierung abgelehnt (gut/schlecht/egal: 37/57/4 Prozent). Beim BSW gehen die Meinungen hier auseinander (Beteiligung gut/schlecht/egal: 38/34/20 Prozent).
    Sachsen: Welche Partei sollte die Regierung führen?, Grafik
    Quelle: ZDF

    Mehr Klarheit gibt es in einem anderen Punkt: Vor die Wahl gestellt, ob die CDU oder die AfD die nächste Regierung anführen soll, sprechen sich 64 Prozent aller Sachsen für die CDU aus und nur 31 Prozent für die AfD.
    Die Zahlen basieren auf einer Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen unter 1.337 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten in Sachsen in der Woche vor der Wahl (telefonisch/online) sowie auf der Befragung von 18.137 Wählerinnen und Wähler am Wahltag.

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