Bundesarbeitsgemeinschaft BAGW:Immer mehr Familien von Wohnungsnot bedroht
Die Wohnungsnot betrifft eine steigende Zahl von Familien. 10,6 Prozent der Hilfesuchenden leben in einem Haushalt mit Kindern, so die Wohnungslosenhilfe. Das sei alarmierend.
Fachverbände warnen vor einer steigenden Zahl wohnungsloser Familien - und fordern Hilfe von der Politik.
Quelle: imago/photothek
Nach Angaben der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAGW) betrifft die
Wohnungsnot einen wachsenden Anteil von Familien. Insgesamt 10,6 Prozent der wohnungslosen und von Wohnungslosigkeit bedrohten Menschen leben in Haushalten mit Kindern, wie aus dem in Berlin veröffentlichten Jahresbericht für 2021 hervorgeht.
Geschäftsführerin Werena Rosenke erklärte, dies sei ein "sehr beunruhigender Höchstwert".
BAGW: Entwicklung der Zahlen ist "alarmierend"
- Im Jahr 2017 lag der Anteil der Paare mit Kindern und Alleinerziehenden unter den Hilfesuchenden noch bei 9,2 Prozent
- Im Jahr 2013 lag diese Zahl bei 7,2 Prozent.
- Bezogen auf die Gruppe der akut Wohnungslosen lag der Anteil der Haushalte mit Kindern 2021 bei 5,5 Prozent. Die BAGW nannte die Entwicklung der Zahlen "alarmierend".
Zwar seien Haushalte mit Kindern im Vergleich zu Haushalten ohne Kinder deutlich seltener akut von Wohnungslosigkeit betroffen. Mit knapp 37 Prozent lebte dennoch mehr als jede dritte Familie, die die Hilfeeinrichtungen und -dienste der freien Träger in Anspruch nahm, ohne eigene Wohnung. 2021 sank dieser Wert damit erstmals seit Jahren wieder unter die 40-Prozent-Marke.
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Verband befürchtet weiteren Anstieg
Der Bundesarbeitsgemeinschaft zufolge könnte dies mit der
Corona-Pandemie zusammenhängen. Zu Beginn der Pandemie seien vielerorts Zwangsräumungen zumindest in Haushalten mit Kindern zeitweilig ausgesetzt worden.
Bereits 2021 seien diese Räumungen allerdings dann oft nachgeholt worden. Daher sei ein weiterer Anstieg akut wohnungsloser Familien in den kommenden Jahren zu befürchten.
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Verband: Für Wohnungslose keine Verbesserung in Sicht
Dem Bericht zufolge gibt es für wohnungslose oder von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen wenig Grund zur Hoffnung. Er lässt "keinerlei Anzeichen für eine Verbesserung der allgemeinen Situation erkennen", sagte die Vorsitzende der BAG, Susanne Hahmann, in Berlin. Zu wenig bezahlbarer Wohnraum bleibe weiterhin das größte Problem.
Hahmann forderte die Politik zum Handeln auf, "damit nicht noch mehr Menschen in prekäre Lebenslagen geraten, aus denen sie mitunter nur schwer wieder herausfinden können".
Bericht: 97 Prozent wünschen sich eigene Wohnung
Dem Bericht zufolge suchen knapp 70 Prozent der Menschen, die ihre Wohnung verloren haben, vorübergehend bei Freunden, Bekannten oder ihrer Herkunftsfamilie Unterkunft, oder landen auf der Straße.
Fast alle akut wohnungslos gewordenen Menschen (rund 97 Prozent) geben an, dass sie sich eine eigene Wohnung für sich selbst oder ihre Familie, ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft oder eine alternative Unterbringung wünschen.
Frauen suchen schneller Hilfe als Männer
Frauen suchen nach einem Wohnungsverlust laut dem Bericht schneller Hilfe als Männer. "So suchen 36 Prozent der Frauen bereits im Prozess des Wohnungsverlustes professionelle Unterstützung, während es bei Männern knapp 21 Prozent sind", berichtet die BAG Wohnungslosenhilfe.
Die BAG erstellt seit 1990 ihren Jahresbericht auf der Basis von Angaben der Dienste und Einrichtungen der Hilfen in Wohnungsnotfällen. Für den aktuellen Bericht wurden der BAG Daten von mehr als 37.000 Klientinnen und Klienten aus 209 Einrichtungen und Diensten aus dem Jahr 2021 übermittelt.
Auf der Parkbank pennen, kein Kontakt zur Familie, Geldnot: Nach Einschätzung einer Stiftung leben immer mehr junge Menschen auf der Straße. Die Situation sei "dramatisch".
Quelle: AFP, epd